Kapitel 26

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Nathan

Unsere Gegner nahmen das schlechter auf als ich dachte. Mich über Abi gebeugt zu sehen, brachte sie aus der Fassung. Sie rannten auf mich zu. Ich erkannte, dass alle von ihnen Menschen waren.
Sie schossen auf mich, stachen auf meinen Körper ein.

Doch das einzige was ich sah, war ihr unglaubliches Gesicht. Ich verschwendete nicht einen Gedanken an meinen Schmerz. Ich sah nur in ihre wunderschönen Augen. Ihr Waldgrün, welches tief in meine Seele drang. Ich sah ihren Kampf, ich sah ihre Tränen. Und sie weinen zu sehen machte mich verrückt.

Sanft legte ich meine Hand an ihre Wangen und wischte ihre Tränen weg.
„Nein, bitte nicht. Weine nicht." sagte ich sanft.
Ich spürte, dass ich kaum noch atmen konnte. Meine Lungen füllten sich mit Blut. Ich begann zu keuchen, hustete Blut.
In ihren Augen stieg noch mehr Tränen auf, welche ich mit meiner letzten Kraft wegwischte.

Ich konnte mich nicht mehr halten und sackte auf ihr zusammen. Doch ich musste mich halten. Ich musste einfach. Sie war so klein und zart unter mir. Ich wollte nicht, dass sie Schmerzen hatte.
Abigail flüsterte etwas, was ich nicht verstand. Ihre kleinen Hände lagen auf meiner Eiskalten, verschwitzen Haut.

Eine unglaubliche wärme durchflutete mich. So, als ob ich wieder vollständig wäre. So, als wenn Abigail mir mein Herz zurück gab. Doch dieses hämmerte immer noch verzweifelt in meiner Brust, kämpfte gegen meinen Blutverlust und meine Erschöpfung an. Ich darf nicht, sagte ich mir immer wieder als Mantra auf.

Meine kleine lächelte leicht, als sie merkte, dass mir es etwas besser ging.
„Ich wusste es." hauchte ich fassungslos.
„Nein. Es geht nicht Nathan."
„Doch. Abigail, wir bekommen das hin."
„Du verstehst nicht." ich keuchte
„Ich verstehe nicht? Verdammt du willst mit meinem Herzen davon rennen, natürlich verstehe ich."
„Ich würde dich in Gefahr bringen."
„Nein. Nein, nein, nein, nein" ich wiederholte es so oft, dass ich meinen eigenen Worten nicht mehr zuhören konnte.

Sie wollte wieder zu ihrem Mann zurück. Dieser Mann, welcher ihr so sehr weh getan hatte. Der Mann, welcher ihre Augen tränen lies. Der Mann, der unheilbare Narben an ihr hinterlassen hatte.
Über viele Wochen hinweg hatte ich gesehen, wie Abigail immer mehr aufblühte. Sie kam total verängstigt hierher.

„Er hat dir weh getan." Ich erinnerte mich an ihre Verletzungen, welche überall auf ihren Körper waren.
„Das hast du auch, Nathan."
Ich hatte gedacht, dass sie von den Entführern stammten. Doch im Endeffekt hatte ihr Ehemann sie entführt. Er hatte sie gefoltert. Er war derjenige, der sie verschwinden lassen wollte. Er wollte sie töten. Und dafür würde ich ihn töten.

„Wir finden eine Lösung, nur bitte, verlass mich nicht."
„Nathan, bitte verstehe doch. Egal wo ich bin er wird mich immer finden."
Ich atmete schwer auf. Ich erkannte ihre Entschlossenheit. Dagegen könnte ich nichts machen.
„Geh bitte runter von mir."

Langsam mit viel Widerspruch meiner Muskeln erhob ich mich und ließ sie frei.
Abigail setzte sich auf und sah mich tief an.
„Sie haben versprochen euch nichts zu tun, wenn ich gehe."
Sie lehnte sich zu mir für einen aller letzten Kuss. Ich schmeckte ihre Tränen, welche salzig auf ihrer Haut lagen.

Sie stand mit wackeligen Beinen auf und obwohl ich mich kaum selber bewegen konnte hob ich sie hoch.
„Nathan, nein."
„Wenn du schon in deinen Tod rennen willst, dann komme ich mit."
„Ich mache die ganze Scheiße doch nur für dich, damit du verdammt nochmal leben kannst."
„Ich lebe nicht ohne dich."

The Evil - Stay with me little MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt