Kapitel 8

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Drei Tage. So lange hatte die Ausgangssperre angedauert. An Tag vier war es uns offiziell erlaubt, wieder in die Schule zu gehen, auch wenn einige Schüler dennoch Zuhause blieben, sei es wegen deren Eltern, die sich Sorgen um ihre Kinder machten oder ihre eigene Angst, aber diejenigen, die doch in die Schule gekommen waren, redeten nur über das eine Thema, den Mord an unserer Schule.

Aus den Gesprächen hatte ich viele neue Informationen erhalten, auch wenn die Zeitungen und Nachrichten schon fast nur aus diesem einen Mordfall bestanden. Es war der Hausmeister, der ermordet worden war. Ella hatte seine Leiche beim Vorbeilaufen an einem leeren Klassenzimmer gesehen und noch versucht, ihm zu helfen, was ihre blutigen Hände erklärte, ohne zu wissen, dass er zu diesem Zeitpunkt schon längst tot gewesen war. Wer der Mörder war, war immer noch nicht sicher, aber zwei potentielle Täter saßen in Untersuchungshaft, weshalb die Ausgangssperre auch wieder aufgelöst wurde. Und dennoch waren alle vorsichtig und beunruhigt, was auch verständlich war, denn einer der potentiellen Täter auch tatsächlich das Mörder war, stand nicht fest.

Meine Mutter hatte mich auch noch Zuhause behalten wollen und jeder andere an meiner Stelle wäre wahrscheinlich auch Zuhause geblieben, aber ich wollte nicht zu denjenigen gehören, die sich von ihren Eltern einsperren ließen, also hatte ich sie davon überzeugt, dass es mir gut gehen würde und bis jetzt hielt ich dieses Versprechen ein.

Ella war nicht in die Schule gekommen. Nicht bis jetzt. Die Organisation des Winterballs war auf den heutigen Tag verlegt worden, wieder direkt nach der Schule und wenn auch mit einer kleinen Verspätung betrat Ella die Turnhalle, in welcher der Ball stattfinden würde. Selbstverständlich fielen alle Blicke auf sie, jeder hatte sie vor vier Tagen mit blutverschmierten Händen und verweintem Gesicht vor dem Schulgebäude stehen sehen. Jeder wusste, dass sie die Leiche gefunden hatte.

Sollte so etwas einem nicht ein Trauma versetzen oder sowas? An einem normalen Menschen konnte sowas nicht einfach vorbeigehen als ob nichts passiert wäre und dennoch sah Ella aus wie immer, wenn nicht sogar frischer und besser. Sie lächelte und strahlte pures Selbstvertrauen aus, als sie die Turnhalle betrat. Keine Spur mehr von der müde und schlapp aussehenden Ella, die mich vor einigen Tagen noch angefaucht hatte. Sie war wie ausgewechselt und ich fragte mich, ob sie der ganze Vorfall wirklich kalt ließ oder sie einfach eine verdammt gute Schauspielerin war.

"Liv, kann ich kurz mit dir reden?"

So nett, wie sie gerade zu mir war, konnte ich nicht anders als zu denken, dass das alles nur gespielt war. Vor einigen Tagen hatte sie mir noch Dinge vorgeworfen, die ich nicht getan hatte und jetzt war sie wieder die Ella, die ich an meinem ersten Schultag hier kennengelernt hatte. Aber wenn man bedachte, dass sie eine Leiche gesehen hatte, dann war ihr plötzlich verändertes Verhalten gar nicht so abwegig, zumindest wenn man davon absah, dass sie gerade die Turnhalle betreten hatte als ob sie diese Schule regierte.

Ich befestigte die Lichterkette, bevor ich von dem Stuhl runterhüpfte und Ellas Frage mit einem einfachen Nicken beantwortete.

"Ich wollte mich nur entschuldigen. Ich hatte einen extrem schlechten Tag und ich neige dazu, meine schlechte Laune an anderen auszulassen. Ich war..nicht gut drauf und eifersüchtig. Es tut mir leid, es tut mir wirklich leid."

Ich hatte keine wirkliche Erwartung an dieses Gespräch gehabt, aber eine Entschuldigung war das letzte, womit ich gerechnet hätte. Keine Ahnung, ob sie das auch wirklich ernst meinte, denn gerade konnte ich nicht einschätzen, was mit ihr los war. Sie wirkte gut gelaunt und glücklich, aber dennoch konnte ich ihr das nicht abkaufen, nach dem, was passiert war.

"Es ist okay", war alles, was ich dazu sagte, denn etwas anderes fiel mir auch gar nicht ein. Eine Entschuldigung änderte für mich nichts, ich würde Ella nicht hassen, aber auch nicht ihre beste Freundin werden, also war alles so, wie es von Anfang an gewesen war. Sie musste sich nicht entschuldigen, weil ich keine Entschuldigung gebracht, völlig egal, ob diese nun ernst gemeint war oder doch nicht.

Hunted | Dylan O'BrienWhere stories live. Discover now