#05 | Fear | ~ Ich hätte dich beschützen müssen.

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Peter

22:34

Zunächst wusste ich nicht, wie ich mich verhalten sollte. Ich hätte jeden erwartet, nur nicht Manuel.

Ich schlang meine Arme um ihn und drückte ihn sanft an mich. Da er ein Kopf kleiner als ich ist, legte ich mein Kinn auf seinen Haaransatz.

Die Nässe lief zu mir über, doch es war mir Egal.

Er weint. Er zittert. Warum? So habe ich ihn ewig nicht mehr gesehen.

Gleichmäßig strich ich über seinen schmalen Rücken. Ich würde warten, bis er sich beruhigt hatte. Doch dies passierte nicht. Er vergrub sein Kopf in meiner Brust. Er war so kalt.

Ich vernahm Danis besorgte Stimme. "Soll ich einen Tee machen?"

So gut es ging, nickte ich und hörte kurz darauf ihre Schritte, die in die Küche führten.

Manu zuckte bei jedem Schluchzer zusammen.

Es hilft nichts. Irgendwas muss man doch tun können. Mein Kopf scheint blockiert zu sein. Ist es der Schock?

Mit brüchiger Stimme versuchte ich ihn zu erreichen: "Folgst du mir ins Wohnzimmer? Du musst deine Sachen wechseln, sonst holst du dir noch 'ne schlimme  Erkältung.

Als Antwort bekam ich ein stummes Nicken.

22:51

Nun saßen wir still auf dem Sofa.

Manu hatte jetzt ein viel zu großes Shirt und eine viel zu große Jeans am Körper. Trotzdem zitterte er noch heftigst. Nicht allein wegen der  Kälte, wegen etwas anderem.

Sein Anblick machte in mir ein unwohles Gefühl im Bauch breit.

Ich will nicht, dass er weint, ich will ihn lachen hören.

Manus Augen trafen meine. 

"Willst du es mir erzählen?"

Wenn ich es langsam angeh', dann sind die Chancen höher etwas zu erfahren.

Sein Blick bohrte sich in mein Gewissen.

Nach langem Zögern schüttelte er leicht den Kopf.

Gut, damit muss ich mich jetzt zufrieden geben. Ich kenn' ihn und weiß genau, wenn ich jetzt Druck machen würde oder solange darauf beharren würde, bis er es mir sagt, verliert er ganz schnell das 'Vertrauen' zu mir.

Das hier kommt alles so plötzlich. Wenn ich mich wenigstens darauf hätte vorbereiten können, würde es mir definitiv leichter fallen, mit der Situation zurecht zu kommen. Ich bin nie ein Typ gewesen, der Gefühle gut verstehen oder vermitteln kann.

Dani saß schweigend neben mir. Ihr Blick ruhte auf Manuel, ohne dass sie nur einmal weg sah.

So saßen wir, ohne irgendetwas zu sagen da, bis Manus zittrige Stimme, die Stille vertrieb.

"Kann ich hier schlafen..?" Sein Blick lag nun am Boden haftend und er drehte nervös seine Tasse in den Händen herum.

Dani nahm mir glücklicherweise die Antwort ab: "Natürlich! Wenn du möchtest, kannst du auf der Couch penn'."

Ein genuscheltes: "Danke..", war das einzige, was er von sich gab.

"Das Bad kannst du natürlich auch benutzen. Fühl' dich wie zu Hause", versuchte ich die drohende Stille, die sich wieder breitmachte, zu ersticken.

Ein schwaches Nicken seinerseits.

23:21

Ich starrte an die Decke und nahm den regelmäßigen Atem meiner Frau war.

Alles ist Dunkel.

Meine Bettdecke nahm auf meiner Brust ihr Ende.

Ich kann mir darauf keinen Reim machen. Was ist mit ihm? Wie gehts ihm wirklich? Warum ist er gerade zu uns gekommen?

Es war mir klar, dass sowas irgendwann passieren würde.

Halt, wenn ich es wusste, warum hab' ich dann nichts unternommen? Warum bin ich nie zu dir gegangen? Mein Kopf hat dich aussortiert. Tz, war ja klar. Wenn du nie Anstalten gemacht hast, dass es dir nicht gut geht.

Ich hätte dir mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen sollen.

Reflexartig drehte ich mein Kopf Richtung Tür, da sich diese zu öffnen begann.

Meine müden Augen erfassten die Umrisse einer Person, die sich immer weiter meinem Bett näherte. Manuel.

Meine Hand wanderte zu meinem Nachttisch und betätigte die Lampe. Doch meine Augen ließen Manu nicht aus dem Blickfeld. Er hat geweint, schon wieder. Und er zitterte so stark, dass ich die Vibrationen selbst leicht wahrnehmen konnte.

"Peter, ich weiß nicht was los ist. Ich weiß nur, dass mein Körper gerade nicht das macht, was er soll. Hilf.. mir.."

Seine letzte Aussage ließ mich für ein paar Sekunden erstarren. Er will wirklich, dass ich ihm helfe?

Ohne, dass ich noch etwas dazu erwidern konnte, krabbelte er zwischen Dani und mir, legte seinen Kopf auf meine Brust und schloss die Augen.

Damit hab' ich nun wirklich nicht gerechnet.

Ich spürte die Wärme, welche von ihm ausging. Das beruhigte mich, da er wohl nicht mehr friert. Sein Atem normalisierte sich wieder.

Er ist keine Last und mich stört das jetzt wenig. Zwar tu' ich oft so, als wäre es für mich unangenehm ihm so Nah zu sein und behaupte, es sei 'schwul', aber in Wirklichkeit brauch' ich das. Ich brauch' die Gewissheit, dass er weiß, dass ich immer für ihn da sein werde und ich ihm nicht egal bin.

Langsam deckte ich ihn zu.

Ich streichelte gleichmäßig über seinen Rücken, so wie ich es auch damals immer tat, als er nicht einschlafen konnte.

Es scheint so, als wäre er eingeschlafen. Nun lag dieser zerbrechliche Körper halb auf mir.

Mit einem leichtem Lächeln betätigte ich den Off - Knopf an der Lampe. Dunkelheit. Meine Augen schlossen sich und ich merkte, wie der Schlaf mich umhüllte und versucht mir mein Bewusstsein zu nehmen.

23:32

Diese Schuld zieht mich immer weiter in die Finsternis - sie ist viel zu schwer. Diese Schuld, die mir ständig aufs Neue versucht klar zumachen:

~Ich hätte dich beschützen müssen.

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Anmerkung:
Alsoo.. vielleicht is das Kapitel ein wenig kitschig aber was solls. Ich find' die beiden so süß und ich glaube Manu wäre in so einer Situation wirklich als aller Erstes zu Peter gelaufen.
Aber was ist nun Manu? Wer weiß, wer weiß..

GLPaddl: | Liar | ~ Könnte ich dich hassen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt