Die ersten Schritte

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Hermine strahlte über das ganze Gesicht und sah aus, als würde sie ihrem Lehrer gleich um den Hals fallen wollen.

„Wirklich? Und wann können wir mit dem Brauen anfangen? Nächste Woche gleich? Am Dienstag habe ich eine Freistunde. Da könnte ich nach dem Mittagessen gleich -"

"Miss Granger!", unterbrach Snape ihren Redefluss.

Der Entgiftungstrank schien einwandfrei zu wirken. Hermine saß nun nicht mehr ruhig in ihrem Bett, sondern wippte aufgeregt hin und her und war offenbar ganz die Alte. Er bereute seine Zusage schon jetzt.

"Geben Sie mir gefälligst Zeit zur Vorbereitung. Ich sage Ihnen Bescheid, sobald ich bereit bin. Dass Sie meine Zusage haben, bedeutet nicht, dass Sie mir jetzt schon mit Ihrem unerträglichen Enthusiasmus auf die Nerven gehen sollen. Das werde ich noch lang genug ertragen müssen".

Hermine ignorierte seine Bemerkung und strahlte ihn weiterhin begeistert an.

„Und hören Sie auf mich so anzugrinsen!", sagte Severus scharf. Hermine regulierte ihr Strahlen hinunter auf ein sanftes Lächeln.

„Sie werden sich erst einmal ausruhen und den morgigen Tag über hier bleiben", wies er sie an. „Am Montag können Sie wieder in den Unterricht gehen".

Hermine nickte und ließ sich zurück auf ihr Kissen fallen. Severus wandte sich zum Gehen, doch erstarrte in seiner Bewegung, als er Hermine erneut sprechen hörte:
„Ich danke Ihnen, Professor! Für alles".

Er sah zu ihr und erkannte gerade noch, wie sie lächelnd die Decke höher zog und sich dann von ihm abwandte.
Severus drehte sich um und verließ den Krankenflügel. „Danke Professor?" Sowas hörte er selten. Noch nicht mal McGonagall dankte ihm, als er sich bereit erklärte sich um ihren Schützling zu kümmern. Warum tat es Hermine? Severus schüttelte den Kopf. Er konnte sich nicht leisten über solche Dinge nachzudenken, geschweige denn die Gefühle zuzulassen, die dadurch in ihm aufzukommen schienen.

Die Uhr zeigte bereits weit nach Mitternacht, aber er verspürte keinerlei Müdigkeit. Während er durch die dunklen Gänge lief, dachte er über seine eben getroffene Entscheidung nach. Granger würde also bei ihm nach einem Trank forschen, von dem keiner je erfahren durfte. Und wenn schon. So weit wird sie niemals kommen. Nein, er würde sie nicht so weit kommen lassen. Schon als Hermine das erste Mal auf ihn zu kam und ihm von dem Trank erzählte, wusste er genau, um was es sich handeln musste. Doch er wusste auch, dass dieser Trank unglaublich schwer zu brauen ist, die Zutaten kaum aufzutreiben und das Rezept nirgendwo zu finden. Die Wahrscheinlichkeit ging gegen Null, dass Hermine dazu auch nur ansatzweise Informationen in Büchern entdecken wird. Und was war mit seinem alten Schulbuch? Darin befanden sich viele Hinweise auf das Brauen und die Verwendung der Zutaten. Noch ein Grund mehr sie und ihre Besprechungen zu benutzen, um schnellstmöglich an sein Buch zu gelangen. Doch selbst mit diesen Informationen benötigte sie mehr Fähigkeiten, als den Schülern im Unterricht überhaupt beigebracht werden.

Sobald sie anfing, daran zu forschen, würde sie feststellen, dass dieses Projekt zu schwierig für sie war. Und wenn sie ihn um Hilfe bat, könnte er sie leicht in eine falsche Richtung führen. Leute auf die falsche Spur zu lenken und ihnen scheinbare Hilfe anzubieten, lag ihm sehr gut. Warum sollte er das nicht auch bei dieser Gryffindor anwenden?
Er ging davon aus, dass sie sich nach einigen Fehlversuchen einfach ein neues Thema und somit auch einen anderen Lehrer suchen würde. Er musste sie nur so lang ertragen, bis er an sein altes Schulbuch kam. Das war der einzige Grund, weshalb er sie überhaupt angenommen hatte. Sobald er sein Ziel erreicht hatte, würde er Hermine einfach fortschicken.

Doch was er nicht ahnen konnte – diese kleine Hexe würde ihm bald noch viel mehr Kopfzerbrechen bereiten, als sie es jetzt schon tat. Im Moment jedoch schlief sie friedlich mit einem Lächeln auf den Lippen und träumte von ihm.

Nur Wer Zusammen Ist, Ist Nicht AlleinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt