42.

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Ich knetete meine Finger. »Ich nehme an, dass du kein ... dieses Ding aus Men in Black hast, das Erinnerungen löschen kann?«

Mir antwortete kühles Schweigen aus den Lautsprechern.

»Ich mein ja nur«, flüsterte ich. »Nachdem du das hier abgezogen hast, traue ich dir so ziemlich alles zu.«

Weiterhin nur Schweigen.

»Ist ... die Verbindung abgebrochen? Oder schaust du gerade, ob du zufällig doch ein Blitzdings bei dir herumliegen hast?«

Ein gedehntes Seufzen antwortete mir. »Du hast recht«, sagte Melissa letztlich.

»Mit ... dem Blitzdings?«, hakte ich nach. »Weil, das war eigentlich –«

»Nein, nicht mit dem Blitzdings«, fuhr Melissa dazwischen. »Mit dem, was du über Menschenleben gesagt hast.«

»Oh.« Mir selbst war die Argumentation recht spärlich vorgekommen.

»Aber du musst es ihnen sagen.«

»Wenn du dich dadurch überzeugen lässt, nichts in die Luft zu jagen, dann übernehme ich das«, sagte ich. »Irgendwelche Vorschläge?«

»Solche Männer kennen nur die Sprache der Gewalt.« Ein Klicken ertönte und eine Schublade öffnete sich. »Versuch es hiermit.«

Zögerlich trat ich an die Schublade heran. Eine schwarz glänzende Pistole lag darin. Vorsichtig streckte ich die Hand danach aus. Das Metall der Waffe war kühl unter meinen Fingern.

»Stell dich nicht so an«, bemerkte Melissa. »Es ist nicht so, als wüsstest du nicht, wie man damit umgeht.«

»Schon, aber ...«, setzte ich an. Ja, was ›aber‹? Es war doch nicht so, dass ich Mark oder Damian gleich erschießen sollte. Trotzdem formte sich ein Kloß in meinem Hals, als ich daran dachte, den Lauf auf Damian zu richten.

»Denkst du wirklich ...«, fing ich erneut an.

»Ja«, sagte Melissa. »Klar, wir können die beiden auch auf eine Tasse Tee einladen, aber ich weiß nicht, ob du dich in ein weißes Seidenkleid und Spitzenhandschuhe zwängen möchtest.«

»Die Botschaft ist angekommen, danke«, murrte ich.

»Süße, die beiden sind Schwerverbrecher. Die Stadt ist ein besserer Ort ohne sie.«

Ich öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, verkniff es mir aber.

»Brauchst du noch eine Minute, bis du dich gesammelt hat?«, fragte Melissa. »Ich habe den Countdown aber nicht angehalten. Lass dir also nicht zu viel Zeit.«

Ich holte tief Luft. »Nein, passt schon.«

Nie hätte ich zugegeben, wie weich meine Knie waren, als ich den Raum verließ. Oder wie laut mein Herz gegen meine Rippen trommelte, als ich den anderen Raum wieder betrat und die Blicke von Mark und Damian auf meiner Haut spürte.

Mein Atem stockte, als sich beide Augenpaare auf die Waffe in meiner Hand richteten.

»Was wird das?«, Mark verschränkte die Arme vor der Brust »Machst du jetzt mir ihr gemeinsame Sache?«

»Wenn du dich weiter so anstellst, tue ich das vielleicht wirklich«, sagte ich.

Mein Blick fiel auf Riley, der ein wenig abseits stand und mit den Augen den Raum nach irgendetwas zu durchsuchen schien.

»Laura, was hat das zu bedeuten?«, fragte nun auch Damian. »Was hat sie mit dir besprochen?«

Ich holte tief Luft. »Ich habe etwas mit ihr aushandeln können, damit so wenig Menschenleben wie möglich beendet werden. Das ist es, worum es hier geht.«

»Dann willst du uns umbringen?«, warf Mark ein.

»Nur, wenn du nicht kooperierst«, zischte ich. »Ihr werdet eure Leute von allem, was sie gerade tun, abziehen. Sonst wird ihnen ganz buchstäblich der Boden unter den Füßen weggezogen.«

Damian hob eine Augenbraue. »Nicht, dass ich dir nicht trauen würde, aber deiner Freundin traue ich nicht. Was sagt mir, dass sie dich nicht anlügt? Was hält sie davon ab, trotzdem jeden meiner Leute umzubringen, selbst wenn ich tun würde, was sie verlangt?«

Ich biss die Zähne zusammen. »Nichts, aber wenn du es nicht tust, dann passiert es auf jeden Fall. Möchtest du es wirklich riskieren?«

Damians Augen bohrten sich in meine. Das Eis brachte mich zum Frösteln. »Ist dir bewusst, was du hier forderst?«

»Ja«, sagte ich und blickte ihm entschlossen entgegen.

»Nein, weißt du nicht«, entgegnete er. »Das –«

»Kinder, keine Rosenkriege hier«, kam von Melissa. »Der Countdown läuft. Wollen wir noch schauen, wie viele von deinen Leuten in dem Gebäude sind. Willst du ihnen noch einen Abschiedskuss hinterherwinken, bevor die Explosion sie zerreißt?«

Damian biss die Zähne zusammen, aber er rührte sich nicht.

»Ich tue es«, heulte Mark in dem Moment auf. »Ich will nicht sterben. Sie sollen nicht sterben. Was soll ich tun?«

Der Bann zwischen Damian und mir war gebrochen. Ich musste mir ein höhnisches Lächeln verkneifen, als ich mich zu Mark wandte.

»Lös die Jungs auf«, sagte ich. »Sorg dafür, dass sie Detroit verlassen und sich nie wieder neu bilden. Hör mit deinen Drogengeschäften auf und verschwinde.«

»Das ... das ...«, stammelte Mark. Immerhin brachte er überhaupt noch ein Wort heraus. »Das ... geht nicht ...«

Ich hob in aller Seelenruhe meine Waffe und zielte damit direkt auf Marks Brust. »Bist du dir da sicher? Würdest du dein Leben darauf verwetten, dass das nicht geht?«

Marks Adamsapfel hüpfte auf und ab. »Ich ...«

»Wir können das hier auf die eine oder die andere Art machen«, erläuterte ich. »Entweder du nimmst meinen Vorschlag an und ziehst ab. Oder du stirbst und die Bombe explodiert und reißt alle mit sich, die dumm – ach nein, unwissend – genug sind, um sich noch in dem Gebäude aufzuhalten.« Ich entsicherte die Waffe. »Mir würde die Entscheidung nicht schwerfallen.«

Irgendwoher nahm Mark den Nerv, mir einen bösen Blick zuzuwerfen. Ich könnte ihm eine Kugel zwischen die Augen jagen, aber noch war ich nicht an dem Punkt.

»Als ob du abdrückst«, brach es aus Mark heraus, hastig und verhaucht, aber dennoch. Ich schnaubte, senkte die Waffe ein Stück und drückte ab.

Der Knall ließ buchstäblichen Staub von der Decke rieseln, während Mark aufjaulte, seinen Fuß umklammerte und das Gleichgewicht verlor.

»Guter Schuss, Süße.«

»Du willst mich nicht wütend machen, Marky«, bediente ich mich Melissas Spitznamen, »nächstes Mal bin ich nicht mehr so kulant.«

Mark starrte mich mit aufgerissenen Augen an, Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor. »Du hast auf mich geschossen!«, würgte er hervor.

»Was du nicht sagst«, erwiderte ich trocken. »Aber es ist nicht so, als hätte ich dich nicht vorgewarnt. Mach. Den. Anruf.«


The Mafia King and the Ice QueenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt