Bevor ich die Konsequenzen davon erfassen konnte, fing das Benzin Feuer. Die Flammen rasten zum Gras. Darauf hatte ich viel zu lange geachtet, ich hatte die andere Richtung vernachlässigt, in die sie sich bewegten – hin zum Benzintank.
Ich duckte mich gerade noch rechtzeitig hinter die Motorhaube, ehe eine Explosion drohte, mir das Trommelfell zu zerfetzen. Eine Welle aus Druck und Hitze raste über meine Haut und wurde aber glücklicherweise zum Teil von der Deckung abgefangen. Ansonsten wäre ich wohl geendet wie einige von Marks Handlangern, die nun anfingen zu schreien, da sie nicht schnell genug den rettenden Sprung in Sicherheit gemacht hatten.
Ich nutzte die Gelegenheit und krabbelte auf allen Vieren zu Damian. »Hey«, flüsterte ich.
Sein Blick fand meinen und in dem Moment erst wurde mir bewusst, wie viel Angst ich gehabt hatte, das Eisblau nie wieder sehen zu können.
»... Knall?«, krächzte Damian.
»Nichts Wichtiges«, versuchte ich, ihn zu beruhigen. »Kannst du aufstehen?« Eine dumme Frage, wie ich im nächsten Augenblick feststellte, denn Damian hatte nach seinen ersten missglückten Bemühungen nicht einmal mehr den Versuch unternommen, sich aus seiner liegenden Position hochzustemmen.
»In Ordnung«, murmelte ich und reichte Damian meine Waffe. »Aufs Ziel richten und Abzug ziehen«, wies ich ihn an und wurde mit einem schwachen Lächeln belohnt. »Und ganz wichtig«, ergänzte ich noch, weil ich nicht sicher war, wie zurechnungsfähig Damian war. »Nicht auf dich oder mich zielen.«
In den wenigen Sekunden, die mir blieben, hastete ich zu dem zweiten Schergen und schnappte mir seine Waffe. Allerdings war das nicht schnell genug.
Sie waren hier.
In meinem Augenwinkel tauchte ein Schatten auf, aber als ich mich auf den Angreifer, der an dem Auto vorbeigeschlichen war, konzentrieren wollte, kamen schon Schergen von der anderen Seite und umzingelten uns.
Es waren zu viele. Aber hinter mir begann der Wald. Wenn ich meine Waffe jetzt fallen ließ, konnte ich noch fliehen. Im Unterholz würde ich Marks Handlanger schnell abhängen.
Das war meine Chance.
Aber Damian. Er würde nicht mit mir aufspringen und fliehen können. Er konnte noch nicht einmal gerade schießen.
Ich musste mich entscheiden zwischen meiner Freiheit und dem Mafiaboss. Als sich unsere Blicke für einen Moment trafen, wurde mir klar, dass es eigentlich nur eine Entscheidungsmöglichkeit für mich gab.
Ich blieb, erhob aber meine Pistole. Schrittweise zog ich mich in Richtung Damian zurück. Schweiß stand mir auf der Stirn, entweder noch von der Hitze oder weil ich wusste, dass das hier nicht mehr zu gewinnen war.
Wenn ich wenigstens Mark noch treffen könnte ... aber der war nirgends zu sehen. Es hätte wirklich nicht noch mehr schieflaufen können.
»Gebt es auf«, sagte einer der Schergen. »Ihr habt verloren.«
Ich hielt meine Waffe erhoben. »Oder ihr geht jetzt einfach einen Schritt zur Seite und lasst uns durch. Sind nicht schon genug von euch gestorben?«
Ich richtete den Lauf auf denjenigen, der gesprochen hatte. Mein Finger krümmte sich um den Abzug.
Aber der Schuss, der folgte, kam nicht von mir.
Ich sog scharf Luft ein. Schmerz breitete sich in meiner Brust aus. Die Pistole entglitt meinen unkontrollierbar zitternden Händen.
Was? War ich ... getroffen?
Den Gedanken wollte ich noch nicht ganz fassen. So konnte es doch nicht vorbei sein. So konnte der Kampf doch nicht enden. Was war daraus geworden, dass Mark uns lebendig brauchte.
Etwas traf mich hart an der Seite und es dauerte einen Augenblick, bis in meinem Kopf ankam, dass ich gestürzt und auf den Asphalt geschlagen war. Ich wollte meine Hand heben, um mir den Kopf zu reiben, aber meine Muskeln gehorchten mir nicht. Schwärze breitete sich an den Rändern meines Sichtfeldes aus.
Mein Körper wusste es schon, aber mein Verstand wollte es nicht wahrhaben. Ich verlor das Bewusstsein. Ich ...
»Laura!«, hörte ich in weiter Ferne.
Ich blinzelte. Zumindest glaubte ich, dass ich es tat. Verschwommene Bilder traten durch die Schwärze.
»Laura ...«
Ich kannte die Stimme, oder?
Damian.
Ich wollte antworten, aber meine Lippen bewegten sich nicht.
»Hör mir zu.« Damians Stimme war näher, als ich erwartet hatte. »Du wirst nicht sterben«, sagte er. »Du kannst nicht sterben. Das werde ich nicht zulassen.«
Ein erschöpftes Lächeln legte sich auf meine Lippen. Ich wollte eine Hand ausstrecken und an seine Wange legen, aber wieder kam keine Reaktion meiner Gliedmaßen.
Das Eis in Damians Augen hatte noch nie so weich gewirkt. Die Welt entglitt mir.
»Nicht zulassen, hörst –«
Ein zweiter Knall ertönte. Das Eisblau verschwand aus meinem Blickfeld. Eine Last legte sich auf meinen Oberkörper.
Und dann konnte ich nicht länger am Leben festhalten. Es entglitt meinen Händen, so sehr ich mich auch wehren wollte, so sehr ich auch schreien wollte, dass es so nicht ausgehen konnte.
Meine Lider wurden schwer und schlossen sich. Mein letzter Gedanke war, dass ich in dieser Position eigentlich Damians Herzschlag spüren müsste.
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The Mafia King and the Ice Queen
RomansaEs ist nicht leicht, als Auftragskillerin das zu bekommen, was man will. Als Laura für einen Auftrag von der Mafia um ihren Lohn betrogen wird, sieht sie nur einen Ausweg: den Mafiaboss entführen und sich ihre Belohnung erpressen. Doch der Mafioso D...