18.

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Wir verließen den Raum und traten vor eine große gläserne Flügeltür. Auf der Terrasse war ein Pool in den Boden eingelassen, dessen Wasser im Sonnenlicht glitzerte.

»Willst du schwimmen gehen?«, fragte Damian unvermittelt und ruckte mit dem Kinn in Richtung des Pools.

»Nicht wirklich?« Ich hatte gerade ganz andere Sorgen. Ich musste Damian zur Seite ziehen und –

Er zuckte mit den Schultern. »Es dauert wahrscheinlich eine Weile, bis Mark wiederkommt. Die können wir uns angenehm gestalten.«

Richtig, wir waren schließlich ein Pärchen. Ich durfte ihm das ›Ich finde nichts Angenehmes daran, mich vor dir auszuziehen‹, das mir auf der Zunge lag, nicht an den Kopf knallen.

»Nein.« Ich trat einen Schritt vom Wasser weg. »Meine Haare sind gerade frisch-«

Das war der Moment, in dem ich den Boden unter den Füßen verlor. Bevor ich protestieren und Damian klarmachen konnte, dass ich auf seinen Armen wirklich nichts verloren hatte, ließ er mich bereits wieder los und mit einem ›Ich werde ihn doch noch umbringen‹ im Kopf traf ich auf die Oberfläche des Pools auf.

Ich stieß mich von dem viel zu weit oben liegenden Boden ab und tauchte prustend wieder auf.

Damian stand am Rand des Beckens und lachte. Er lachte mich aus. Und verdammt wollte ich sein, aber es war ein ansteckendes Lachen.

Ich schaffte es nicht, meine finstere Miene beizubehalten. »Mich schubst du hier hinein, aber du selbst hältst einen Sicherheitsabstand ein?«

»Ich bin mir nicht sicher, ob ich das überleben würde.« Obwohl sein Tonfall scherzhaft klang, musterte er mich prüfend.

»Du wirst mir doch nicht sagen, dass du Angst hast, es herauszufinden«, hielt ich instinktiv dagegen.

Womit ich nicht gerechnet hatte, war, dass er tatsächlich darauf reagieren würde.

Aber im Gegensatz zu mir stieg Damian nicht vollkommen bekleidet in den Pool. Hätte ich den Blick abwenden sollen, als er sein Hemd auszog? Ja. Hätte er sich auch abwenden können? Ebenfalls ja.

Als er sein Hemd und sein Sakko achtlos neben sich auf den Boden fallen ließ, war ich dann doch froh, im kühlen Poolwasser zu stehen. Damian hätte ohne Probleme für jedes Modemagazin modeln können. Ich konnte nicht verhindern, dass mein Blick über jeden Teil seines perfekten Oberkörpers glitt, während er sich noch bückte, um auch die Hose abzustreifen.

Ich ertappte mich bei dem Wunsch, mit den Fingern über seine Haut zu fahren, die Muskeln zu spüren und herauszufinden, ob sie sich genau so gut unter meiner Berührung anfühlen würden wie seine Brust, als ich die letzte Nacht meinen Kopf darauf abgelegt hatte.

Zu spät realisierte ich, dass ich offensichtlich gestarrt hatte. Damian hatte sich wieder aufgerichtet und musterte mich mit einem amüsierten Lächeln. »Gefällt dir, was du siehst?«

Das war dann das Stichwort für mich, mich abzuwenden und ans andere Ende des Pools zu tauchen. Hoffentlich würde das Wasser meine Wangen etwas abkühlen.

»Willst du in den nassen Klamotten bleiben?«

»Ja!«

Ein Platschen hinter mir sagte mir, dass Damian ebenfalls in den Pool gestiegen war. Ich entschied, dass es besser war, die Gefahr kommen zu sehen, und wandte mich um.

Damian glitt unter Wasser beinahe die gesamte Länge des Pools entlang, bevor er kurz vor mir wieder auftauchte. Und meine Wangen wieder zu brennen begannen.

»Weißt du, wir könnten es ausgleichende Gerechtigkeit nennen. Wenn du dich ausziehst, würde ich dir versprechen, dich genau so anzusehen. Offener Mund und alles.«

Ich klappte den Mund zu. Etwas in meinem Hirn blockierte. Ich musste Damian warnen, ihm erklären, dass er Mark nicht vertrauen durfte – aber leider lenkten die Tropfen, die seinen Körper hinunter rannen und glitzernd das Licht der Sonne brachen, meine Aufmerksamkeit auf sich.

Eine seltsame Leichtigkeit hatte mich erfasst.

Damian hob die Augenbrauen.

»Was schaust du so?«, fragte ich. Ich versuchte, meiner Stimme einen kühlen Klang zu geben, und scheiterte gewaltig.

»Ich warte nur darauf, dass du dich ausziehst«, meinte er.

»Keine Chance!« Ich würde mich auf keinen Fall halbnackt von Marks Kameras aufnehmen lassen. Kameras, die Damian offensichtlich vergessen hatte, denn er kam zu mir.

»Du musst keine Angst haben.« Der Ton seiner Stimme hatte sich verändert, war tiefer geworden und auf eine gewisse Art weicher.

Nun hob ich die Augenbrauen. »Wie kommst du darauf, dass ich Angst hätte?«

»Ist das nicht offensichtlich?«, fragte er.

Ich schluckte. Wenn ich so überlegte ... ich war hier, mit ihm – dem Mafiaboss, demjenigen, den ich entführt hatte, und der mir eigentlich nicht wohlgesinnt sein sollte.

Ich würde doch jetzt nicht deswegen Angst bekommen. Das war doch wirklich unter meiner Würde. Ich hob mein Kinn, um ihm auch weiterhin fest in die Augen sehen zu können.

Ein Funke Spott lag in seinem Blick. Er wusste genau, wie er sich geben musste, um möglichst bedrohlich zu wirken.

»Spiel keine Spielchen mit mir, Lansky«, warnte ich ihn leise. »Es würde dich sonst irgendwann teuer zu stehen kommen.«

»Das ist kein Problem für mich. Ich bin bereit, mich auf vieles einzulassen.«

»Ich hoffe, du weißt, dass ich in diesem Spiel nicht die Maus sein werde.« Ich trat einen Schritt auf ihn zu, aber er ließ sich davon kein Stück beeindrucken und seine Mundwinkel zuckten.

»Ich bin mir sicher, dass du nicht so bist, wie du vorgibst zu sein.«

Ich sah ihm in die Augen und runzelte die Stirn. »Und ich bin mir sicher, dass du mehr derjenige bist, der heute Morgen neben mir im Auto aufgewacht ist als derjenige, der gerade die Unterstützung von Mark angefordert hat.«

Als Damian atmete, streifte die warme Luft mein Gesicht. »Das war nicht schwer zu erkennen«, sagte er.

Eine Berührung streifte meine Hüfte. Waren wir einander nun schon so nahe?

»Warum machst du das Ganze hier?« Damians Stimme traf gesenkt mein Ohr und schickte ein leichtes Prickeln durch meinen Körper.

Für Riley?

Für mein Geld?

Keine der Antworten, die ich geben könnte, begründete, dass ich mit einem halbnackten Mafiaboss im Pool stand und über meine Lebensentscheidungen philosophierte.

»Weil –«

»Tut mir furchtbar leid, euch zwei Turteltäubchen zu unterbrechen.«

Wasser spritzte, als ich herumfuhr.

Mark war aus der Villa getreten und musterte Damian und mich mit unbeeindruckter Miene. »Ich glaube, ich habe etwas herausgefunden, das dich interessiert«, sagte er. »Vorausgesetzt, du kannst dich von meinem Pool trennen?«

Täuschte es mich oder betonte er das Wort ›meinem‹ extra?

»Klar«, sagte Damian und stieg ohne Umschweife aus dem Wasser.

»Und du, Liebes«, sagte Mark.

Huh, meinte er mich mit ›Liebes‹? Ja, er sah mich an, er meinte mich. Dann war ich ab sofort wohl ›Liebes‹.

»Du möchtest doch sicherlich etwas Trockenes zum Anziehen haben, oder?«, fragte Mark.

Ich zögerte einen Augenblick. Wer wusste schon, was Mark für mich heraussuchen würde? Vermutlich etwas, das noch freizügiger war. Aber wenn ich das Angebot nicht annahm, müsste ich in meiner nassen Kleidung bei ihm auf dem Sofa sitzen und darauf konnte ich gut verzichten.

Ich nickte schüchtern.

Marks Lächeln wurde breiter. »Dann komm am besten mit und such dir etwas aus. Das kannst du dann auch auf der Gala heute Abend anziehen.«

Welche Gala?

The Mafia King and the Ice QueenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt