Kapitel 60

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Kurzer Hinweis am Anfang: 

Für alle, die "Mafioso to go" vor Jahren gelesen haben und nicht nochmal von vorne anfangen wollen: Ich hab mich bemüht, dieses Kapitel so zu bearbeiten, dass man es auch ohne genauere Erinnerungen an die vorherigen Kapitel lesen kann. Falls ihr trotzdem nochmal eure Erinnerungen auffrischen wollt: Kapitel 39 enthält ein bisschen Backstory zu Carlos. Ist aber wirklich nicht zwingen notwendig für dieses Kapitel.

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Das Erste, was ich spürte, waren die Seile, die an meine Handgelenke und Fußgelenke gebunden waren. Ich öffnete meine Augen und blinzelte ein paar Mal. Ich saß auf einem kalten Metallstuhl in der Mitte eines abgedunkelten, fensterlosen Raumes. Ariana! Sie saß ein paar Meter entfernt von mir, ebenfalls gefesselt. Ihr Kopf war auf ihre Brust gesunken und sie rührte sich nicht.

„Ariana!", flüsterte ich halblaut. Sie zeigte keine Reaktion. Ich versuchte, meine Hände von den Stuhllehnen wegzureißen, aber die Seile waren zu stramm. Panisch zerrte ich an meinen Seilen, bis die rauen Fasern in meine Handgelenke schnitten. Befreien konnte ich mich nicht. Ich überlegte, um Hilfe zu schreien, aber vermutlich waren die Einzigen, die mich hören konnten, meine Kidnapper. Und ich wusste nicht, was sie mit mir anstellen würden, wenn sie bemerkten, dass ich wach war.

Carlos... Was hatte er getan? Warum hatte er es getan? Hatte man ihn gezwungen? Lucio hatte es mir vor einigen Tagen gesagt. Irgendwoher hatten die Fecchinos die geheimen Standorte mehrerer Lagerhäuser rausgefunden. War das Carlos gewesen? Hatte er Lucios Familie betrogen?

Mein Atem ging nun schneller. Ariana war wichtig. Sie würden sie nicht töten. Aber was war mit mir? Wer war ich in ihren Augen? Ich war dabei zu hyperventilieren. Entgegen meiner eigenen Vorsätze fing ich an zu schreien: „Hilfe! Hilfe! Ich bin hier!"

Nichts passierte.

Ariana regte sich auch nicht. Meine Panik steigerte sich. "Hilfe! Hilfe! Ist da denn niemand! Hilfe", brüllte ich so laut ich konnte. Hinter mir öffnete sich eine Tür. Ich drehte mich so weit um, wie es meine Fesseln erlaubten. Carlos! Seine Schritte hallten auf dem harten Steinboden. Die Metalltür fiel mit einem lauten Scheppern hinter ihm ins Schloss. Ich biss mir so hart auf die Lippe, dass ich Blut schmeckte.

Carlos stand nun vor mir. Für einen Moment flackerte etwas in seinen Augen auf, doch dann wurde sein Blick wieder emotionslos. Er hatte den Mantel abgelegt und sich umgezogen. Wie lange war ich ohnmächtig gewesen? Minuten? Stunden?

Langsam trat er einen Schritt auf mich zu. Ich zuckte so weit zurück, wie es nur ging. Der Stuhl schwankte etwas.

„Was hast du getan?", fragte ich mit zitternder Stimmt, "Warum hast du das getan? Ich hab dir vertraut! Ich habe..."

Carlos unterbrach mich: "Es tut mir leid, Lily. Du solltest nicht hier sein. Du hättest gar nicht involviert sein sollen. Doch dann hat Lucio mich aufgefordert, dich auch mit zum Haus zu bringen und ich konnte nicht riskieren, dass Ariana Verdacht schöpft, dass etwas nicht stimmt. Das alles ist schon viel zu lange geplant..."

"Viel zu lange geplant? Carlos! Was machen wir hier? Was willst du von Ariana? Was willst du von uns?", schrie ich.

"Gerechtigkeit!", erwiderte er kalt, "Ich warte schon seit Jahren darauf und jetzt habe ich endlich die Gelegenheit!"

"Die Gelegenheit wofür?! Ariana ist wie eine kleine Schwester für dich! Wie kannst du sie..."

Carlos fing an zu lachen, doch es war kalt und humorlos. Es ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. „Wie kann ich was? Wie kann ich mit ihnen genau das tun, was sie mit meinem Vater gemacht haben? Sie ausnutzen und dann fallenlassen?", fragte er und lachte weiter. Mein Atem stockte. »Du hast mir gesagt, dein Vater wäre kein guter Mann. Lucios Familie und Johnny haben sich um dich gekümmert und und für dich gesorgt! Du weißt nicht, was du ihnen damit antust!«

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