#10 | Decision | ~ Ich verstehe mich selbst nicht mehr.

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Taddl

23:56

Mit meinen Kopfhörern im Ohr befand ich mich nun im Zug. Meine Augen geschlossen.

Das hier, habe ich viel zu wenig bedacht. Kaum Gepäck, kaum Money und gar keine Orientierung. Aber was soll man machen? Er bedeutet mir zu viel, obwohl er dies eigentlich gar nicht sollte. Eigentlich hätte ich in der Wohnung bleiben sollen. Eigentlich hätte ich nicht an ihn denken sollen. Eigentlich hätten meine Gefühle anders sein sollen. Nicht so stark, eher leicht.

Selbst die Musik lässt Manuel nicht aus meinen Gedanken, obwohl sie mich meist alles vergessen lässt. Wenn es so weiter geht, wird es gefährlich.

Wie hab' ich mir das eigentlich vorgestellt? Wenn ich ihn finden würde, was sollte ich sagen? Ich weiß ja nicht einmal, warum er überhaupt abgehauen ist. Ich weiß den Auslöser, aber nicht den Grund.

"Du dreckiger Bastard."

2:39

Ich schlenderte durch die Straßen Essens, ohne jeglichen Anhaltspunkt. Meine Müdigkeit konnte ich bis jetzt gut verdrängen, doch es wurde immer schwerer. Meine Konzentration schwand, meine Kraft sank, meine Beine wurden schwer und mein Blickfeld trüb und schmal.

Wo sollte ich übernachten? Wo sollte ich hin?

Ich setzte mich an den Straßenrand und betrachtete die Umgebung.

Alles in Schwarz getaucht. Nur noch wenige der Laternen überfluteten den Boden mit Licht, mit schwachem Licht. Leichter Wind durchzog die Luft und ließ Essen noch kälter erscheinen. Es ist eine wunderschöne Stadt, obwohl ich sie noch nie erkundet oder betrachtet habe. Ich habe Bilder gesehen und das reicht mir.

Langsam nahm ich mein Handy und wählte Peters Nummer. Meine Hände fühlten sich an, als würden sie durch die Kälte aufreißen. Wie erwartet ging er ran.

3:22

Ich starrte in Danis verdutztes Gesicht. Sie saß mir gegenüber in der Küche, während ich einen heißen Tee schlürfte.

"Und du bist nur wegen ihm hier?"

Diese Frage beantwortete ich ihr mit einem leichten Kopfnicken. Meine Augen verieten meine Unsicherheit, die ich versuchte mit einem selbstsicherem Blick zu überdecken, was nun nicht so gut klappte. Ihr Blick ruhte auf mir, als würde sie versuchen wollen, meine Gedanken zu lesen.

"Wo ist Peter? Ist er überhaupt da?"

Nun war ihr Blick nach unten gerichtet. Man sah ihr, ihre Sorge regelrecht an. Mit leisen Worten erwiederte sie: "In seinem Aufnahmeraum. Er ist spricht kaum noch und ist fast nie bei mir. Ihm nimmt die Sache mit seinem Bruder ziemlich mit. Er macht sich nur noch Vorwürfe. Seine Schuldgefühle fressen ihn auf." Ein leises Schluchzen entfloh aus ihrer Kehle.

"Er liebt ihn.", waren meine einzigsten Worte dazu.

Ihr Schluchzen wurde immer lauter, bis ich aufstand, zu ihr lief und ihr tröstend meine Hand auf ihre Schulter legte.

"Es wird alles wieder gut."

Ich versuchte mich selbst davon zu überzeugen, doch wusste' ich, es war eine Lüge.

Auf einmal spürte ich Schritte auf mich zukommen. Schnell drehte ich mich um und blickte in das blasse Gesicht von Debitor. Er sah furchtbar aus. Verständlich.

"Und du meinst, dass du etwas ändern kannst? Glaubst du, wenn du ihn findest, würde er dir vertrauen? Dir folgen?!"

Eine gute Frage, welche ich nur mit einem: "Nein.", beantwortete. "Meine Entscheidung ist endgültig. Wenn er sich weigert mit mir zu kommen, werde ich ihn mit mir zerren. Wenn er mich anschreit, werde ich ihn in den Arm nehmen. Wenn er weint, werde ich ihn sagen, es wird alles wieder gut, auch, wenn dies womöglich eine Lüge ist. Egal wie, aber ich unternehme etwas, Irgendwas. Ich bin nicht wie ihr."

Sein Ausdruck wechselte sich von Emotionslos zu Schmerz.

"Lass uns doch in Ruhe. Unsere Familie. Was kümmert dich denn Manu?", flüsterte er mir entgegen.

Ich sah zur Seite. Meine Augen fixierten einen Punkt und ließen nicht davon ab.

"Ich weiß es nicht. Anscheinend mehr als ihr denkt."

Danis Tränen fielen unaufhaltsam auf den Tisch.

"Lass mich das machen. Ich schaff' das schon." Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen. "Er wird mir eh nicht entkommen können."

Peter setzte sich. "Wenn du so von dir überzeugt bist, bitte. Dann versprich mir, dass du mir meinen kleinen Bruder wiedergibst. Das du ihn glücklich machst!"

"Ich kann dir nichts versprechen. Aber ich kann dir sagen, dass meine Gefühle ausreichend dafür sind, unbedingt zu wollen, dass es ihm gut geht. Schließlich ist er...", ich brach ab.

Mein dunkles Geheimniss.

Vollendete ich den Satz in Gedanken.

~Ich verstehe mich selbst nicht mehr.

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Fraagööö:
Sagt mal, soll ich euch unter dem nächsten Kapitel mal meine Auffasung zu Taddl und Manu berichten? Also wie ich über sie denke undso? Mich würde intressieren, wie Außenstehende darüber denken und ob sie dazu selbst 'ne Meinung haben oder ob es ihnen ähnlich geht.. Oder wollt ihr das nicht wissen? Wäre lieb, wenn ihr antworten würdet! :c

GLPaddl: | Liar | ~ Könnte ich dich hassen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt