Kapitel 5

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Ich wickelte ein Handtuch um meinen nassen Körper, nachdem ich aus der Dusche stieg und wusch mit einem anderen Handtuch über den beschlagenen Spiegel, in welchem ich mich anschließend ansah.

Ich kämmte meine Haare, was mir einen freien Blick auf meine nackte Schulter ermöglichte und so entdeckte ich einen roten Fleck. Er war nicht groß oder sonderlich auffällig, aber die Form war es, denn wenn man genauer hinsah, konnte man genau sehen, dass ein Kreis war. Kein ausgefüllter Kreis, sonst wäre es schlussendlich ein stinknormaler Fleck, sondern lediglich die Außenlinien eines Kreises. Und wenn mich etwas mehr beunruhigte als dieser komische Fleck, dann war es die Tatsache, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich diesen überhaupt bekommen hatte.

Der Spiegel war wieder beschlagen und das gesamte Bad gefüllt mit dem Wasserdampf, entstanden durch die heiße und lange Dusche, die ich zuvor genommen hatte, jedoch schien der Dampf immer dichter und stärker zu werden. So stark, dass man kaum noch etwas erkennen konnte. Ich konnte kaum mehr mein eigenes Spiegelbild sehen. 

Wie angewurzelt blieb ich am selben Fleck stehen und sah mich um, völlig ohne einen richtigen Orientierungssinn, da man nichts erkennen konnte. Auch das Atmen inmitten dieses vielen Wasserdampfs wurde immer schwerer und schwerer. 

Mir wurde heißer, heißer als mir sowieso schon war und das lag nicht nur an dem Wasserdampf, sondern an der ansteigenden Panik. Ich zitterte und umklammerte das Handtuch fest mit meinen Händen, während ich zur Tür rannte, die ich glücklicherweise trotz des Nebels noch finden konnte, auch wenn ich auf dem Weg dorthin irgendetwas umgeworfen hatte.

Ich versuchte die Tür aufzusperren, ich drehte den Schlüssel in alle möglichen Richtungen, aber die Tür öffnete sich nicht und je mehr Panik ich bekam, desto hektischer wurde ich und desto schwerer wurde es für mich, die Tür zu öffnen. Mein Atem wurde schwerer, die Panik und Angst dafür umso größer. Je weniger Luft ich bekam und je weniger ich mich richtig orientieren konnte, desto schlimmer erschien mir diese gesamte Situation. 

Ich atmete erleichtert auf, als die Tür endlich geöffnet wurde, aber es war nicht ich, die das getan hatte, sondern meine Mutter. Sie stand vor der Tür und sah mich mit einem verwunderten Blick von oben bis unten an.

Ich drehte mich kurz um; der Dampf war weg und meine Mutter hatte es geschafft die Tür zu öffnen, im Gegensatz zu mir und wirklich, ich hatte es versucht. Wie konnte es sein, dass sie es geschafft hatte die verschlossene Tür von außen zu öffnen, ich aber von innen nicht in der Lage hierzu war?

"Liv, alles okay?"

Ihr Gesichtsausdruck wechselte von verwirrt zu besorgt und ich konnte es ihr nicht übel nehmen, nachdem ich gerade wie eine irre versucht hatte, die Tür zu öffnen, die scheinbar die ganze Zeit über schon aufgesperrt gewesen war und jetzt vor ihr stand, als ob ich gerade einen Geist gesehen hätte. Genauso fühlte ich mich gerade aber auch. 

"Ja, ich..mir war nur heiß und..ich habe -die Tür, ich habe die Tür irgendwie nicht aufbekommen, ich dachte, ich habe zugesperrt, aber anscheinend ja doch nicht", erklärte ich und versuchte nach Luft zu schnappen. Wie konnte der Wasserdampf so schnell verschwinden? Die Tür war erst seit einigen Minuten geöffnet, so viel Dampf konnte nicht so schnell verschwinden, mal abgesehen davon, dass diese Menge an Wasserdampf ohnehin schon abnormal gewesen war.

"Du duscht immer mit viel zu heißem Wasser, das sage ich dir jedes Mal."

Sie schüttelte ihren Kopf und machte sich zurück auf den Weg in die Küche.

In meinem Zimmer angekommen, zog ich die Rollos nach unten, bevor ich mir etwas anzog und das Handtuch zum Trocknen aufhängte.

Verrückt, ich wurde wirklich noch verrückt. Vielleicht hatte mir die Hitze in der Dusche ja wirklich zugesetzt, denn eine andere Begründung fiel mir nicht ein und ich wollte mir auch nicht weiter ausmalen, was es sonst hätte sein können.

Hunted | Dylan O'BrienWhere stories live. Discover now