Es konnte gar nicht besser sein! Nicht nur, dass ich Geburtstag hatte, nein, das war bei weitem noch nicht das Beste. Sondern dass Mom ausgerechnet jetzt überraschend wegmusste und sie mir als Entschuldigung erlaubt hatte zur Feier des Tages ein paar Freunde einzuladen und das Haus auf den Kopf zu stellen!!!!
Zuerst hatte ich ja überlegt eine Party zu machen und meine besten Freunde aus dem Camp einzuladen. Nico, meine Halbgeschwister, Leo, Percy, Annabeth. Aber dann hatte ich mich doch umentschieden - unter anderem, weil ich die Wettervorhersage gesehen hatte und es, wenn diese Sterblichen-Anzeige recht hatte, ein warmer, sonniger Tag werden sollte - danke Dad! An so einem Tag wollte ich einfach nicht die Fensterläden zumachen, nur damit es dunkel genug für eine Disco war. Stattdessen hatte ich beschlossen, dass wir in die Stadt gehen, dort ein bisschen herumzuschlendern, dann ins Kino zu gehen, Eis essen und einfach abhängen. Zu lange sollten wir eh nicht draußen bleiben, wenn wir uns nicht den Tag von Monstern versauen lassen wollten. Wir, das waren Nico und ich. Nur wir zwei. Allein beim Gedanken daran sausten mir schon hundert Schmetterlinge durch den Bauch.
Ein Klingeln riss mich aus meinen Gedanken und für einen Moment dachte ich schon es wäre das Leuten der Haustür, die ankündigte, dass mein Lieblings-Halbgott da war, aber dann hörte ich meine Mutter aus der Küche rufen: "Alles gut Will, komm bloß nicht aus deinem Zimmer! Vergiss nicht, dein Kuchen soll eine Überraschung sein." Also doch nur die Küchenuhr. Vorsichtig schlich ich zu meiner Zimmertür und öffnete sie einen Spalt breit. Der Duft des frisch gebackenen Kuchen war wirklich verführerisch. War das Schokolade mit Früchten? Vielleicht. Schnell schloss ich die Tür wieder bevor ich es nicht mehr aushielt und nach draußen schlich, um zu naschen. Aber ich wollte ja selber, dass es eine Überraschung war. Mein Hoffnung von vorher war noch aus einem anderen Grund blöd gewesen. Es war erst der 22. August. Mein 16. Geburtstag war morgen. Ich musste leise lachen. Ja, ich freute mich schon so auf meinen Deathboy, dass ich vergaß welcher Tag überhaupt war.
Zwei Stunden später durfte ich endlich wieder aus meinem Zimmer, weil keine Gefahr mehr bestand, dass ich den Kuchen oder die Geschenke sehen könne. Ich setzte mich an den Küchentisch und sah zu wie meine Mutter die letzten Mehlspuren vernichtete. Spaßeshalber versuchte ich sie über die Geschenke auszuquetschen. "Sicher, dass es keine neue Musikanlage ist? Oder ein Medizin-Buch? Oder..."
"Will, hör endlich auf, sonst verrate ich wirklich noch etwas!", unterbrach Mom mich lachend. "Anderes Thema. Hast du dir schon überlegt, was genau du morgen machen willst? Es tut mir so leid, dass ich nicht da sein kann. Dieses blöde Casting kam wirklich überraschend." Ich winkte ab: "Erstens, das Casting ist nicht blöd, sondern deine Changs einen Platz im Radio zu bekommen und zweitens, yup ich hab mir was supertolles überlegt! Ich und Neeks sind morgen hier, Neeks übernachtet bei mir und am Tag darauf gehen erst Eis essen und dann ins Kino!"
Da fiel mir ein, dass ich Mom noch gar nicht erzählt hatte, dass ich jetzt einen Freund hatte. Blöderweise wusste sie auch von den Halbgöttern nichts. Dad hatte sich ihr als ein Countysänger namens Jimmy vorgestellt. Aber bei unserem letzten Treffen hatte er mich gebeten Mom alles zu erzählen, sobald ich glaubte, dass der richtige Zeitpunkt wäre.
"Soso. Äh, wer war Neeks doch gleich?", fragte Mom. Okay, jetzt oder nie. "Mom, Neeks, also eigentlich Nico di Angelo, ist mein fester Freund." Mom schwieg einen Moment, dann runzelte sie die Stirn und hakte vorsichtig nach: "Dein fester... Freund? Also Freund, nicht Freundin?" Ich nickte und spürte, wie ein leichtes Gribbeln durch meine Adern strömte. Meine Mom ließ sich auf den Sessel mir gegenüber sinken.
"Okay", sagte sie langsam, "für mich ist das in Ordnung. Wie lange seid ihr schon zusammen?" Zugegeben, ich atmete ein weinig auf und antwortete: "Etwa ein Jahr schon. Er ist einfach nur super!"
"Ein Jahr schon? Und du sagst es mir erst jetzt? Also wirklich, das geht ja gar nicht, junger Mann!", rief Mom und spielte die Eingeschnappte. Wir mussten beide lachen und damit war klar, dass Mom wirklich kein Problem damit hatte, dass ich nicht nur Mädchen, sondern auch Jungs liebte. Jetzt musste ich ihr nur noch klar machen, dass ihr geliebter Jimmy eigentlich der Gott Apollo war. Das dürfte schwer werde, weil Mom nämlich stocksauer war, dass er sie kurz nach meiner Geburt verlassen hatte. Aber ich musste es ihr ja nicht unbedingt jetzt erzählen.
Nach dem Frühstück half ich Mom beim Aufräumen und erzählte ihr von Nico. Aus irgendeinem Grund grinste Mom immer breiter, während ich sprach, bis sie mich lachend unterbrach: "Will, ich hab schon verstanden, dass du Nico super toll und genial und was weiß ich was noch findest! Erzähl mir lieber mal etwas über seine Familie. Wissen seine Eltern, dass ihr zwei zusammen seid? Hat er Geschwister?"
"Er lebt teilweise bei seinem Vater und sonst im Camp Half-Blood, was auch besser so ist, weil er kein - überhaupt kein! - Gespür dafür hat was ihm guttut und was nicht. So kann ich wenigstens auf ihn aufpassen. Ich will nicht, dass ihm was passiert. Neeks ist einfach so toll, aber er hat immer Albträume und dann geht's ihm echt mies. Meistens kann ich ihn aufwecken, aber die Albträume kommen jede Nacht wieder und ich weiß nicht, was ich noch tun soll. Das blöde ist, seit seine Schwester Hazel wieder im Camp Jupiter ist merk ich nur noch bei den wirklich schlimmen Träumen, dass er sie hat."
"Will!", unterbrach mich Mom schon wieder. "Du redest dich hier langsam in Rage. Tief durchatmen. Will, ich würde diesen Nico wirklich gerne kennenlernen! Vielleicht kannst du ihn in in ein paar Tagen, wenn ich wieder da bin, noch einmal einladen? Nein warte, am 27. feiern wir ja deinen Geburtstag mit der ganzen Familie nach!" Mom biss sich mit gerunzelter Stirn auf die Unterlippe. "Wieso, was ist denn so schlimm daran, dass die Familie da ist. Dann könnte ich Nico doch euch allen vorstellen!", schlug ich vor, aber Mom schüttelte den Kopf: "Ganz schlechte Idee. Deine Großtante Svenja wird auch da sein."
"Was hat das jetzt damit zu tun?"
"Will hast du sie schon einmal reden gehört? Da kommt mir jedes Mal ein Brechreiz. Sie ist unglaublich altmodisch und hält absolut nichts von Homosexualität, Gleichberechtigung und was weiß ich was noch. Ich glaube letztes Mal hat sie sich über ihre schwarze Nachbarfamilie beschwert." Ich starrte meine Mom schockiert an. Immerhin hatte Nico sich gerade erst damit abgefunden, dass er schwul war und dass das in der unserer Zeit absolut in Ordnung war. Vermutlich würde es ihn wieder in die Zeit zurückschleudern, in der er geboren worden war. In meinem Kopf spielte sich schon verschiedene Horrorszenen ab und anscheinend sah man mir das an, den Mom fügte schnell hinzu: "Aber wir werden sicher einen Termin finden, an dem es geht!" Eine Weile lang schüttelten wir schweigend die Polster auf dem Sofa auf, bis mir eine absolut geniale Idee kam!
"Mom, wir feiern ja erst am 27. August nach. Und du bist schon am 26. wieder da, oder? Was wenn Neeks einfach hierbleibt und erst am 26. wieder fährt? Wird zwar schwer ihn zu überreden bis dahin zu bleiben, aber das bekomm ich schon hin!" Ich konnte auf einmal nicht mehr stillhalten, besonders weil sich das warme Kribbeln in meinen Adern verdreifacht hatte! Mom überlegte kurz. "Das heißt also er bleibt drei Tage lang und ich lerne ihn kennen, wenn ich wieder nach Hause komme und... Meine Güte Will, leuchtest du?!", kreischte sie erschrocken, ich zuckte zusammen und schaute auf meine Hände. Verdammt, ja, ich leuchtete! Schnell machte ich das rückgängig und rief gleichzeitig: "Äh, nein gar nicht!"
Selbst in meinen Ohren klang meine Stimme viel zu gehetzt und Mom war eine geübte Countrysängerin! Zum Glück ging sie nicht weiter darauf ein, sondern sagte nur: "Na schön. Solang ihr zwei euch benehmt hab ich kein Problem damit, dass Nico drei Nächte lang hier bleibt."
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Solangelo 1 - Wills Geburtstag
FanfictionWill Solace hat Geburtstag doch genau an dem Tag muss seine Mutter für ein Casting wegfahren. Als kleine Wiedergutmachung erlaubt sie ihm ein paar Freunde einzuladen und zu feiern während sie weg ist. Doch Will hat nur vor seinen Freund Nico einzula...