Kapitel 5

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"Alpha, wir wissen schon mehr, aber..." begann Michael.
"Was ist mit aber? Habt ihr sie noch nicht?? Wie unfähig seid ihr eigentlich? Wo ist sie? Ich habe euch doch gesagt, dass sie bis Sonnenuntergang bei mir sein soll" knurrte ich ihn wieder an. Meine Kopfschmerzen wurden umso schlimmer, je mehr ich mich ärgerte.

"Nathan. Sie ist in Deutschland." sagte Michael beschwichtigend.
Fucking Deutschland? Das waren 12 Stunden mit dem Flugzeug. Einmal über den großen Teich.
Wer wagte es meine Mate an so einem verlassenen Ort zu bringen?
"Habt ihr schon jemanden losgeschickt?" fragte ich sofort.

" Wir wollten noch auf dich warten. Das Flugzeug ist noch nicht so..."
"Dann macht gefälligst schneller. Der Flug ist schon lange genug."

12 Stunden. Fucking 12 Stunden, sitze ich nun in einem kleinen privat Flugzeug. Ich flog nicht gerne. Eigentlich bin ich noch nie geflogen, aber als ich mich in das Flugzeug zwängte, wusste ich, dass es mir nich gefallen wird.

Ich ging mit Michael nochmal alle Informationen durch, die wir bezüglich meiner kleinen Mate hatten.
Sie wurde, nach unseren Informationen, von dem Chef einer großen Firma in Amerika entführt. Die Firma war nicht wirklich ein Feind von der ihres "Verlobten", aber Freunde waren sie auch nicht wirklich. Es war sehr verzwickt, wie Michael es nannte. Aber wenn die Firma eines anderen sie doch entführte, muss es doch einen Grund haben. Die Firma wollte etwas von dem Verlobten, was er nicht rausrückte, oder zumindest Lösegeld. Man entführt doch nicht eine Person einfach so.
Ich verstand sowieso nicht wie man überhaupt so einem hübschen Wesen etwas antun konnte.

Als wir nach 13 Stunden, Michael hatte sich mit der Flugzeit verrechnet, wofür ich ihn auch schon beinahe als meinen Beta entlassen wollte, endlich wieder richtige Erde unter den Füßen hatten, sprintete ich sofort los.
Ich konnte und wollte nicht länger warten. Ich bin mindestens zig mal den Plan mit Michael durchgegangen und kannte die Google Maps Karte auswendig.

Als Mensch müsste ich vom Flughafen aus nochmal 5 Stunden laufen. Nicht mit mir, dachte ich nur und grinste hämisch dabei.
Ich verwandelte mich in meinen Wolf. Aus meiner Haut sprießten die Haare, mein Rückgrat bog sich nach vorne und ließ mich auf allen vieren landen. Das hässliche knacken und scharben der Knochen aufeinander, das ziehen und reißen der Muskeln und Bänder. Ich will nicht leugnen, dass es nicht weh tut, jedoch wird es von mal zu mal besser. Ja, man gewöhnt sich eigentlich an den Schmerz.
Die Leute aus meinem Rudel meinen, dass sie nach dem 10 oder 13 Mal gar keine Schmerzen mehr hatten. Jedoch waren sie auch Omegas, was heißt, dass sie kleiner und schwächer sind. Ihre Körper halten außerdem nicht einer so großen Belastung stand wie mein Körper. Dennoch, im Vergleich zu Menschen waren Omegas beinahe Götter. Sie konnten in Menschenform locker 4 Stunden den Mount Everest hoch und wieder runter besteigen. Und das nicht laufend, nein, sie sprinten. In Wolfsform waren sie sogar noch ausdauer fähiger.

Ich allerdings könnte knappe zwei Tage lang in Menschengestallt den Mount Everest hoch und runter rennen. Ich war, als ihr Alpha auch doppelt so groß wie sie, weswegen meine Verwandlung auch mehr Schmerzen verursachte, den mein Körper allerdings gut abhaben konnte.

Als ich mich vollständig verwandelt hatte, sprintete ich sofort los. Mein Wolf holte das beste aus sich heraus was er zu bieten hatte, was etwa knapp an die 100 km/h war. Ein Omega könnte nur knapp 60 km/h erreichen.

Getrieben von dem Gedanken an meine Mate hetzte ich durch die Stadt. Mir war es egal ob ich gesehen wurde oder nicht. Heiße Luft stieß ich aus meinem Maul und zog kalte, beißende durch die Nase wieder ein. Fast am Waldrand angekommen erfasste mich eine Windböhe.

Sie roch nach Sonnenblumen, Minze und Glück. Dieser Duft benebelte für kurz meine Sinne. Mein Wolf blieb wie von selbst stehen, reckte die Nase in die Luft um mehr von diesem Geruch aufnehmen zu können. Mein Blut kochte innerlich, das Wasser sammelte sich in meinem Maul.
Noch einmal bläste der Wind zu mir und ich roch Blut. Der beißende Eisengeruch vermischte sich mit zu langem gekauten Kaugummi und abgestandenem Zigarettengeruch. Augenblicklich musste ich würgen.
Wer wagt es den bezaubernden Geruch meiner Mate mit so einem Geruch nach kotze zu überdecken?
Ich knurrte bedrohlich, bis mir kleine rauchwölkchen aus dem Mund kamen. Ich vernahm meinen Beta etwa 50 km hinter mir. Er war noch in Menschengestallt. Feigling.

Dennoch rannte auch er. Er tat einen auf Jogger, doch rannte für einen Menschen schon einen Sprint. Trotzdem gab er nicht sein bestes, was mich nur verächtlich schnaufen ließ.

Ich wand mich ab und lief in die richtung, woher ich noch leicht den Minze Geruch wahrnehmen konnte.
Wenn der Geruch nach Blut von ihr kommen würde, werden heute wahrscheinlich alle Leute sterben, die ihren Geruch tragen.

The Evil - Stay with me little MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt