»Ich habe dir Frühstück mitgebracht«, sagte ich und stellte das Tablett auf Damians Schoß ab.
Er verfolgte mich mit interessiertem Blick. »Hast du etwa so etwas wie ein Gewissen entwickelt?« Seine Stimme klang, als hätte er eine üble Erkältung hinter sich. Letztlich war es aber seine Schuld, er hatte nicht aufgeben wollen.
»Wie genau soll ich das jetzt verstehen?« Ich bemühte mich, freundlich zu sein. Ich bemühte mich wirklich. Nur die Welt machte es mir so verdammt schwer.
»Wie du es möchtest«, kam von Damian.
Und damit war meine Freundlichkeit so weit ausgereizt, dass ich ihm vermutlich wieder eine scheuern würde, wenn ich noch länger in seiner Nähe war.
Ich wandte mich ab. »Lass es dir schmecken.«
Weit kam ich aber nicht, denn ich hörte ein leises Lachen hinter mir.
Ich wirbelte herum. »Was?«
»Wie soll ich mit gefesselten Händen etwas essen?«, fragte Damian. »Soll ich meine Füße benutzen?«
»Wäre doch eine Möglichkeit.« Ich wandte mich ein zweites Mal ab und wieder wurde ich aufgehalten.
»Oder du könntest mir einfach helfen«, schlug Damian vor. »Oder mir die Fesseln lösen.«
Ich schnaubte nur und trat wieder an ihn heran. Dann musste ich ihn wohl oder übel füttern. Dümmste Idee ever. Ich hätte einfach Riley hineinschicken sollen. Aber nun konnte ich keinen Rückzieher machen.
»Was hättest du denn gern?«, fragte ich mit der freundlichsten Freundlichkeit, die ich in den Abgründen meines Herzens finden konnte.
»Wasser.«
»Tut dir dein Hals etwa noch weh?«
Damian warf ihr einen finsteren Blick zu.
»Du hättest einfach aufgeben können.« Ich zuckte mit den Schultern.
Er warf mir nur einen seiner Eisblicke zu und befahl dann: »Wasser.«
»Chill«, sagte ich und setzte das Wasserglas an Damians Lippen.
Als er mir signalisierte, genug zu haben, widerstand ich mit Mühe der Versuchung, das Glas zwei Sekunden länger zu kippen. Nett. Ich wollte heute nett sein.
»Wenn du mich so behandelst, bleibe ich auch gerne noch länger in deiner Gewalt«, bemerkte Damian.
»Wenn du mehr Gewalt haben möchtest, kann ich sie dir geben«, zischte ich und zwang mich sofort danach, tief durchzuatmen.
Damian dagegen lachte. Für einen Moment war es, als wäre ein Sonnenstrahl auf das Eis in seinen Augen gefallen. Allerdings verschwand der Eindruck, als er husten musste.
Ich schmierte einen Toast mit Marmelade und hielt ihn Damian hin. »Was machst du, wenn ich dagegen allergisch bin?«
»Einen Notarzt würde ich jedenfalls nicht rufen«, sagte ich trocken, dann fiel mir die Sache mit der Freundlichkeit wieder ein. »Wer ist denn gegen Erdbeeren allergisch?«
Damian grinste ein zweites Mal. »Ich zu deinem Glück nicht.«
Als er den Toast aufgegessen hatte, machte ich mich daran, zu verschwinden. Doch ich wurde aufgehalten. »War es das schon?«
Ungläubig drehte ich mich um. »Dir ist schon klar, dass du nicht in der Position bist, Forderungen zu stellen?«
»Aber kannst du mir wirklich einen Wunsch abschlagen?« Da war tatsächlich etwas in seinen Augen aufgetaucht, ein Aufblitzen, das kurzzeitig erahnen ließ, dass sich unter dem Eis etwas Wärmeres verbergen könnte.
»Könnte ich mit Leichtigkeit«, antwortete ich nur.
»Gestern konntest du es nicht.«
Ich starrte ihn nur ungläubig an. »Wenn du hoffst, dass ich dich ein zweites Mal losbinde –«
»Ich hoffe gar nichts«, schnitt er mir das Wort ab, die Augen immer noch unbewegt auf mich gerichtet. »Ich frage mich nur, was du hiermit bezweckst. Du bist doch keine Entführerin.«
Ein ungebetener Schauer lief mir den Rücken hinunter. »Ich bin Attentäterin.«
Damian legte den Kopf schief. »Aber ich lebe noch.«
»Wenn ich dich umbringen wollte, wärst du tot«, stellte ich klar. »Ich will nur das Geld, das mir rechtmäßig zusteht, falls du mir bisher nicht zugehört haben solltest.« Ein Teil des Frusts, der mich verfolgte, seit ich diesen Brief geöffnet hatte, kam in mir hoch. »Ich habe meinen Part erfüllt und das ›Kätzchen‹ Ralf umgebracht. Wieso fällt es euch so schwer, das Gleiche zu tun?«
Damian musterte mich eine Weile. »Bist du dir sicher, dass wir dir den Auftrag gegeben haben? Ich erinnere mich nicht daran, dass so etwas je über meinen Schreibtisch gewandert wäre. Und alles wandert über meinen Schreibtisch.«
»Meine Kontakte haben mich zu dir geführt.«
»Müssen unfähige Kontakte sein.«
Meli würde ich weder in Frage stellen, noch in Frage stellen lassen. Dafür hatte sie schon viel zu viel für mich getan. »Vielleicht bist du auch einfach nicht so fähig, wie du dich hältst? Oder nicht so wichtig?«, feuerte ich zurück.
Damian lachte und es war das Lachen eines Mannes, der sich seines sozialen Standes und seiner Bedeutung ohne jeden Zweifel sicher war. »Das siehst du, wenn meine Leute mich finden.«
Ich seufzte, dann drehte ich mich langsam herum. Er hatte recht. Und vielleicht sollte ich ihn besser behandeln, wenn ich diese Begegnung überleben wollte.
»So viel zum Thema Wünsche«, spottete Damian, als ich zu ihm zurück kam.
»Mach so weiter und ich überlege es mir vielleicht noch«, rutschte es mir heraus und schmierte eine zweite Scheibe Toast. Ich tat das hier ausschließlich, um aus der Aktion lebendig herauszukommen.
»Du siehst aus, als würdest du dir diese Erdbeerallergie herbeiwünschen«, bemerkte Damian.
»Iss einfach«, blockte ich ab. »Ansonsten bringe ich in Erfahrung, welche Allergie du hast.«
Immerhin besaß er den Anstand, zu schlucken, bevor er antwortete. »Du könntest mich auch einfach fragen. Ich würde es dir verraten.«
Ich schnaubte. Irgendwann musste ich mein Freundlichkeits-Soll doch erreicht haben. Wie machten normale Leute das?
»Brauchst du noch ... ich weiß nicht, einen Eimer oder sowas?«, fragte ich. Hoffentlich war das Licht in dem Keller schummrig genug, dass Damian nicht sehen konnte, dass mir bei der Frage die Röte in die Wangen schoss.
Im Erdgeschoss polterte irgendetwas Metallisches. Ich runzelte die Stirn. Was machte Riley denn nun schon wieder?
»Hat dein Freund etwa größere Renovierungspläne?«
»Er ist nicht mein Freund.«
»Hm.«
Es kehrte für einen Augenblick Stille ein, ehe ich wieder das Wort ergriff: »Willst du noch etwas?« Ich wartete nicht, bis er antworten konnte. »Gut, wenn es weiter nichts ist.«
Ich wandte mich zum zweiten Mal ab und ging schon auf die Tür zu. Ehe ich den Raum aber verließ, sagte ich: »Wenn du noch irgendetwas brauchst, dann schrei einfach und ich überlege, ob ich zu dir komme.«
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The Mafia King and the Ice Queen
RomanceEs ist nicht leicht, als Auftragskillerin das zu bekommen, was man will. Als Laura für einen Auftrag von der Mafia um ihren Lohn betrogen wird, sieht sie nur einen Ausweg: den Mafiaboss entführen und sich ihre Belohnung erpressen. Doch der Mafioso D...