>Der erste Tag nach einem langen Wochenende ist bekanntlich der Schlimmste. Damit das heute auch in deinem Fall zutrifft, wirst du zwei unterschiedliche Socken anziehen, wenn du dich fertig machst fürs Büro.<
„Was? Nein! Das sieht doch Kacke aus..." nuschelt Anette, die auf ihr Handy starrt und ihre heutige Aufgabe liest.
Während sie zwei unterschiedliche Socken aus der Kommode kramt, kommen ihr weitere Zweifel.
„Wie werden meine Kollegen darauf reagieren? Fuck, ich habe heute ja diesen Workshop! Nein! Da mach ich mich doch nur lächerlich...."
Mit ungutem Gefühl im Bauch macht sich Anette auf zur Arbeit.
Dank einer Verspätung der Öffis kommt sie knapp vor dem ersten Meeting ins Büro.
Sie grüßt stürmisch ihre Kollegin, zieht den Laptop aus der Docking Station und läuft zum Treffen.
Nach dem Meeting wartet bereits der Workshop auf sie.
Anette kommt in den kurzen Pausen, zwischen den Vorträgen, gerade einmal bis zur Toilette.
Der Tag verfliegt. Erst am späten Nachmittag ist ihr Tag rum und sie fällt erschöpft in den Schreibtischstuhl.
„Hach, anstrengend aber erfolgreich." atmet sie aus und blickt auf ihre Beine.
„Oh, die Aufgabe. Ha, so geht's natürlich auch." freut sie sich und greift zum Handy.
>Ralf?<
>Ja?<
>Deine Aufgabe heute....<
>Ja? Was ist damit?<
>Ich hatte echt Panik vor den Reaktionen. Das ist ja echt komisch, zwei verschiedene Socken und so...<
>Ähm, ja? Darum gings bei der Aufgabe ja auch. Rauskommen aus deiner Komfortzone und so. Bisschen Arsch in der Hose haben und auch mal im Mittelpunkt stehen wegen etwas.<
>Naja, ähm, wie soll ich sagen..<
>Ja? Sag! Warum stammelst du so herum? Sag doch einfach.<
„Hehe, jetzt weißt du mal, wie das ist, wenn man nicht direkt zum Punkt kommt." freut sich Anette innerlich und wartet mit dem Abschicken der nächsten Nachricht.
Zwei Minuten später drückt sie auf Senden.
>Meine Angst war total unbegründet.<
>Achja?<
>Ja, und weißt du warum?<
>Nein, aber du wirst es mir gleich erzählen?<
„Ob ich das wirklich mache? Hehe." nuschelt sie und tippt weiter.
>Ausnahmsweise.<
>Na, da habe ich aber ein Glück!< kontert Ralf schnippisch.
>Ja, mit mir hast du alles Glück der Welt. Also die Hälfte, die andere Hälfte ist Fiona.<
Er antwortet mit einem genervten Emoji.
„Soll ich jetzt einfach nichts mehr schreiben? Nein, so bin ich nicht."
>Ich war heute so gestresst, als ich ins Büro kam, dass ich nicht einmal meine Schuhe ausgezogen habe. Daher konnte auch niemand meine Socken sehen und das ist mir erst jetzt aufgefallen. Aber ich hatte Bauchweh, als ich heute aus der Wohnung ging, weil es hätte ja was sein können. Ganz schön komisch.<
>Hmm, naja. Im Nachhinein ist man immer klüger. wobei, irgendwie ging das an der Aufgabe vorbei. Aber ist nicht deine Schuld, ich habs nicht konkreter vorgegeben.<
Anette grinst und steckt ihr Handy weg, bevor sie sich endlich auf den Heimweg macht.
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geMain
Short Storyein Monat voll mit gemeinen Aufgaben? Das klingt, als wären wir im ge-Mai-n angekommen täglich ein neuer Teil, Sonntags eine längere Kurzgeschichte auf buntedachsmarder.com täglich ab 6 Uhr verfügbar, hier dann im laufe des Tages