Kapitel 23

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„Dafür mussten wir jetzt aufstehen?! Um zu sehen, wie Lily von irgendeinem der reichen Freunde von ihrem Bruder nach Hause gefahren wird?!", fragte Eric genervt „Lily, frag ihn mal, wo er das Auto gekauft hat und wie teuer das war... So ein Auto hätte ich auch mal gern...", fiel ihm Alex ins Wort. Ich lief weiter durch ins Wohnzimmer und ignorierte alle Fragen außer Alex' „Du willst, glaub ich, gar nicht wissen, wie teuer das Auto war. Das würde dich nur daran erinnern, dass dir deine Eltern, nachdem du das Auto deines Vaters geschrottet hast...", ich stoppte mitten im Satz, als ich eine Blondine sah, die ohnmächtig oder schlafend auf dem Sofa lag. Blitzschnell drehte ich mich um und sah Alex an: „Wer zur Hölle ist das?!"

„Seit wann liegt sie da?! Hast du uns deshalb, als wir nach Hause gekommen sind, gesagt, dass wir oben in deinem Zimmer schlafen sollen?", fuhr Celia ihn an. Alex betrachtete das Mädchen mit einer Mischung aus Skepsis und Verwunderung. Dann schaute er uns an. „Um ehrlich zu sein, hab ich keine Ahnung wer das ist... oder woher sie kommt... Glaubt ihr, sie ist hier eingebrochen?", flüsterte Alex. Wir prusteten los. Eric schlug ihm gegen den Hinterkopf. „Junge, die ist hier sicherlich nicht eingebrochen! Und ich glaub, das ist eine aus der Stufe unter uns..."

„Könnt ihr sie rausschmeißen? Normalerweise haue ich dann einfach immer ab und leg einen Zettel hin... Aber jetzt seid ihr ja da...", fragte Alex kleinlaut. Ich schaute ihn entgeistert an: „Du willst, dass wir sie rausschmeißen? Kannst du das nicht selbst?!" Mit einer Handbewegung signalisierte er mir, dass ich leise sprechen sollte. Unruhig trat er von einem Fuß auf den anderen. „Du weißt nicht, wie das ist... Die sind dann immer so anhänglich..."

Letztendlich musste ich sie wirklich rausschmeißen, während sich Alex, zusammen mit Celia und Eric, die ihn nun die ganze Zeit auslachten, in der Küche versteckte. Vermutlich hielt mich die Blondine, deren Namen ich immer noch nicht kannte, für Alex wütende Exfreundin oder aktuelle Freundin oder was weiß ich nicht. Aber nachdem sich mich etwas 10 Minuten lang beleidigt hatte, war sie schließlich verschwunden... Und Alex schuldete mir nun etwas.

Glücklicherweise tauchte mein Vater gerade rechtzeitig auf, um mich vor Celias neugierigen Fragen zu retten. Als ich das Haus verließ, warf sie mir jedoch einen Blick zu, der etwas wie ‚Wir reden noch!', zu bedeuten schien. Zuhause angekommen, schlief ich mich dann erstmal bis nachmittags aus. Als ich aufwachte, wurde mir jedoch sofort bewusst, dass ich mich schnellstmöglich um die Sache mit dem USB-Stick kümmern musste.

Da meine Eltern ja nicht wussten, dass ich abends auf einer Feier gewesen war, stellten sie wenige Fragen. Sie gaben sich mit meiner Erklärung, dass wir Pizza gemacht hätten und uns abends ein Feuerwerk im Fernsehen angesehen hätten, zufrieden. In solchen Situationen frage ich mich immer, ob Eltern manchmal mit Absicht so naiv sind, weil sie in Wirklichkeit gar nicht wissen wollen, was ihre Kinder alles so tun...

Den ganzen Abend dachte ich über die perfekte Gelegenheit, an den Laptop meines Vaters zu kommen, nach. Jedoch kam ich zu keiner Lösung. Ich wusste nicht, wann genau Antonio wollte, dass ich die Daten beschaffte, aber er wollte es bald. Und bald ging nicht. Mein Vater hatte noch die nächste Woche Urlaub. Aus irgendeinem Grund legte er jedes Jahr fast seinen gesamten Urlaub in die Weihnachtszeit... Früher hatte mich das nie gestört... Doch jetzt war es lästig.

Also würde er den ganzen Tag Zuhause sein, kochen und backen. Manchmal fragte ich mich, was die ganzen Menschen, die mein Vater tagtäglich einbuchtete, darüber denken würden, dass sein Lieblingshobby Kochen ist...

Meine Rettung kam dann beim Abendessen. „Lily, dein Vater und ich haben beschlossen, für ein paar Tage nach Boston zu deiner Tante zu fahren. Robert ist auf dem Weg zur Arbeit ausgerutscht und hat sich das Knie verrenkt. Caroline muss sich jetzt ganz allein um das Haus und die Kinder kümmern und ja eigentlich noch arbeiten", erklärte meine Mutter, „Wir dachten, dass wir sie zumindest für ein paar Tage dort besuchen könnten. Außerdem habe ich meine Eltern schon ewig nicht gesehen. Normalerweise würden wir dich ja mitnehmen, aber für dich beginnt ja bald die Schule wieder... Du sollst in deinem Abschlussjahr ja nichts Interessantes verpassen!" Also ob ich in der Schule so viel ‚Interessantes' verpasst hätte... Dann wurde mir klar, was das zu bedeuten hatte... Eine Woche lang sturmfrei. „Okay!", sagte ich schnell. Vermutlich zu schnell...

Sofort fing mein Vater an mich zu belehren: „Wir vertrauen dir, dass du nichts Unüberlegtes tust. Also: Keine Partys, kein Junge übernachtet hier, kein Alkohol..." Ich unterbrach ihn: „Keine Drogen, nicht die Schule schwänzen... Ich weiß, Papa. Das erzählst du mir jedes Mal. Und, ist bisher irgendwas passiert?! Nein!" Er schüttelte milde lächelnd den Kopf. „Das lag bestimmt nur daran, dass ich dich jedes Mal wieder daran erinnert habe" Ich grinste. „Beeeeestimmt..."

Den ganzen nächsten Tag verbrachte meine Mutter damit zu packen. Bald sah es im Flur so aus, als würden sie Koffer für eine ganze Weltreise packen und nicht nur für eine Woche Boston. Mein Vater verbrachte die ganze Zeit in der Küche, um mir verschiedene Gerichte zu kochen, die er dann einfror, damit ich sie nur noch aufwärmen müsste. Nicht, dass ich auch allein kochen könnte.... Aber es schien ihm Spaß zu machen, also ließ ich ihm gewähren. Abends setzte ich mich dann zu meinem Vater in sein Büro. Er war gerade dabei noch alles Mögliche zu sortieren und einige ausgewählte Sachen in eine Reisetasche zu packen. Ich ließ mich in seinen Schreibtischstuhl fallen und drehte mich ein paarmal im Kreis. Auch wenn es kindisch war, ich liebte Drehstühle.

„Ich bin fast fertig! Dann können wir gleich fernsehen!", rief er mir zu, während er gerade irgendeinen Ordner in der Tasche verschwinden ließ. „Ich bin sicher, Arnold Schwarzenegger wartet schon auf uns!", scherzte ich. Wir hatten vorgehabt, uns heute Abend Terminator anzusehen. „Das hoff ich doch! Nur noch der Laptop", sagte er und griff nach seinem Laptop, der auf dem Schreibtisch vor mir lag. Sein Arbeitslaptop. Er wollte ihn mitnehmen.... „Ähm... Papa... Willst du wirklich im Urlaub arbeiten? Ich meine, sicher, dass du deinen Laptop mitnehmen willst?! Du hast doch noch frei, oder? Und wenn du den mitnimmst, dann arbeitest du bestimmt viel zu viel!", versuchte ich ihm zu erklären.

Er seufzte. „Ich hab nicht wirklich eine Wahl. Falls etwas passiert, wenn ich weg bin, muss ich vorbereitet sein... Glaub mir, ich würde ihn liebend gern zurücklassen. Mach schon mal den Fernseher an! Ich bin in fünf Minuten da" Scheiße... Da explodierte mein toller Plan... Meine Eltern hatten geplant den Zug um halb 9 zu nehmen. Ich sah auf die Uhr. Kurz vor acht... Das bedeutete, ich hatte knapp 24 Stunden Zeit, bis meine Eltern das Haus verließen. Und bis dahin musste ich mir einen genialen Plan überlegt haben...

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Ein relativ kurzes Kapitel, aber immerhin ein Update :D Ich hoffe, es gefällt euch :)

LG Wendy <3

Mafioso to goWo Geschichten leben. Entdecke jetzt