Kapitel 53

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Wir müssen reden

Das war die SMS gewesen, die ich Lucio geschickt hatte. Die SMS, auf die ich keine Antwort bekommen hatte. Außerdem fiel mir erst nachdem ich sie abgeschickt hatte auf, dass die Nachricht ein wenig so wirkte, das wären Lucio und ich zusammen und ich wollte mich von ihm trennen, oder so.

Es ist wichtig

Auch auf meine zweite SMS antwortete er nicht. Vielleicht schaute er einfach nicht so oft auf sein Handy. Ich überlegte ihn oder sogar Adriana anzurufen, jedoch wollte ich mich vor Lucio nicht lächerlich machen. Vielleicht machte ich mir unnötige Sorgen. Im Endeffekt war mein Vater auch nur ein ganz normaler Polizist und die Polizei war sowieso hinter Lucio und seiner Familie her. Trotzdem machte ich mir Sorgen. Sorgen um Lucio, Ariana, meinen Vater und mich selbst. Gewissensbisse plagten mich. Meinem Vater nicht die Wahrheit über die Sache mit dem Lagerhaus zu erzählen war wahrscheinlich genauso schlimm wie eine Lüge. Doch was würde passieren, wenn ich ihm davon erzählte? Dann müsste ich ihm alles erzählen. Der Überfall auf Vitos Cafe, die Tatsache, dass ich einer Mafiafamilie Zugriff auf seinen Computer verschafft hatte, alles, was ich über Lucios Familie wusste... Nein, das konnte ich nicht tun.

Nachmittags in Vitos Café war ich nicht ich selbst. Ich brachte bestimmt 3 Bestellungen durcheinander und schaffte es kaum ein Gespräch mit Celia aufrechtzuerhalten. Während ich die Espressomaschine säuberte, kaute ich nachdenklich auf meiner Unterlippe herum.

„Wenn du noch mehr grübelst, explodiert noch dein Kopf und das wäre doch unschön anzusehen, auch wenn ich dich dann nicht mehr sehen müsste", riss mich eine leise Stimme aus meinen Gedanken. Lucio! Meine Mimik wechselte von nachdenklich, zu erleichtert und schließlich zu genervt. Ich sah mich um, doch niemand stand in der Nähe. Vito und Celia waren in der Küche und es waren keine anderen Gäste in der Nähe. „Warum kannst du nicht, wie jeder normale Mensch einfach mal an dein Handy gehen!", fauchte ich. Er hob beschwichtigend die Hände. „Beruhig dich erstmal", grinste er, „Was ist denn die wichtige Nachricht, die du mir überbringen musst?" Ich stützte mich mit beiden Händen auf der Theke auf und lehnte mich Lucio entgegen, sodass mein Mund an seinem Ohr war. „Mein Vater ist ab jetzt verantwortlich für den Fall mit der Lagerhalle. Das heißt ich stehe zwischen der Fecchino Mafia, deiner Familie und meinem Vater, das heißt der Polizei von New York", flüsterte ich und wich zurück, um wieder etwas Distanz zwischen uns zu bringen. Lucio wurde blass.

„Woher weißt du das?", fragte er leise. Ich zuckte mit den Schultern. „Mein Vater hat davon beim Abendessen erzählt. Er hat jedoch nicht viel gesagt, da es sich um einen aktuellen Fall handelt" Lucio fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. „Warum erzählst du mir das?", flüsterte er, ehrlich verwundert. Ich runzelte die Stirn. Warum sollte ich ihm das nicht erzählen? Ich hatte fast so viel zu verlieren wie er. Wenn mein Vater herausfand was Lucios Familie tat, würde er auch wissen, dass ich geheime Polizeidaten gestohlen hatte.

„weißt doch, dass ich meiner Familie gegenüber loyal bin und es auch sein muss. Ich muss das meinem Vater erzählen und er wird keine Sekunde zögern, dich wieder zu zwingen für ihn zu arbeiten..." Ich unterbrach ihn: „Warte... Was? Wie sollte mich dein Vater denn zwingen für euch zu arbeiten? Und was hat das mit deinem Vater zu tun?" Im Prinzip kannte ich ja die Antwort. Er musste aus Loyalitätsgründen seinem Vater von diesem Gespräch erzählen. Warum war ich so dumm gewesen Lucio davon zu erzählen? „Ich habe dir davon erzählt, in der Hoffnung, dass du eine Idee hast, wie ich mich davor schützen kann meinem Vater gegenüber nichts auszuplaudern", fuhr ich fort. Lucios Hand griff nach meiner und zog mich näher zu ihm heran. „Sprich! Leiser!", zischte er und mir lief ein Schauer den Rücken herunter. Er war mir nun so nah, dass ich seinen Atem spüren konnte. „Du weißt nicht, wie wertvoll es für uns ist, jemanden zu haben, der Zugang zu Polizeiakten hat"

„Nein!", sagte ich laut. Lucios Griff um meine Hand verstärkte sich und er sah sich um, um zu prüfen, ob es jemand mitbekam, was nicht der Fall war. „Nein!", sagte ich erneut, diesmal leiser. „Ich habe getan, was ihr von mir verlangt habt. Ich habe Gott weiß was auf dem Computer meines Vaters installiert und wäre dabei noch fast erwischt worden. Ich habe selbst euren beschissenen Vertrauensbeweis erbracht. Emilio Bernotti ist tot. Ich bin fertig damit! Ich bin euch nichts mehr schuldig!" Lucios Blick verdüsterte sich. „Du schuldest der Familie ein Leben. Dein Leben! Solange du lebst, wird es immer die Gefahr geben, dass du alles ausplauderst. Der Grund, warum mein Vater dich nicht umgebracht hat ist, dass du ihm mit deinen Information von Nutzen warst und er dich vielleicht in Zukunft noch einmal braucht!" Ich unterbrach ihn erneut: „Dann erzähle es deinem Vater nicht!", meine Stimme änderte sich von wütend zu einem leisen Flehen, „Bitte, Lucio! Ich kann das nicht nochmal tun. Ich kann meinen Vater nicht länger belügen. Ich will nicht sehen, wie noch mehr Leute sterben" Etwas flackerte über Lucios Gesicht. Mitleid? Trauer? Er schien mit sich selbst zu hadern. Sein Blick traf, den meinen und ich wusste noch, bevor er etwas sagen konnte, wofür er sich entschieden hatte.

Er wollte gerade antworten, da wurde er von Celia unterbrochen: „Du hast mir gar nicht gesagt, dass dein Lover hier ist, Lily", grinste sie. Ich zuckte zusammen und drehte mich um. Celia stand am Eingang zur Küche und sah mich an. Erst jetzt bemerkte ich, dass Lucio noch immer meine Hände festhielt. Schnell zog ich sie weg. Ich wagte es nicht Lucio anzusehen.

„Lily, bitte", sagte er so leise, dass nur ich es hören konnte. Ich wusste nicht einmal, worum er mich bat. Er würde seinem Vater alles erzählen und ich konnte es ihm nicht einmal verübeln, denn in seiner Situation hätte ich dasselbe getan. Er hatte Sohn eines Mafiosos keine Wahl. Ich hatte seinen Vater kennengelernt und auch wenn Loyalität für die ganze Mafia eine wichtige Rolle spielte, wusste ich nicht, was Lucios Vater Lucio antun würde, sollte dieser ihm Informationen vorenthalten. Warum war ich nur so dumm gewesen? Warum hatte ich Lucio erzählt, dass mein Vater seinen Fall bearbeitete? Ich wusste, dass sobald Lucio es seinem Vater erzählen würde, dieser mich zwingen würde meinen Vater auszuspionieren, oder sogar noch Schlimmeres zu tun. Und sollte ich es wagen mich weigern würde er mich, meine Familie und jeden, den ich liebte umbringen.

Ich setzte mein schönstes Lächeln auf und drehte mich zu Celia um. „Lucio wollte gerade gehen!", antwortete ich bestimmt. Jemand anderen hätte ich mit meinem gefälschten Lächeln vielleicht täuschen können, doch Celia kannte mich zu gut. Skeptisch schaute sie zwischen Lucio und mir hin und her. „Was tust du eigentlich hier, wenn du nichts bestellst?", fragte sie Lucio schließlich. Ich machte den Fehler ihn anzusehen. Seine Miene verdüsterte sich als sein Blick den meinen traf. Schnell blickte ich zu Boden.

„Ich musste nur kurz mit Lily reden. Aber leider muss ich schon wieder weg. Ich ruf dich an, wenn es etwas Neues gibt", erwiderte er, „Bis später, Lily" Celia winkte zum Abschied. „Bis später", antwortete ich leise. Die Glocke über der Tür klingelte und Lucio war verschwunden. Celia stemmte die Hände in die Hüften. „Habt ihr Streit? Muss ich ihn zusammenschlagen?", fragte sie neugierig. Doch ich winkte ab.

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Erstmal ein großes Dankeschön an meine ganzen "alten" Leser. Ich freue mich total darüber, dass ihr immer noch dabei seid <3 Ich kenne die Benutzernamen von vielen von euch und freue mich immer, wenn ich eure Namen lese. Ganz viele von euch haben mein Buch extra nochmal gelesen :) (Das musste ich sogar auch tun, als ich wieder angefangen habe zu schreiben :P )

Ich hatte nicht gedacht, dass ich hier noch soooooooo viele Leser habe und soooo viele neue Leser noch dazu kommen :o Ihr seid wirklich super! Ich freue mich wirklich über jeden Read, Upvote und besonders über eure Kommentare und PNs. (Also schreibt mir und kommentiert fleißig ;D )

Ich hab Lucio und Lily vermisst. Auch wenn ich es nicht mag, wenn die beiden streiten ;)

LG Wendy <3

Mafioso to goWo Geschichten leben. Entdecke jetzt