„Schlecht geträumt, Hermine? Du siehst ziemlich müde aus", stellte Harry beim Frühstück am nächsten Morgen fest.
„Ja, das bin ich. Aber es ist nichts weiter. Nur eine unruhige Nacht", gab Hermine zurück, die kurz zu Harry sah und sich dann wieder in ihr Verwandlungsbuch vertiefte. Sie wollte mit ihm lieber nicht über den Grund ihrer Müdigkeit sprechen.
Seit sie am Abend zuvor fluchtartig aus Snape's Büro gestürmt war, plagten sie gewaltige Gewissensbisse. Sie schämte sich für ihr Verhalten, welches sie ihm entgegenbrachte, da sie ohne Verabschiedung und ohne überhaupt entlassen worden zu sein, selbstständig ihre Strafarbeit für beendet erklärte.
Außerdem war sie gegangen, obwohl sie seine Aufgabenstellung noch nicht komplett erfüllt hatte. Wenn sie eines nicht leiden konnte, dann waren es angefangene Aufgaben, die nicht zu Ende geführt wurden. Aber nach Snape's spöttischen Bemerkungen über ihren Zaubertrankunfall im zweiten Jahr konnte sie nicht anders. Sie hat aus dem Affekt gehandelt, da seine Worte sie verletzten.
Doch sie wollte sich schon lang nicht mehr so von ihm demütigen lassen. Nicht nur, weil sie ihm nicht die Macht geben wollte, ihre – negativen! – Gefühle zu kontrollieren. Sie glaubte auch nicht an diese Seite von ihm. Selbst wenn sonst niemand diese Meinung teilte – Hermine war sich sicher, dass hinter der Maske aus Spott und Hohn ein Professor steckte, der auch liebevoll sein und Humor zeigen kann. Zumindest hoffte sie das. Vielleicht würde sie am Freitag etwas davon sehen können. Bei dem Gedanken an ihre zweite Besprechung spürte sie in sich ein kribbelndes Gefühl aufkommen.„Es wird Zeit. Wir sollten uns auf den Weg zu Verwandlung machen", sagte Ron mit einem Blick auf die Uhr und riss sie aus ihren Gedanken. „Kommst du mit, Hermine?"
Sie schaute auf, nickte und wollte das Verwandlungsbuch zurück in ihre Tasche legen. Doch dabei fiel ihr ein kleiner Pergamentfetzen mit Snape's Handschrift auf: „Denken Sie an meine Forderungen!"
„Oh Mist", stieß sie aus. Harry und Ron sahen sie verwirrt an.
„Ist was passiert?", fragte Harry.
Als sie Snape's Notiz wieder fand, fiel ihr plötzlich ein, dass sie zu ihrem nächsten Termin mit ihm all die Bücher mitbringen sollte, die sie bereits für ihre Forschungen genutzt hatte - inklusive das Buch des Halbblutprinzen.
„Ja - dein Buch, Harry. Ich brauche es diese Woche".
„Welches Buch?" Harry schaltete nicht gleich. Dann verstand er. „Oh. Sicher", sagte er wenig begeistert.
„Du musst es mir nicht jetzt geben, aber am Freitagnachmittag brauche ich es. Nur noch dieses eine Mal".
„In Ordnung. Aber versprich mir, dass du es mir wieder mitbringst, ja?", sagte er unsicher.
Er hielt es für eine sehr schlechte Idee Hermine das Buch des Halbblutprinzen mitzugeben, nur damit sie es Snape vorlegen konnte. Alles in ihm wehrte sich dagegen. Doch er hatte es ihr versprochen. Sie war neulich mit ihm durch die Korridore geschlichen, um Malfoy zu beschatten. Doch nur, wenn er ihr im Gegenzug das Tränkebuch gab. Sie hat den Teil ihrer Abmachung erfüllt. Jetzt war er an der Reihe.„Ich bringe dir das Buch wieder", versicherte Hermine. Auch sie war durchaus interessiert, Harry das Buch zurückzubringen, um möglicherweise selbst noch einmal darin lesen zu können. Aber sie wusste auch, dass Snape sie nicht umsonst bat, ihm all ihre Quellen vorzulegen. Er wollte sein Buch unbedingt zurück. Doch Hermine beschloss, sich jetzt nicht den Kopf darüber zu zerbrechen. Immerhin hatten sie ihre Besprechung erst am Freitag.
Während das Ende der Woche immer näher rückte, nahm auch Hermines Vorfreude weiter zu. Nachdem ihr Harry endlich das Buch des Halbblutprinzen überreicht hatte, verließ sie am Freitagnachmittag zeitig genug den Gemeinschaftsraum. Sie wollte auf keinen Fall zu spät kommen.
Als sie vor seiner Tür stand, atmete sie tief durch und klopfte dann.
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Nur Wer Zusammen Ist, Ist Nicht Allein
FanfictionHermine befindet sich im sechsten Jahr auf Hogwarts. In diesem Jahr müssen die Schüler eine umfangreiche Untersuchungsarbeit ablegen. Dafür wünscht sich Hermine Professor Snape als Betreuer. Doch dieser scheint davon nicht begeistert zu sein. Hat er...