GLPaddl: | Liar | ~ Könnte ich dich hassen?

#20 | Confusion | ~ Wenn es Gott wirklich gibt, dann hasst er mich.

Taddl

4:02

Mein Blick wendete sich zur Seite. Sogleich musste ich bei dem Anblick, welcher mir bot, grinsen. Manuels Kopf war an die weiße Flugzeugwand angelegt und seine Augen halb geöffnet. Wahrscheinlich würde er gleich ins Land der Träume fallen. Seine linke Hand lag auf seinem Schoß und diese Mähne an braunen Haaren hing schlaff über seine Schulter.

Ein Blick auf mein Handy verriet mir, dass es noch c.a. zwei Stunden, bis nach Amerika zu fliegen war.

Meine Hand griff zu den Kopfhörern, welche ich zuvor auf die Sitzablage gelegt hatte und stöpselte sie in mein Handy. Ich wollte sie aufsetzen, wurde aber durch GLPs Griff um mein Handgelenk unterbrochen. Ich drehte mich zu ihm und sah amüsiert in müde Augen. Leichte Augenringe zierten sein Gesicht.

"Hm?", gab ich mit hochgezogenen Augenbrauen von mir.

Er legte seine Hand wieder auf den Schoß und blickte nach vorn.

Beinahe hätte ich das leise: "Ich muss mal mit dir reden..", nicht gehört.

Meine Antwort darauf, war ein stummes Nicken. Ich wartete, bis er anfing zu sprechen.

"Warum bist du abgehauen? Kannst du mich mal bitte aufklären!? Ich komm' mir so vor, als wäre ich dein Hund, der alles tun muss, was du willst." Ich konnte keine Emotionen in seinen Augen erkennen. Er hatte einen ernsten Ton angelegt, doch man sah ihn diese leichte Wut in sich, nicht an.

Ein genervtes Seufzen entwich mir. "Muss das sein? Das is' doch total nebensächlich. Lass doch Vergangenheit, Vergangenheit sein und genieße das Jetzt. Du brauchst dich um nichts mehr kümmern, nicht um mich, nicht um YouTube, nicht um deine Familie, eventuell um dich selbst, aber das tust du ja eh. Lass doch die stressigen Gedanken außen vor. Du bist doch mit mir mit gekommen, ich habe dich zu nix gezwungen, Manu."

Er verschränkte die Arme vor der Brust.

Mein Grinsen wurde breiter. "Die Frage ist doch, warum DU mir hinterher läufst."

Er schwieg eine Weile, bis er sich räusperte. Nun war ein leichtes Rot auf seinen Wangen zu erkennen.

"Ich will weg."

Mehr sagte er nicht dazu. Ich verstand ihn nur zu gut und das war nun wirklich nicht schwer.

"Weißt du, ... wenn ich in die Stadt gehe und mich durch diese verdammten Menschenmassen zwänge, stell' ich mir immer ein genaues Bild vor, wie das in einer nicht realen Welt aussehen würde." Seine Augen fixierten nun meine eigenen. "Die Welt ist hellgrau. Die Menschen, die sich in ihr bewegen, sind entweder schwarz oder weiß. Du musst selbst entscheiden, wie du das Weiß und das Schwarz interpretierst. Inmitten dieser Menschenmasse bin ich, in Farbe mit grell leuchtend, grünen Augen. Mein Gesicht ziert eine Maske. Obwohl ich in der realen Welt laufe, bewege ich mich in der anderen kein Zentimeter. Meine Maske bzw. mein Gesicht unter meinen Händen vergraben. Was bedeutet das?"

Als er diese Worte verlor, zeichnete ein krankhaftes Grinsen, sein Gesicht.

Er erzählte mir alles. Er erzählte mir Dinge, die ich nicht verstand. Alles ohne Zusammenhang. Von einem Traum, von einer Logik, die ich nicht kannte.

In meinem Inneren lächelte ich.

Er verstummte und das Grinsen war verschwunden. Seine Augen matt und glanzlos, wie zuvor. Ohne Worte starrte er in mein verwirrtes Gesicht und fing an zu lachen.

Unter Lachtränen kam dann ein stockendes: "Du müsstest mal dein Gesicht sehen! Denkst du jetzt ernsthaft, ich wäre ein Psycho?"

Ich schüttelte verwirrt mit dem Kopf. "Nein! Nur sowas kenn' ich nicht von dir.."

Sein Lachen verstummte und er sah mir tief in die Augen. Gott, diese schrecklichen Augen.

"Du hast mich nie gekannt..", hauchte er mir entgegen, "und ich kenne dich nicht, Taddl."

Ich erwiderte dazu nichts, sondern sah ihn einfach nur an.

"Du bist ganz blass..", unterbrach ich dann die Stille.

Er zuckte kurz zusammen, kramte aus seiner Hosentasche seine Tabletten und nahm sie ein.

Ich beobachtete ihn dabei. Erstaunlich, da er sonst immer daran denkt, sie einzunehmen. Dachte ich zumindest. Ich kannte ihn wirklich nicht, seine Worte entsprechen der Realität.

Als er fertig war, rutschte ich ein Stück näher und beugte mich etwas vor. "Bist du der einzige aus deiner Familie, bis auf deine Mutter, der diese Krankheiten besitzt?"

Er starrte mich total überfordert an und ich verstand auch recht schnell, warum. Die Nähe war ihm unangenehm und ich musste gestehen, dass es mir ähnlich ging. Sofort war ich wieder in meiner Ausgangsposition und sah mit leicht geröteten Wangen nach vorn. Ich entschuldigte mich mit einem unsicheren: "Sorry.."

Er seufzte und lehnte sich zurück. Seine Augen waren auf die Decke des Flugzeugs gerichtet. "Weiß ich selber nicht so genau. Wir haben nie viel darüber gesprochen. Peter und Sebastian haben keine."

Nach diesen Worten entschied ich mich, das Thema fürs Erste ruhen zu lassen. Das schien mir das Beste zu sein, doch ich wollte noch mehr wissen. Ich hatte das Bedürfnis, mit ihm zu sprechen. Der Besitzer eines Gegenstands, welches er sich erst neu gekauft hat, wird es ja auch nicht achtlos in die Ecke schmeißen und die Interesse so schnell verfliegen. Glaub' ich.

"Hey, Manu.."

"Hm?"

"Du glaubst doch auch nicht an Gott, stimmts? Das weiß ich noch."

Er fing an zu lächeln. Seine Antwort war wie zu erwarten, anders als erwartet.
Sie lautete:

~Wenn es Gott wirklich gibt, dann hasst er mich.

×××××××××××××××××××××

Ehm ...
Ja, zu lange Pause, ich weiß!! Aber das hat auch eine einfache Begründung. Ich musste sehr lange überlegen, ob ich das Kapitel denn überhaupt veröffentliche oder nicht. Sonst hätte ich ein neues geschrieben. Es ist einfach so unlogisch, dass es weh tut. Es war so ein Hin und Her >.> Hab' mich letztendlich aber doch so entschieden. Ich versuche jetzt auch mal ein bisschen vorzuschreiben, dass nicht immer so eine Pause entsteht..

Falls ihr Fragen habt oder sonst irgendwas, bitte in die Kommis. Ich beantworte jedes, welches mir angezeigt wird.

Es werden in den nächsten Kapiteln auch Fragen behandelt, wie: Warum ist Taddl jetzt einfach so mit Manu weggefahren und hat Dat Adam sitzen lassen?
Also nicht wundern. Danke! (: