#04 | Mind | ~ Ich habe es verstanden.

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Manu

21:37

Was war das vorhin? Ich verstehs immer noch nicht. Er war es wirklich, keine Frage. Diese Stimme erkennt man unter Tausenden.

Aber warum? Warum lief das jetzt nicht genauso ab, wie ich es mir erhofft hatte?

Meine Nerven sind am Ende.

Wie kann ein einziger Mensch, so ein Gefühlschaos in mir verursachen?

Meine Hand ballte sich zu einer Faust.

"Fuck.."

Völlig aufgewühlt stand ich auf und machte mich auf den Weg ins Bad. Dort klatschte ich mir 'ne reichliche Ladung kaltes Wasser ins Gesicht. Ich sah zum Spiegel. Leere Augen, die Erschöpfung und Müdigkeit unterlagen. Glanzlose, lange, kastanienbraune Haare, die schlaff auf meinen Schultern ihr Ende fanden. Eine Haut, so blass wie weißer Sand.

Ich beobachtete stumm mein Spiegelbild.

"Hässlich.."

Mein Blick wanderte zum Rand des Waschbeckens, auf die Medikamentenschachtel meiner Mutter. Das erinnerte mich schlagartig daran, dass ich meine eigenen noch nicht genommen hatte.

Ich fuhr durch meine Haare und machte mich wieder zurück in mein Zimmer.

Wie soll das jetzt weitergehen? Taddl, was ist nur mit uns passiert? Ist unsere Freundschaft noch existent? Ja, ist sie. Nur ist sie nicht mehr echt.

Du bist mir wichtig. Auch, wenn es von Außen her nicht immer so aussieht.

Leider kann ich dein Herz nicht mehr spüren. Wir können zwar noch aufnehmen wie früher, uns unterhalten wie früher und so Lachen wie Früher, doch können wir uns nicht mehr erreichen. Da ist eine Wand, eine Wand aus Stahl. Bin ich in der Lage, sie zu durchbrechen?

Nein, ich bin zu schwach. Das ist einer meiner Schwächen: Die Schwäche selbst.

Dabei war ich damals so glücklich, wenn ich mit dir reden konnte. Nicht selten haben wir uns über völlig hirnlose, irrelevante und intime Dinge unterhalten. In so kurzer Zeit sind wir so gute Freunde geworden. Nicht wahr?

Du hast dich verändert. Sehr stark verändert. Trotzdem, ich weiß genau, dass du immer noch der Selbe bist. Du bist immer noch der, der mir sagte, mein Anus ist schön. Okay, du bist der Einzige, der mir je sowas gesagt hat. Aber, dass hat unsere Freundschaft doch einen kleinen Teil ausgemacht, meinst du nicht? Diese übertriebenen Schwulenjokes.

Ich musste leicht schmunzeln.

Ich will mir darüber keine Gedanken mehr machen. Es macht mich verletzlich, über Freunde nachzudenken. Weil ich genau weiß, dass sie alles und doch nichts über mich wissen und mir eigentlich nicht vertrauen sollten. Vielleicht hat Sebastian ja Recht und ich habe mich bei ihnen eingeschleimt, weil ich mehr Aufmerksamkeit wollte.

Sicher nicht, aber das können sie ja nicht wissen.

Meine Gedanken vernebelten sich immer weiter, bis ich an dem Punkt ankam, etwas zu ändern. Ich wollte nicht Denken, nicht über etwas, was mich verletzlich macht.

Es tut mir weh, sie alle zusammen zu sehen.

Es tut weh, zu wissen, dass sie einander in den Arm nehmen können.

Mich nimmt niemand in den Arm. Weil sie alle denken, ich will das auch gar nicht.

Will ich in den Arm genommen werden? Darüber habe ich nie nur einen Gedanken verloren, seitdem ich YouTube betreibe. Ich dachte immer, ich wäre glücklich.

In meinem Bauch sammelten sich seltsame Gefühle an. Gefühle, die ich vorerst nicht kannte. Ich spürte etwas flüssiges meine Wange hinunter laufen. Langsam bewegte ich meine Hand zu meinem Gesicht.

Eine Träne?

Hastig stand ich auf. Leider brachte mich das aber auch dazu, dass mir in nullkommanix richtig schwindelig wurde und ich mich wieder setzte.

Ich zitterte furchtbar. Mir wurde klar: Alle Gefühle, die ich bis jetzt in mir aufgestaut habe und die, die gerade eben in mir aufgekommen sind, drohen meinen Körper zu übernehmen.

Mir ist verdammt heiß, obwohl draußen eisige Kälte herrscht.

Kurzschlussreaktion:
Ich stand auf und zog mir einen grauen Pulli über. Meine Jogginghose ließ ich an meinen Beinen. Schweißgebadet rannte ich in den Flur, um mir Schuhe anzuziehen, meine Schlüssel zu schnappen und das Haus zu verlassen.

Meine Beine trugen mich über den nassen Asphalt. Aus meinem Mund, entwich dauerhaft 'Rauch'.

Es regnete in Strömen.

Wie ein Wahnsinniger preschte ich durch die Pfützen.Da es spät ist, ist auch niemand auf der Straße unterwegs. Nach und nach, spürte ich die Kälte in mich eindringen, doch es fühlte sich angenehm an.

Vollkommen durchnässt kam ich dann an meinem Ziel an. Wie lange bin ich gerannt? Eine halbe Stunde? Wer weiß.

Ohne vorher nachzudenken klingelte ich an einem einzigen Namensschild dieses riesigen Wohngebäudes.

Als ich nach ca. zwei Minuten das nervige Geräusch, welches zum signalisieren des Eintrittes gedacht ist, vernahm, griff ich perplex artig den Griff an der Tür und drückte mich mit aller Kraft gegen sie.

Kurz nachdem ich im Treppenhaus des Gebäudes stand, hastete ich die Treppe bis ins siebte Stockwerk hinauf. Dort angekommen konnte ich Licht durch eine Tür wahrnehmen. Meine Schritte führten mich immer näher zur Tür.

Nun stand ich genau davor.

Aus meinen Haaren tropften regelmäßig Wassertropfen und ich fing wieder heftigst an zu zittern.

22:31

Warum bin ich jetzt hier? Was hat mich dazu verleitet hier her zu gehen? Mein Kopf brennt höllisch, es soll aufhören.

Meine Augen verfolgten die Tür, die mit einem Mal ruckartig aufgerissen wurde.

Danach herrschte Stille, die dann schnell von meinem Gegenüber unterbrochen wurde.

"Manuel..?"

Ich antwortete nicht. Mein Blick haftete einfach nur starr auf der Person vor mir.

Als ich mich dann wieder fing und das Gefühl in meinen Beinen wiederkehrte, fiel ich mit 'nem heftigen Heulkrampf in die Arme meines Halbbruders.

~Ich habe es verstanden.

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Frage:
Was meint ihr? Findet ihr, den Schreibstil den ich für diese FF hier benutze, gut? Ich bin mir unsicher, aber lassen wirs mal. Schade, dass die Leserzahl der Kapitel immer weiter sinken. Aber ist nicht schlimm, wenn ich nur einen Leser erfreuen kann, reicht das mir.

Ich wünsch mir Kritik, meine kleinen Akumaas! :3 <3

GLPaddl: | Liar | ~ Könnte ich dich hassen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt