Kapitel 6

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Nicht nur, dass dieser Winterball eine Pflichtveranstaltung war und die Schüler die Organisation selbst in die Hand nehmen mussten, nein, diese Organisation und Vorbereitung sollte auch noch Nachmittags stattfinden.

Nach meiner schlaflosen Nacht wollte ich eigentlich nichts lieber als mich nach der Schule in mein Bett zu schmeißen und wenigstens ein paar Stunden zu Schlaf zu bekommen, aber jetzt musste ich nicht nur den Schultag überstehen, sondern auch das Helfen beim Vorbereiten des Balls direkt danach.

"Alles okay mit dir? Du siehst müde aus."

Es war Dylan, der mich ansprach und damit meine Hoffnung, dass man mir meinen Schlafmangel nicht ansah, zerstörte. Wenigstens mit der Freistunde, die wir gerade hatten, hatte ich etwas Glück gehabt.

"Ich bin müde", gab ich daraufhin zurück und setzte mich aufrecht. Er stand direkt vor meinem Tisch und wand seinen Blick nicht von mir ab, aber er starrte mich nicht an, es sah schon fast so aus als ob er irgendetwas suchte, ohne selbst zu wissen, wonach er suchte.

"Hab ich was im Gesicht, oder...?"

Er öffnete bereits seinen Mund, um etwas zu sagen, aber kaum hatte er das erste Wort ausgesprochen, erschien Ella an seiner Seite und schenkte uns, Dylan und mir, ein Lächeln, das wahrscheinlich wieder unecht war, allerdings fiel mir auf, was für weiße Zähne sie hatte. Sie könnte bei einer Zahnpasta-Werbung mitmachen, so perfekt und weiß waren ihre Zähne.

Aber abgesehen davon sah sie heute alles andere als frisch und glücklich aus. Sie hatte sich nicht geschminkt, aber es war nicht das, denn wäre da nicht ihre unnatürlich blasse Haut und die dunklen Augenringe, dann würde sie selbst ohne Schminke noch gut aussehen. Anscheinend war ich nicht die Einzige, die letzte Nacht kein Auge zubekommen hatte.

"Josh will dich was fragen, Dylan."

Er sah etwas verwirrt aus, als er Ella ansah, lief aber dennoch zu Josh rüber, zumindest ging ich stark davon aus, dass braunhaarige Junge, dessen Blick auf sein Handy gerichtet war, Josh war.

"Dylan und ich kennen uns seit der zweiten Klasse. Er hat mich auf den Ball eingeladen. Du kannst ihn von mir aus ruhig anhimmeln, das machen schon genug Mädchen, aber hör auf dich an ihn ranzumachen."

Da hatten wir das perfekte Beispiel dafür, wie schnell Menschen ihre Stimmung wechseln konnten. Während sie vor Dylan noch das Mädchen vorspielte, das sie allen vorspielte zu sein, fauchte sie mich an und zog ernsthaft diese Mach-dich-nicht-an-ihn-ran-Nummer durch. Keine Ahnung, ob das an ihrem Schlafmangel oder der scheinbar schlechten Laune lag oder ob sie eigentlich wirklich so war, was auch immer es war, ich ließ es mir nicht gefallen.

"Er gehört ganz dir, Ella", war alles, was ich sagte, denn ich war nicht in der Stimmung, um hier noch eine Diskussion mit ihr anzufangen, geschweige denn mich für etwas zu rechtfertigen, was ich nicht getan hatte. Mal abgesehen davon, dass dieser Junge nicht ihr Besitz war und sie selbst kein Recht hatte, mir irgendwelche Anordnungen zu geben, egal, ob sie zusammen waren oder nicht.

Ich hätte so viele Dinge sagen können. Mir wären so viele Gemeinheiten eingefallen, die ich ihr an den Kopf geschmissen hätte, aber damit machte ich mich nicht besser als sie und alles, was ich wollte, war, dass sie mich einfach in Ruhe ließ.

"Ich muss an die frische Luft."

Ohne mich noch einmal anzusehen, machte sie auf dem Absatz kehrt und verließ den Raum. Scheinbar war ich nicht die Einzige, die anfing verrückt zu werden.

Nach einigen Minuten wurde die Tür wieder geöffnet, allerdings war es nicht wie erwartet Ella, die den Raum betrat, sondern Mr Burrows, mein Mathelehrer.

Hunted | Dylan O'BrienWhere stories live. Discover now