#15 | Vicinity | ~ Würdest du mir dann glauben?

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Peter

Nachdem Manuel wieder da war, gab ich jeden Einzelnen aus unserer Familie bescheid. Sie klangen so, als hätten sie sich gefreut, aber danach haben sie sich nicht weiter bei uns gemeldet. Nicht mal Mama. Manu ist bei uns geblieben, ich wollte ihn nicht nach Hause schicken. Wer weiß, was er dann noch so angestellt hätte. Außerdem wollte ich ihn in meiner Nähe wissen.

17:16

Sein Kopf lag auf meiner Schulter.

Der Film ist nicht mal zu ende und schon pennt er. Typisch. Sehr spannend war er aber auch wirklich nicht.

Mein Blick schweifte zu Dani, die mir mit einem Kaffee entgegen kam und mir schließlich auch überreichte.

"Kaffee am Abend ist zwar nicht das Beste, aber das macht jetzt nichts. Eigentlich wollte ich Manuel jetzt auch noch fragen, ob er was möchte, aber das scheint ja jetzt nicht mehr nötig zu sein."

Ihre warme Stimme brachte mir ein leichtes Lächeln auf die Lippen. "Oh Danke! Er ist nur müde. Ihm geht die Sache mit Taddl nicht aus den Kopf..."

Dani legte den Kopf leicht schief. "Du hast es ihm noch nicht gesagt, oder?"

"Nein, dafür muss ich Taddl erstmal selbst verstehen. Der Typ kann doch nicht einfach herkommen, behaupten, ihm würde ja ach so viel an Manu liegen, ihn stundenlang suchen, ihn zurück locken und dann einfach so verschwinden!? Und dann mir noch solche rätstelhaften Worte enthegen schmettern... Manu leidet darunter. Taddl scheint ihm viel zu sehr ans Herz gewachsen zu sein."

Die Braunhaarige nickte und setzte sich dann in den Sessel, neben der Coutch. "Das ist nicht gut, er ist ja eh nur nur auf Achse und sie haben auch nur noch kaum Kontakt. Aber was mich viel mehr interessiert ist, was Taddl gemeint hat. Ich versteh' seine Worte immer noch nicht im geringsten."

Ich schüttelte nur den Kopf und ließ den Satz: "Das werden wir wohl so, nie erfahren.", über meine Lippen gehen.

Ich spürte wie Manus Kopf immer mehr zu abrutschen drohte und letztendlich auf meinem Schoß landete. Dies brachte ihn aber nicht zum aufwachen, im Gegenteil. Er schmuste sich nur noch mehr an mich. Mir entfuhr ein leises Seufzen und Dani versuchte so gut es ging, ihr Lachen zu unterdrücken.

Er war ja schon ziemlich niedlich, keine Frage.

Nun hatte ich ganz die Interesse an den Film verloren. Ich nahm ein Schluck Kaffee und schaltete den Fernsehr aus. Auf dem Wohnzimmertisch brannten Kerzen ab und leichter Wind wehte durch das offene Fenster herein. Eine wohltuende Atmosphäre baute sich auf.

22:02

Ich hatte mich dazu entschlossen auf der Couch zu schlafen, da ich Manuel nicht aufwecken wollte und ich mich selbst auch vor Müdigkeit kaum noch bewegen konnte. Also legte ich mich hin und zog ihn neben mich. Die Couch war groß genug. Meine Arme legten sich automatisch um den Kleineren, schließlich soll er nicht runterfallen. Durch das schwache Mondlicht, welches mein Zimmer durchflutete, konnte ich sein Gesicht gut erkennen. Ich musterte es eine Weile und strich ihm immer mal wieder eine Strähne aus dem Gesicht.

Es fühlt sich seltsam an. Wie er hier so neben mir liegt und nichts sagt. All die Jahre an denen ich dachte er würde keine Nähe mögen, hatte er sich nur zu sehr danach gesehnt. Leider ist er zu schüchtern, um zu sagen, was er will. Das hat er selbst als Erwachsener noch nicht gelernt.

Sie waren schon immer das krasse Gegenteil voneinander. Sebastian und Manuel. Mir tut es eigentlich schon ziemlich weh, die beiden so distanziert zu sehen. Jeder macht sein eigenes Ding. Seb hat kein Erfolg mit YouTube und schafft es nicht, sich damit über Wasser zu halten. Manu hingegen hat immensen Erfolg und schon so paar 100.000 Aufrufe auf einem Video. Obwohl Sebastian viel selbstbewusster und 'stärker' ist, muss er den großen Erfolg den kleinen Bruder gönnen.

GLPaddl: | Liar | ~ Könnte ich dich hassen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt