Draußen war es noch dunkel, als Hermine am nächsten Morgen erwachte. Regentropfen prasselten gegen ihre Fensterscheibe und sorgten mit dem Sturm, der um den Gryffindor-Turm heulte, für eine unglaubliche Lautstärke in ihrem Schlafsaal. Doch die anderen Mädchen schien das nicht zu stören, denn sie schliefen tief und fest.
Hermine sah auf den Wecker. In einer halben Stunde würde er klingeln, aber einschlafen konnte sie jetzt nicht mehr. Seufzend kletterte sie aus dem Bett und zog ihre Schuluniform an. Im Gemeinschaftsraum war es noch leer. Hermine setzte sich an den Tisch, an dem sie sonst ihre Aufsätze schrieb und holte ihr Zaubertrankbuch heraus. Manchmal nahm sie es, öffnete es wahllos und schaute sich dann aufmerksam das Rezept durch, welches sie zufällig aufgeschlagen hatte. Sie tat es vor allem dann, wenn sie allein war. Es entspannte sie auf eine gewisse Art. Und vor allem ließ es sie an Severus denken. Obwohl er sie in diesem Jahr nicht mehr in Zaubertränke unterrichtete, fühlte sie sich durch dieses Buch mit ihm verbunden. Es war sein Spezialgebiet. Manchmal bekam sie das Gefühl, als würde er ihr durch die Seiten einen neuen Zaubertrank erklären wollen. Vielleicht bildete sie es sich aber auch nur ein, da sie ihn als Zaubertränke-Lehrer schrecklich vermisste. Die Atmosphäre im Kerker und das Konzentrierte Arbeiten über den Kesseln, verstärkten die mysteriöse Aura ihres Professors und ließ ihn noch geheimnisvoller wirken. Sie liebte das. Natürlich freute sie sich auch auf den Verteidigungsunterricht, doch war es nicht dasselbe, wie die Jahre zuvor. Zaubertränke passte besser zu ihm. Denn Hermine wusste, dass dieses Themengebiet seine absolute Leidenschaft war. Sie sah es in seinen Augen. Immer, wenn er ihnen einen neuen Trank beibrachte, die Klasse darauf hinwies, was für fatale Folgen es haben kann, wenn sie sich nicht klar an das Rezept hielten oder wenn er die Wirkungsweise verschiedener Zutaten erklärte, leuchteten seinen Augen. Selbst im dunklen Kerker und zwischen den Dämpfen ihrer Kessel hindurch konnte sie dieses Phänomen regelmäßig beobachten. Und sie liebte diesen Anblick. Sie liebte den Anblick, wie er in seinen schwarzen Roben vor der Klasse stand. Groß und unerschütterlich, unnahbar, aber dennoch anziehend, bedrohlich und gleichzeitig so beruhigend...
Das Stimmengewirr aus den Schlafsälen riss Hermine aus ihren Träumereien. Sie wandte sich um und sah Harry und Ron auf sie zu kommen.
„Gut geschlafen, Hermine?", fragte Harry lächelnd. Sie nickte und erhob sich aus ihrem Sessel.
Sie verließen den Gemeinschaftsraum und machten sich zusammen auf den Weg zum Frühstück in die Große Halle.
„Wie lief eigentlich dein Gespräch mit McGonagall?", fragte Ron sie, während er sich eine Toast-Scheibe mit Butter bestrich. „Hat sie dir die Erlaubnis für die Verbotene Abteilung gegeben?".
„Nein, leider nicht", antwortete Hermine traurig.
„Was hast du ihr gesagt? Hast du ihr von dem Buch erzählt?", kam es nervös von Harry. Er wollte auf keinen Fall, dass McGonagall von diesem Buch erfuhr, da er Angst hatte, es wieder abgeben zu müssen.
„Nein, Harry", beruhigte ihn Hermine. „Ich habe ihr gesagt, dass ich zu Recherchezwecken für meinen SMUB in die Verbotene Abteilung möchte".
„Und das hat sie abgelehnt?", fragte Ron überrascht.
„Ja. Sie meinte, ich solle mir erst absolut sicher sein, dass ich mein Thema auch bearbeiten möchte. Und die Zusage meines Professors habe", fügte sie kaum hörbar hinzu.
„Welches Thema hast du denn?", wollte Harry wissen.
Sie errötete etwas, antwortete aber nicht sofort.
„Hermine?"
„Ich möchte zu einem bestimmten Trank forschen", sagte sie.
Harry und Ron sahen sie überrascht an.
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Nur Wer Zusammen Ist, Ist Nicht Allein
FanfictionHermine befindet sich im sechsten Jahr auf Hogwarts. In diesem Jahr müssen die Schüler eine umfangreiche Untersuchungsarbeit ablegen. Dafür wünscht sich Hermine Professor Snape als Betreuer. Doch dieser scheint davon nicht begeistert zu sein. Hat er...