Nachdem ich geduscht und meine Haare geföhnt hatte, machte ich mich auf die Suche nach irgendeiner Person, die mir einen Raum mit einem Spiegel zur Verfügung stellen konnte, denn nein, das Gästezimmer, in welchem ich mich befand, besaß keinen.
Aber kaum war ich die Treppen nach unten gelaufen und stand im Wohnzimmer, spielte sich vor mir ein regelrechtes Drama ab. Jessica regte sich verzweifelt über irgendetwas auf, während Dylans Mutter versuchte sie zu beruhigen, sodass sie beide anfangs gar nichts von meiner Anwesenheit mitbekamen. Sie waren mit mir die Einzigen, die überhaupt schon wach waren. Jessicas Verlobter war nicht mehr hier, Dylan, sein Vater und Diana schliefen noch. Sie brauchten auch nicht sonderlich viel Zeit, um sich fertigzumachen.
"Ist alles okay?", fragte ich, als mich Dylans Mutter schließlich bemerkte. Ganz offensichtlich stimmte etwas nicht, aber dennoch fragte ich erstmal nach, bevor ich dann eine Hilfe anbot, sofern das überhaupt nötig sein würde. So wie Jessica aussah, nämlich schon kurz vor den Tränen, schien es doch ein größeres Problem zu sein.
"Der Make-Up-Artist, der sie schminken sollte, ist krank und so kurzfristig finden wir keinen Ersatz", erklärte mir Dylans Mutter, ihr hörte man dabei wirklich an, dass sie mit ihrer Schwester litt und einfach nicht wusste, was sie tun sollten. Mir hingegen kam direkt eine Idee.
"Ich kann sie schminken", sagte ich und trat etwas näher an die beiden Frauen heran. Nun sah mich auch Jessica an, die tatsächlich bereits ein paar Tränen verloren hatte. Ich an ihrer Stelle hätte aber wahrscheinlich nicht anders reagiert; wenn nicht sogar noch schlimmer. "Ich meine, ich habe schon oft andere Leute geschminkt", fügte ich hinzu. Jemanden für eine Hochzeit, für seine eigene Hochzeit, zu schminken, würde zwar eine kleine Herausforderung werden, aber ich wusste, wo meine Stärken lagen und ich wusste, dass Jessica am Ende auf keinen Fall wie eine Katastrophe aussehen würde.
"Liv, ich danke dir so sehr. Ich glaube, ich vertraue dir genug, um zu wissen, dass du mich nicht verunstalten wirst", meldete sich Jessica schließlich zu Wort und lachte sogar kurz auf.
Da der Make-Up-Artist auch sämtliche Schmink-Utensilien hatte, hatten wir einen Nachteil, aber nachdem Jessica, Claudia -Dylans Mutter- und ich am Ende Jessicas Make Up und auch meines zusammengelegt hatten, sah es gar nicht mehr so schlecht aus.
Ich band meine Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen und stellte erst dann fest, dass ich dann für mein eigenes Make Up umso weniger Zeit hätte, aber um mich ging es heute sowieso nicht. Schaffen würde ich es hoffentlich trotzdem noch, das musste ich schließlich irgendwie. Und dennoch ließ ich mir bei Jessica Zeit.
"Liv, das sieht toll aus. Das sieht mehr als toll aus, wow, du hast wirklich Talent", staunte Dylans Mutter, während sie das Augen-Make-Up betrachtete, denn mehr hatte ich bis jetzt noch nicht geschafft, aber allein damit war ich bereits zu frieden. Natürlich fiel es auf, aber dennoch sahen die hellen und leichten Farben natürlich aus, brachten dazu auch noch gleichzeitig ihre großen Augen zur Geltung. Innerlich dankte ich mir selbst dafür, dass ich zwei Paare von den falschen Wimpern mitgenommen hatte, sodass ich später immer noch welche für mich selbst übrig hatte.
"Ich sollte mal die Jungs und Diana wecken", sagte Claudia und verschwand aus dem Raum, während ich mich weiter um Jessicas Foundation kümmerte. Das Augen-Make-Up hatte am Ende wirklich die meiste Zeit genommen, denn der Rest war nicht mehr sonderlich schwer gewesen. Ich wusste nicht, wie lange ich für das gesamte Make Up gebraucht hatte, allerdings war ich mir umso sicherer, dass es sich gelohnt hatte, denn nicht nur Claudia war beeindruckt, sondern auch Jessica, die mich danach sogar in eine Umarmung zog und sich gefühlte tausend Mal bei mir bedankte.
Am Ende hatte ich dafür jedoch wirklich nicht mehr viel Zeit und kaum hatte Jessica den Raum verlassen, um sich ihr Kleid anzuziehen, kümmerte ich mich um mein eigenes Make Up.
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Hunted | Dylan O'Brien
Hayran Kurgu"Sie suchen sich nicht die Schwächsten heraus, sondern diejenigen, die stark sind. "