Kapitel 18

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Stunden. Es hatte Stunden gedauert, das Internet nach Praxen und Psychologen in der Umgebung von Beacon Hills zu finden. Nein, viele davon gab es nicht, aber was sagte ein einziger Name schon aus? Zwei Praxen hatten ihre eigene Internetseite und neben der überwiegenden Information über die ach so tolle Praxis, wurde auch etwas über die Psychologen geschrieben, zumindest über einige von ihnen - die besonders Guten. 

Am Ende hatte ich drei Namen, die meiner Meinung nach in Erwägung kamen - und selbst diese drei Psychologen konnten genauso gut auch wirklich nur Psychologen sein. Ich ging ein Risiko damit ein, denn alles, was ich wollte, waren Antworten. Antworten, die mir Dylans ehemaliger Psychologe geben konnte, während alle anderen hingegen einen Termin für die nächste Sitzung vereinbaren würden, sobald ich sie auf jenes Thema ansprach. Vielleicht hätte ich ihn doch nach dem Namen fragen sollen, aber mein Stolz und meine Sturheit standen mir dabei gewaltig im Weg.

Ich hatte sie angerufen, alle drei. Und ich hatte ihnen indirekt von meinem Problem erzählt. Meine Hoffnung war zwar groß, aber dass schon der zweite Anruf ein voller Erfolg war, überraschte mich am Ende. Während der erste Psychologe, dessen Namen ich schon längst vergessen hatte, mir riet, meine Freundin - wie gesagt, ich hatte ihnen indirekt davon berichtet- zu einer Sitzung zu überreden, war der zweite schlau genug, sofort zu merken, dass ich nicht von irgendeiner Freundin, sondern von mir selbst sprach. 

Aus ihm herauszubekommen, dass er doch mehr wusste als er anfangs zugab, war dann nochmal etwas schwerer. Er war genauso hartnäckig wie ich, bis ich das Zeichen auf meiner Schulter erwähnte, in der Hoffnung, dass ich mit meiner Vermutung -nämlich dass er derjenige war, nach dem ich suchte- richtig lag. Mit der Einladung zu einer 'Sitzung' bei ihm hatte sich meine Hoffnung auch mehr oder weniger erfüllt. 

Und jetzt saß ich hier, in einem Raum mit dem etwa 35-jährigen Mann, der für sein Alter wirklich nicht schlecht aussah, und mir hoffentlich beweisen konnte, dass meine stundenlange Recherche im Internet nicht komplett unnütz gewesen war. Das konnte sie nicht, immerhin saß ich jetzt hier. Ich hatte ihn tatsächlich gefunden und wenn Dylan das alles von ihm wusste, dann würde er mir genauso davon erzählen, oder? 

"Wann hat das angefangen?"

Lustig, dass Dylan mir exakt dieselbe Frage gestellt hatte.

"Hören Sie, ich will nicht, dass das hier wirklich zu einer Sitzung beim Psychologen wird. Ich will nur Antworten."

"Du kannst mich duzen, ich bin Nick", sagte er, während er seinen Stuhl durch den Raum schob und ihn direkt vor mir abstellte, bevor er sich hinsetzte. Sein Blick war auf mich gerichtet, konzentriert und abschätzend. 

"Du musst mir sagen, was für Dinge passiert sind, damit ich dir sagen kann, was mit dir passiert", erklärte er und lehnte sich ein wenig nach vorne. Er kam mir nicht zu nahe, ein guter halber Meter war noch zwischen uns und ich bezweifelte, dass er überhaupt irgendwelche Hintergedanken hatte. Nur ein nicht ganz so typischer Psychologe, der mir schon fast zu locker und entspannt erschien und das obwohl Psychologen im Grunde genommen genau diese zwei Eigenschaften mehr oder weniger einbehalten sollten. 

"Alpträume, eine Stimme in meinem Kopf, die ich noch nie gehört habe, ich sehe immer wieder diesen Mann und ich - manchmal bin ich mir nicht mal sicher, ob ich überhaupt träume oder mir nur etwas einbilde. Es ist so-"

Ich versuchte das passende Wort dafür zu finden, aber Nick, so hieß er -immerhin wollte er geduzt werden- kam mir zuvor.

"Real."

Ich nickte und murmelte ein leises 'Ja'. 

"Was sind das für Träume?"

"Es ist meistens dieser Mann, ich sehe ihn, aber nie sein Gesicht. Deswegen - was hat das eigentlich mit der ganzen Sache zutun? Ich will einfach nur Antworten. Ich weiß, dass ich nicht die Erste bin, die deswegen zu Ihnen - zu dir kommt."

Hunted | Dylan O'BrienWhere stories live. Discover now