Kapitel 15

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Schon als wir uns der Auffahrt zur Mafia-Villa näherten, hörte ich das laute Dröhnen der Musik. Die Party hier war anscheinend noch größer, als die bei Jake. Ich seufzte. Wieso musste mich der Obermafiaboss ausgerechnet heute sprechen?! Wieso nicht morgen oder an einem anderen ganz normalen Tag? Was zur Hölle war so wichtig?!

Die ganze Kieseinfahrt war mit Autos und Motorrädern vollgeparkt. Das schien Lucio jedoch nicht zu stören, denn er parkte sein Auto mitten in den Weg. Genau vor die Eingangstür der Villa. Sohn des Mafiabosses zu sein, musste also schon seine Vorteile haben...

„Aussteigen. Ich will nicht noch mehr Zeit mit dir verschwenden. Aber lass deine Tasche und dein Handy im Auto", befahl Lucio und entriegelte die Türen. Er tat ja gerade so, als hätte ich ihn gebeten, mich hier her zu fahren und als wäre das hier gerade Freizeit für mich. Kopfschüttelnd legte ich meine Tasche auf die Rückbank, stieß die Beifahrertür auf und stieg aus. Der Italiener hatte bereits den halben Weg zur Tür zurückgelegt und ich stolperte ihm nun schnell hinterher. Viel Interesse daran, allein auf einer Party in einem Haus voll mit Mafiosi zu sein, hatte ich nun doch wieder nicht.

Die ganze Eingangshalle war voll mit Menschen. Oder eher gesagt mit gruseligen Typen und spärlich bekleideten Frauen, von denen ein großer Teil entweder Getränke verteilte bzw. mit einem Tablett in der Hand irgendwelche Männer antanzte oder an dem Arm eines Mafiosos hing. In einer Ecke des Raumes hörte ich gerade das Zerspringen von Glas und direkt danach lautes Fluchen. Ein großer, glatzköpfiger Mann hatte sein Sektglas zu Boden geworfen und schrie nun einen kleineren, jedoch breitschultrigeren, Mann ein. Dieser lachte allerdings nur und winkte den anderen Mann mit einer ‚Versuchs doch'-Geste zu sich. Als gerade der größere Mann wie ein Bulle auf den kleineren zustürmen wollte, wurde er von einem dritten Mann aufgehalten, der ihm etwas zuflüsterte. Wo zur Hölle war ich hier gelandet?! In einer verdammten Stierkampfarena?!

„Hör auf zu Starren!", befahl Lucio und seine langen Finger umgriffen mein Handgelenk, als er mich weiter in Richtung Treppe zog. Ich versuchte mit seinen schnellem Tempo mitzuhalten, doch seine Beine waren etwa einen halben Meter länger als meine. Also joggte ich fast neben ihm die Steintreppe hoch. Einige Leute starrten uns an, Lucio brachte sie jedoch mit einem kalten, wütenden Blick dazu, wegzusehen.

Kurze Zeit später standen wir, genau wie vor ein paar Tagen, vor dem Büro des Mafiabosses. Es standen, wie beim letzten Mal, zwei brummig schauende Wachen davor. Einer von ihnen sagte zu Lucio etwas auf Italienisch. Dieser nickte und öffnete dann die Tür. Antonio saß an seinem Schreibtisch und schien irgendwelche Unterlagen zu lesen. Ich hatte mir das Leben eines Mafiabosses irgendwie spannender vorstellt. So von wegen mehr Action und weniger Papierkram... Aber vielleicht war ‚Mafiaboss' auch nur ein ganz normaler beschissener Job... So wie Bankangestellter oder Buchhalter... Nur vermutlich waren diese Berufe etwas legaler. Vielleicht war er ja als selbständiger Mafiaboss irgendwo registriert?! Vielleicht sollte ich auch mal in der Zeitung nach Stellungsanzeigen suchen... Die wären dann vermutlich so was von wegen ‚Mafioso gesucht! Aufnahmekriterium: Mindestens 6 Morde in den letzten drei Monaten. Bei Interesse bin ich unter dieser Nummer erreichbar.' Ich schmunzelte.

„Mein Sohn erzählte mir, du hast den USB-Stick erhalten?", fragte Lucios Vater und legte die Papiere hin. Ich wurde schnell wieder ernst. „Ja habe ich. Ich hatte nur bisher noch keine Gelegenheit dazu ihn zu nutzen. Meine Eltern waren, über die Feiertage, die ganze Zeit zuhause und es wirkt auffällig, wenn ich ohne Grund den Computer meines Vaters benutze", antwortete ich ihm. Er nickte und griff nach einem Glas Rotwein, das auf seinem Schreibtisch stand. Dann betrachtete er es eine Weile lang, den Wein durch das Glas schwenkend. Nachdem er einen großen Zug davon genommen hatte, schaute er mich kritisch an. „Und du hast niemandem davon erzählt?", fragte er weiter. Ich schüttelte den Kopf.

„Gut. Jedoch bin ich kein sonderlich vertrauensseliger Mensch" Was sollte das bitte heißen!? Hatte ich etwas Falsches gesagt? „Du wirst etwas für die Familie tun müssen. Eine Art... Wie sagt man in deiner Sprache noch gleich?... Vertrauensbeweis." Ein Vertrauensbeweis?! Wie sollte ich das bitte tun? Ich hatte bereits erfahren, dass meine Familie, falls ich nicht kooperieren würde, sterben würde. Was könnte er noch brauchen? „Ein Vertrauensbeweis?", flüsterte ich, weil meine Stimme zu schwach war, um lauter zu reden.

„Jeder, der Kontakt mit der Familie hat, muss das irgendwann einmal tun. Lucio wird dich dabei unterstützen", erklärte Antonio weiter. „Vater, ich denke nicht, dass ich das tun sollte. Ich bin sicher, es gibt Wichtigeres, mit dem ich mich befassen kann", versuchte Lucio sich herauszureden. Wow... Anscheinend verbrachte er wirklich seeeehr gerne Zeit mit mir... Aber es war jetzt nicht so, als hätte ich mich jetzt unglaublich darüber gefreut... „Ihr beide wurdet schon zusammen an diversen Orten gesehen. Das heißt, wenn sie erwischt wird oder redet bist du sowieso geliefert. Es müssen nicht unnötig andere Mitglieder der Familie in Gefahr gebracht werden. Du hast sie hierhergebracht, also wirst du dich auch um sie kümmern" Das musste wahre Familienliebe sein, wenn einem die Sicherheit einer kriminellen Organisation wichtiger war, als die des eigenen Kindes.

Lucio murmelte leise etwas auf Italienisch. Sein Vater schien es dennoch gehört zu haben, denn er starrte seinen Sohn nun verärgert an. „Nun raus hier", befahl er dann.

Wieder mein Handgelenk festhaltend, zerrte mich Lucio fluchend aus dem Raum und die Treppe zur Eingangshalle hinunter. Dort ließ er mich los und machte sich auf den Weg zur Bar. Ich lief ihm hinterher „Hey!", rief ich, „Du musst mich noch nach Hause fahren." Er ignorierte mich, nahm sich ein Glas weißen Rum und hob es zum Mund. „Hey!", schrie ich und griff nach seinem Handgelenk.

Keine so gute Idee. Seine dunklen, vor Wut blitzenden Augen fanden die meinen. Blitzschnell griff er mit der Hand, die nicht das Glas hielt, nach meinen beiden Handgelenken und drückte zu. Ich hatte das Gefühl, er war kurz davor mir irgendwelche Fingerknochen zu brechen. Dann hob er den Rum erneut zu seinen Lippen, trank das Glas in einem Zug leer und griff direkt nach einem neuen. „Wenn du nach Hause willst, lauf! Ich bin sicher du findest den Ausgang. Natürlich nur, wenn dich bis dahin niemand erstochen hat." Seine Stimme war komplett frei von Emotionen und ich konnte noch nicht mal einen Hauch von dem mir nun allzu bekanntem Sarkasmus in seinen Worten erkennen. Ich sah mich um. Ein Haus voll mit Kriminellen. Vermutlich hatte er das sogar wirklich ernst gemeint. Ich unterdrückte ein Zittern.

„Meine Freunde werden sich Sorgen machen. Und ich... Ich weiß gar nicht genau, wo wir sind." Langsam wurde ich panisch. Betrunken konnte er mich nicht fahren und niemand in diesem Gebäude wirkte nüchtern genug um Auto zu fahren. „Weinst du gleich, Prinzessin?", fragte Lucio spöttisch, während er an seinem zweiten Glas Rum nippte. Ich starrte ihn wütend an: „Du hast mir versprochen, dass du mich nach Hause fahren wirst!", zischte ich. Doch Lucio lachte nur und leerte sein zweites Glas. „Ich bin mir sehr sicher, dass ich das nie gesagt habe. Außerdem ist es gleich null Uhr und ich kann mir viele schönere Dinge vorstellen, als mit dir in einem Auto zu sitzen, wenn das neue Jahr beginnt" Ich stampfte wütend mit dem Fuß auf. Mir war egal, ob ich mich wie ein Kleinkind benahm. Dieses Jahr war das erste Jahr, indem ich auswärts, ohne elterliche Begleitung Silvester verbringen durfte. Ich wollte zurück zu meinen Freunden. Wer weiß, was mir hier passieren würde? „Wenn du nicht nach Hause kommst, musst du wohl oder übel hierbleiben. Ich bin sicher, mir fällt Vieles ein, was wir tun können." Er wackelte anzüglich mit den Augenbrauen.

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*Versteckt sich in einer Ecke und schämt sich*

Tut mir echt leid, dass ich gestern nicht hochgeladen habe... :(

Ich hatte mittags keine Zeit und war abends mit  poetrichorr (die meine Geschichte noch nicht einmal liest ;D) im Kino. Also ist sie schuld und nicht ich ;D (*Schleichwerbung Anfang* X-Men: Apocalypseist ein echt guter Film <3 Zumindest für alle Leute, die Marvel mögen... Geht! Schaut ihn euch an :D *Schleichwerbung Ende*)

Dafür bekommt ihr (zumindest, wenn ich dran denke :D) am Wochenende ein Doppelupdate :)

LG Wendy <3

Mafioso to goWo Geschichten leben. Entdecke jetzt