#06 | Confidence | ~ War ich eine Last für dich?

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Manu

9:13

Langsam schlug ich meine Augen auf.

Es dauerte, bis sich meine Augen an dieses verfluchte Licht gewöhnten. Es ist zu Hell.

Ich spürte eine Wärmequelle unter mir. Mein Blick richtete sich, so weit es ging, zu ihr. Was ich dort erkennen konnte, ließ mich vor Schreck hochfahren.

"Peter!?"

Er regte sich nicht.

Was mach' ich denn hier? Und warum schmerzt meine Lunge so höllisch?

Meine Hand berührte meine Stirn. Verdammt warm. Insgesamt ist mir furchtbar heiß. Woran könnte das liegen?

Mir fehlte die Kraft mich weiter aufrecht zu halten, sackte wieder auf das weiche Bett und starrte gebannt auf die Person, auf der ich zu mir gekommen bin. Der Schmerz, der meine Lunge durchzog, wurde noch intensiver. Augenblicklich fing ich an zu husten. Nach jedem Mal, wurde der Hustreiz stärker, bis ich irgendwann gequält nach Luft rang.

Hört mich denn niemand?

Meine Arme befanden sich mittlerweile auf meinem Mund, um den Husten so gut es ging zu ersticken, doch es half kein Stück. Es nahm mir nur noch mehr die Luft. Das Blickfeld meiner Augen wurde trüb und verschwamm.

Asthma - eine grauenvolle Plage.

9:53

Jemand ruft meinen Namen?

Und schon wieder öffneten sich meine Augen. Ich sah ausdruckslos in das verstörte Gesicht Peters. Er ist mir nah. Zu nah.

Mein Kopf drehte sich zur Seite und ich versuchte, so gut es mir gelang, ihn nicht anzusehen. Ich konzentrierte mich auf meine Atmung. Ruhig und gleichmäßig.

"Was ist denn los mit dir, verdammt!? Ich wollte ruhig bleiben, doch du provozierst mich zu sehr. Sieh mich an, ich bin doch kein Fremder. Ich bin dein Bruder und ich mach' mir scheiß Sorgen um dich! Vielleicht interessiert dich das jetzt wenig, nur ich will, dass du mich verstehen kannst."

Diese Worte trafen mich. Wie kann er es wagen, so etwas zu mir zu sagen? Ich habe doch nichts. Nichts, was ich nicht vorher auch hatte.

Ich spürte etwas nasses auf meine Wange tropfen. Langsam fuhr mein Kopf wieder zurück und erblickte Augen, die Traurigkeit zeichneten.

Warum weinst du? Mir gehts gut, verstehst du das denn nicht?

"Was willst du denn hören, hm!?", gab ich scharf von mir. Bitte fühl' dich jetzt nicht noch schlechter.

Ich richtete mich auf und sah ihn direkt an. Sein Blick wendete sich sofort ab.

"Manu...", gab er kleinlaut von sich.

Es herrschte eine seltsame Atmosphäre zwischen uns - das ist schlecht.

"Es ist okay so wie es ist. Mir gehts nicht gut, aber es ist in Ordnung. Es wäre besser, wenn ich jetzt gehen würde. Ich muss noch was aufnehmen und 'n Video hochladen. Aber danke, dass ich hier penn' durfte."

Mit diesen Sätzen versuchte ich auf die Beine zu kommen, welches mir auch gelang.

Gerade als ich an ihm vorbei zur Tür wollte, hielt er mich am Arm fest und das nicht gerade zärtlich.

"Hey!? Junge, lass mich los!"

Er sah mich nicht an.

"Du bleibst hier. Ich hab' Angst um dich und ich will dich in meiner Nähe wissen. Du kannst jetzt nicht mehr vor mir weglaufen, Kleiner. Nicht schon wieder."

Diese Aussage machte mir Angst, doch gleichzeitig nahm sie meine Unsicherheit.

"Weglaufen? Bist du dumm oder so?"

Daraufhin fing er an zu lachen.

Was ist so lustig, hm? Warum lachst du mich aus?

Sein Griff lockerte sich und er betrachtete mich mit hochgezogenen Augenbrauen. Sein Grinsen hätte jeden verschreckt, der ihn nicht kennt.

Mit den Worten: "Ab in die Küche, Frühstück ist fertig!", ließ er mich im Wohnzimmer stehen.

Ist ihm denn nicht klar, dass ich jetzt einfach so gehen könnte? Manchmal denk' ich wirklich, dass ich intelligenter bin als er. Okay, ich bin viel intelligenter, das ist Tatsache. Ich bin vielleicht verpeilter, aber das macht nix.

Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Jo Manuel, red' dir das immer schön ein.

10:31

Ich stocherte planlos in meinem Rührei herum, Angewohnheit.

Diese Situation hier ist für mich nach wie vor vollkommen surreal.

Es fühlt sich so an, als würde ich hier gar nicht sitzen, sondern ein anderer Mensch: Ein anderer Manuel. 

"Sag mal, wie gehts Mama so? Wir haben lange nichts mehr von ihr gehört! Sie meldet sich kaum noch."

Wie soll ich die Frage jetzt so beantworten, dass er mir glaubt? Im Moment glaubt er doch kein Stück, von dem, was ich sage.

Ich entschied mich für ein einfaches: "Ganz gut."

War das jetzt zu kurz? Wahrscheinlich.

"Ich seh' sie doch auch kaum. Meistens schlaf' ich wenn sie nach Hause kommt und wenn sie schläft, render, schneide und bearbeite ich meine Videos." Meine Stimme klang desinteressiert, das konnte selbst ich raushören. War aber nicht meine Absicht.

"Wie wäre es, wenn wir uns alle einfach mal wieder treffen würden? Einen kleinen Grillabend, so wie damals. Jetzt machen wir das kaum noch!" Danis Vorschlag ist berechtigt, doch sie ist keine Option für mich.

"Das ist langweilig und raubt wichtige Zeit.", antwortete ich kühl.

Peter stand sichtlich aufgebracht auf. Sein Blick war starr auf mich gerichtet und selbst ein kleines, dummes Kind hätte sich denken können, dass er wütend ist.

"Ich weiß nicht, was dich dazu bewegt hat, die Familie nicht mehr wichtig zu nennen. Sie ist verdammt nochmal dein zu Hause und die Menschen, die ihr beiwohnen, werden immer an deiner Seite stehen und..."

"Tun sie nicht.", schnitt ich ihm das Wort ab, "Sebastian steht nicht mehr auf meiner Seite. Und weißt du warum? Weil er von Neid zerfressen ist. Weil er nicht drauf klar kommt, dass sein kleiner, schwächlicher Bruder im Internet so bekannt ist, genau so wie er es niemals sein wird."

Ich legte das Besteck zur Seite.

"Im Grunde genommen, kennt ihr mich doch schon gar nicht mehr. Ihr wisst doch kein Stück von dem, was mich beschäftigt. Ihr habt keine Ahnung, wie ich mich fühle. Weil ihr mich aus den Augen verloren und 'vergessen' habt."

Es ist die Wahrheit. Doch dies beruht nicht auf Gegenseitigkeit.

In Peters Augen konnte ich erkennen, wie sehr ihm diese Worte verletzt haben musste. Ich beobachte schweigend, wie die Wut ihn verließ und sich psychischer Schmerz in ihm breitmachte.

Wie immer.

Ich hab' ihm schon seit ich auf der Welt bin so fertig gemacht. Ich bin schließlich nicht blind und erkenn' sowas nicht.

Im Inneren habe ich mich immer gefragt, ob er mich dafür hasst. Ob ich ihm sein Leben verschwert habe und ob ich ihm jemals wichtig war.

Eine gute Frage. Sag es Peter. Verrat' es mir.

~War ich eine Last für dich?

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Frage [ist für mich relativ wichtig]:
Also, vielleicht kennt ihr Sebastian/SibstLp? Wenn ja, wisst ihr auch wie er sich gegenüber Simon, Taddl und Manu undso verhält? Wenn ihr davon wisst, dann schreibt mal eure Meinung dazu auf. Das intressiert einfach. Dankö!

GLPaddl: | Liar | ~ Könnte ich dich hassen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt