Ich holte tief Luft und wollte ihm entgegenbrüllen, ob das gerade sein verdammter Ernst war. Aber ich konnte nicht. Also ließ ich stattdessen die Luft geräuschvoll durch meinen Mund entweichen.
"Ich weiß, ich war damals ein totales Arschloch! Ich wollte dir sagen, dass es mir leid tut, okay? Ich hätte nicht... Du hast das nicht verdient. Nichts davon. Es tut mir leid."
Ich brauchte einen Augenblick, um mir zu überlegen, was ich darauf antworten sollte. Als hätte sie meine Gedanken gelesen, stand Hannah wieder an unserem Tisch und stellte die beiden Heißgetränke vor uns ab. Dabei musterte sie mich fragend. Für Anton nicht erkennbar, zuckte ich leicht mit meinen Schultern und schüttelte meinen Kopf. Mit zusammengekniffenen Augen schaute sie zu Anton, bevor sie wieder zum Tresen ging. Dieser schaute ihr kurz hinterher, ehe er seinen Blick direkt auf mich richtete."Tim? Du hast die ganze Zeit noch kein einziges Wort gesagt. Könntest du bitte etwas dazu sagen?"
Ich atmete tief durch und umklammerte mit beiden Händen meine Tasse. Ich erinnerte mich, wieso ich einem Treffen mit Anton überhaupt zugestimmt hatte. Nicht, um hier zu sitzen und zu schweigen. Ich wollte einen Neustart. Ich wollte meine Vergangenheit hinter mir lassen, ein "neuer Tim" werden. Noch einmal atmete ich tief ein. Dann schaute ich ihm das erste Mal an diesem Abend direkt in die Augen. "Du hast recht, du bist ein Arschloch!"
Überrascht über mich selbst nahm ich einen Schluck von meiner heißen Schokolade.
Er zuckte zusammen. Perplex erwiderte er meinen Blick. Dann nickte er.
"Du hast alles Recht der Welt, sauer auf mich zu sein."
"Sauer?", ich schnaubte ungläubig. "Du glaubst, ich bin sauer?""Etwa nicht?"
"Sauer beschreibt noch nicht einmal annähernd, was ich gerade fühle." Wut keimte in mir auf.
"Beschimpf mich, hau mir eine rein, mach was du willst. Du hast alles Recht dazu. Alles was ich will, ist, dass du mir verzeihst."
"Wieso sollte ich dir verzeihen? Wieso ist dir das plötzlich so wichtig?"
"Weil ich... Ich habe erkannt, dass mein Verhalten nicht richtig war. Ich weiß doch auch nicht, wieso ich... Ich wollte mich damals nicht outen, ich war noch nicht bereit dazu. Und ich wusste keinen anderen Ausweg."
"Ich habe dich zu nichts gedrängt. Nie! Im Gegenteil. Ich habe mich über Wochen und Monate versteckt. Dir zu liebe. Nur um dann betrogen, belogen und von dir erniedrigt zu werden. Und du glaubst, mit einer einfachen Entschuldigung ist es getan?" Meine Stimme wurde lauter als beabsichtigt, weshalb sich einige Leute zu uns umdrehten. Ich schnappte nach Luft. Ein leichter Schwindel machte sich in mir breit.
"Ich weiß! Ich weiß, du hättest mich nie dazu gedrängt. Trotzdem kam ich nicht damit klar, dass..."
"...dass du schwul bist", beendete ich den Satz für ihn, im Flüsterton versteht sich, denn egal wie aufgebracht ich in diesem Moment war, ich würde nie jemanden in der Öffentlichkeit so bloßstellen, wie er es gemacht hat.
"Ich bin nicht schwul. Ich habe eine Freundin, hast du das vergessen?"
Dieser Satz traf mich wie ein Schuss mitten ins Herz. Alles in mir zog sich zusammen.
"Wie könnte ich?" In meinem Hals bildete sich ein Kloß, der mir das Atmen erschwerte.
Anton lehnte sich über den Tisch, die Ellenbogen aufgestützt. "So war das nicht gemeint! Was ich damit sagen wollte...", seine Stimme wurde ruhig. Er schaute sich kurz um. Die Gäste an den anderen Tischen waren wieder in ihre Gespräche vertieft. "Hör zu Tim! Ich habe es ernst gemeint, als ich gesagt habe, dass ich seit unseren Aufeinandertreffen immer wieder an dich denken muss. Ich vermisse dich! Und ich weiß, dass ich dir auch nicht egal bin, sonst hättest du diesem Treffen nicht zugestimmt."
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30 things to do
RomanceDer einst so offene und lebensfrohe Tim leidet seit der Trennung von seinem Freund unter Sozialer Phobie. Durch seine beste Freundin Hannah erfährt er von der 30-Tage-Challenge. Nachdem er diese zu Beginn wenig ernst nimmt, veranlasst ihn ein Ereign...