#12 | Change | ~ Wie hast du mich gerade genannt?

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Taddl

Mein Grinsen schien ihn kein Stück zu verunsichern.

Ich musterte ihn gründlich. Dunkle Augenringe, emotionsloser Blick. Er sah aus wie Stein. Wie kalter Stein.

Seine zärtlichen Lippen formten die Worte: "Hallo, Verräter." Ich hatte seine Stimme vermisst. Wie sehr ich sie doch mochte. Doch die Worte trafen mich härter, als gedacht.

"Hallo, Manu.", erwiderte ich, ohne das Grinsen verschwinden zu lassen. Ich wollte keine Schwäche zeigen.

"Gib mir das Sandwich und dann verschwinde.", hauchte er mir entgegen.

Sollte ich jetzt das tun, was er von mir verlangt? Nun war der Augenblick da. Ich seh' ihn zum ersten Mal. Ich bin ihm so nah. Ich habe vorher nicht gewusst, was ich tun sollte, aber jetzt?

Meine Arme befreiten sich ohne Mühe aus seinem Griff und legten sich um seinen Rücken. Sanft drückte ich ihn an mich. Sein schwacher Atem erwärmte die Luft. Ihm schien meine Tätigkeit nicht zu passen, ließ es aber geschehen.

"Manu, wir gehen jetzt nach Hause, okay?"

Keine Antwort. Nicht mal ein Nicken. Er erwiderte auch meine Umarmung nicht. Ich hatte immer gedacht, wenn wir uns zum ersten Mal treffen, wären wir so wie sonst auch. Einfach wir selbst, aber... Dies war nur eine Täuschung.

Das Unwetter wurde immer heftiger. Ihm schien es nicht zu interessieren.

Mein Mund öffnete sich wieder: "Ich weiß, dass du nicht willst. Ich weiß, dass du aus irgendeinem Grund nicht zurück möchtest. Denk' aber bitte daran, dass es dir dann wenigstens körperlich besser geht."

"Es ist mir egal."

Was wollte er damit sagen?

Ich ließ meine Arme von ihm gleiten und versuchte mich zu setzen, welches mir schnell gelang.

Er stand ohne zu zögern auf und ging. Er ging einfach fort, ohne einen weiterem Blick, ein Wort oder einer Berührung. In meinem Kopf herrschte Chaos. Mein Verstand wurde von diesem einem Gedanken völlig übernommen.

Er gehört mir.

22:09

Ich versuchte möglichst leise zu atmen. Ich wollte nicht, dass er mich sofort bemerkt. Vorsichtig lugte ich um die Ecke und erkannte einen riesen großen Raum, eines verlassenes Wohngebäudes. Im Inneren befand sich praktisch nichts, außer Staub, Schmutz, ein Schlafsack, ein Rucksack und Manu. Dieser saß im Schatten einer Wand und nahm, nach meinen Augen zu urteilen, seine Tabletten ein. Das beruhigte mich. Ihm schien dies also nicht gleichgültig zu sein. Seine Gesundheit ist ihm immer am aller wichtigsten gewesen. Dieser Fakt hat sich nicht geändert. Hat sich überhaupt etwas geändert? Ich kannte ihn ja kaum. Woher soll ich also wissen, ob er sich verändert hat oder nicht?

Seine Augen sind so leer und voller Gleichgültigkeit, dass es mir leicht Angst machte, direkt in seine Augen zu sehen. Und trotzdem. Sie sehen aus, wie dunkle Smaragde.

Wenn ich nur wüsste, ob ich jetzt zu ihm gehen soll.

Ich versuchte Pro und Kontra aufzuzählen, doch egal was ich tat, es brachte mich zu keinem sinnvollen Ergebnis. Er würde nie freiwillig mit mir gehen. Könnte ich ihn mit Worten überzeugen? Leider weiß ich selbst nicht, was ich sagen soll. Letztendlich kam ich zu dem Entschluss, einfach zu ihm zu gehen. Die Situation wird dann alles weitere für mich richten. Gedacht, getan.

Als er meine Schritte bemerkte, fuhr er mit dem Kopf hoch und starrte mich kalt an. Ich blieb stehen.

"Was willst du von mir?", hallte seine Stimme im Raum.

Ja, was will ich denn von ihm?

"Nichts.", antworte ich knapp.

Eine beunruhigende Stille machte sich breit, die ich dann schnell unterbrach, damit es nicht peinlich werden würde. "Ich will nichts von dir. Aber etwas anderes."

"Und was, wenn ich fragen darf?"

Das Grinsen, welches meine Lippen schon vorhin zierte, war nun wieder da. Ich atmete ein, um danach zu sprechen: "Ich will dich, Manu."

Seine Augen behielten mich im Blickfeld. Diesen Worten schien er keinen Glauben zu schenken. Ich kam ihm ein paar Schritte näher. Er machte keine Anstalten sich zu bewegen.

"Warum hast du mich zu Boden gerissen? Du hast doch gesehen, wer ich bin. Du hättest 'nen großen Bogen um mich machen können. Wieso hast du es nicht getan, hm? Was geht in deinem Kopf vor, Manuel?"

Er starrte mich an, sah dann aber schnell zur Seite. "Warum nennst du mich Manuel? Bin ich das denn überhaupt noch?", seine Worte waren schwer.

Nach Peters Erzählung nach zu urteilen, scheint ihm das ziemlich zu beschäftigen. Ich weiß es ja selbst nicht.

Durch die Nässe an mir, machte sich stechende Kälte breit. Ich hasse Kälte.

"Lass es uns rausfinden, Manu." Nun stand ich direkt vor ihm. Ohne noch groß nachzudenken, hielt ich ihm meine Hand entgegen. Sein Blick richtete sich wieder auf mich, dann speziell auf meine Hand. Seine nachfolgenden Worte blieben mir seitdem ununterbrochen im Gedächtnis.

"Ich nehm' die Hand eines Lügners nicht an."

~Wie hast du mich gerade genannt?

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Sorry:
Ey Leute, ich hatte noch nie so 'ne Schreibblockade, wie für diese Kapitel. Hab's nach 700 Jahren endlich doch noch geschafft. Ich hoffe sie werden länger. In einer Woche haben wir Ferien, dann schreib' ich bestimmt längere Kapis!

Wenn ihr Ideen habt, wie es weiter gehen könnte, dann schreibts bitte mal. Ich bin für alles offen. Vlt. benutze ich es nicht, aber eventuell doch. Bitteeee, ich wäre euch soo dankbaaar! Wir sind auch schon bei 1,2k Reads, wow. Hätte ich nie gedacht...

GLPaddl: | Liar | ~ Könnte ich dich hassen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt