Ich konnte nur dasitzen und starren. Mein Kind leuchtete! Ich hatte mir das vor zwei Tagen nicht nur eingebildet.
"Tut.. tut es weh?", würgte ich hervor.
"Nein, überhaupt nicht. Kribbelt nur ein bisschen.", Will lachte leise und sagte zu Nico: "Dir gefällt das echt, oder?"
"Jedenfalls besser, als dir mein Schattenreisen."
"Schattenreisen?", fragte ich verständnislos. Auf einmal kam ich mir so unwissend vor. Dann ging mir auf, dass Nico auch so sein musste. Auch ein Halbgott.
Ich fragte: "Bist du auch ein Kind von Apollo?"
Nico lachte: "Was? Nein. Dann wäre ich ja Wills Halbbruder. Nein, ich bin ein Sohn des Hades"
"Hades? Der Gott der Toten?" Meine Stimme klang höher als gewöhnlich.
Nico wiegte nachdenklich den Kopf hin und her "Grob gesagt, ja." Ich wartete und Nico erklärte: "Mein Dad ist der Gott und Herrscher der Unterwelt. Herrscher über das Reich der Toten. Der eigentliche Gott des Todes, Thanatos, ist ihm direkt unterstellt. Ganz netter Typ eigentlich. Man kann gut mit ihm Arbeiten."
"Wie arbeiten?"
"Manchmal bekomme ich Aufträge von meinem Vater, Dinge, die sonst Thanatos erledigt, die er aber gerade nicht machen kann oder bei denen er ein wenig Hilfe brauchen könnte. Seelen einsammeln, die aus der Unterwelt entkommen sind. Nachsehen, ob auf den Feldern der Verdammnis alles in Ordnung ist. Die Richter der Toten kontrollieren. Sowas eben."
"Das hast du mir nie erzählt!", beschwerte sich Will.
"Du hast nie gefragt.", gab Nico zurück.
Ich hakte nach: "Weiß dein Vater, dass du mit meinem Sohn.. ausgehst?"
Nicos Miene verdüsterte sich, er deutete auf den Esstisch und sagte: "Ja. Er und meine Stiefmutter wissen es und sie haben weniger als kein Problem damit."Auf dem Esstisch stand der schönste Blumenstrauß den ich je gesehen hatte. Die Blüten wirkten, als bestünden sie aus Edelsteinen! "Den hat meine Stiefmutter Persephone mir für Will mitgegeben. Ich kann es nicht fassen, dass sie das einfach so gemacht hat. Ihre Blumen sind ihr eigentlich heilig. Noch dazu, dass es so viele sind. Aber sie hat mir gedroht, wenn der Strauß nicht vollständig ankommt verwandelt sie mich wieder in einen Löwenzahn und das brauche ich echt nicht."
Will prustete los.
Ich versuchte mir Nico di Angelo als Löwenzahnblume vorzustellen. Irgendwie passte das Bild nicht in meinen Kopf.Trotzdem schaute ich den beiden Jungs zu, wie sie zankten und jeder versuchte, das letzte Wort zu haben. Will gewann.
Ich schaute zu dem Verband an seiner Hüfte. "Okay, also war Jimmy in Wirklichkeit der Gott Apollo. Da ich ihn vermutlich eh nie wieder sehen werde, kann ich damit leben. Aber was hat das mit deiner Verletzung zu tun?"
Will zog eine kleine Flasche aus seiner Bauchtasche. Er schüttelte sie und ich hörte die Flüssigkeit darin schwappen. "Erst mal, ist es für Halbblute in Krankenhäusern kritisch. Anscheinend sind da doch minimale Veränderungen in unserer DNA. Dann noch, dass wir schneller heilen, als normale Sterbliche und auch mehr aushalten. Und Sterblichen-Medizin hilft bei uns nicht so sehr wie sie sollte. Sowas eben. Außerdem hatte ich eh Nektar und Ambrosia. Für Halbgötter ist das sowas wie die Super-Medizin. Aber nicht mal wir dürfen zu viel davon haben."
Mein Sohn schaute mich stolz an aber Nico schnaubte nur. "Und jetzt so, dass wir anderen es auch verstehen." Will stieß ihn an und Nico schubste zurück.Langsam beruhigte ich mich wieder und merkte, dass ich neugierig wurde. Neugierig auf Nico, darauf was die beiden in den letzten Tagen gemacht hatten, und was genau es mit Camp Half- Blood auf sich hatte. Immerhin hieß Half-Blood übersetzt Halbblut und das konnte nur Halbgott bedeuten.
Ich seufzte: "Okay. Ich glaub ich hab mich wieder abgeregt. Ich mache uns jetzt einen Tee oder Kakao und ihr beide erzählt mir alles, was ich verpasst habe."
Will stöhnte aber Nico lachte nur.
Während Will erzählte, bemerkte ich, dass Nico mich beobachtete. "Alles in Ordnung, Nico?", fragte ich vorsichtig.
Nico nickte. "Ja, mir fallen nur laufend Ähnlichkeiten auf." Er schaute zwischen mir und Will hin und her. Will zog beide Augenbrauen hoch.Ich lächelte. "Nach wem kommst du mehr? Deine Mutter, oder dein Vater?", fragte ich Nico.
"Schwer zu sagen. Ich glaube Dad. Ich weiß nicht, welche Ähnlichkeiten ich mit Mom haben könnte. Sie ist vor etwas mehr als 70 Jahren gestorben."
"70 Jahre?", wiederholte ich ungläubig. Das konnte nicht sein. Nico war höchstens 15.
Aber er nickte. "Meine Schwester und ich waren 70 Jahre lang in einem Hotel, in dem die Zeit still steht."
Ich lachte: "Der Traum jedes Sterblichen! Niemals alt werden, niemals sterben."
Aber Nico schüttelte heftig den Kopf. "Absolut nicht. Da drinnen wird dir alles egal. Du hast das Gefühl nur ein paar Stunden dort zu sein, aber in Wirklichkeit vergehen Jahrzehnte! Nicht lustig, wenn du da je wieder herauskommst. Betonung auf wenn." Tatsächlich fand ich die Idee jetzt gar nicht mehr so verlockend."Erzähl mehr. Woher kommst du? Will hat erzählt, dass du manchmal bei deinem Vater lebst und...", ich wurde von der Türklingel unterbrochen. Mit einem entschuldigendem Lächeln stand ich auf und ging zur Tür.
Doch als ich öffnete, sank meine gute Laune auf Null."Tante Svenja! Meine Güte, was machst du denn hier? Du bist einen ganzen Tag zu früh!", rief ich. "Natürlich! Ich dachte mir, ich komme früher. Ich möchte doch so viel Zeit wie möglich mit meiner Nichte und ihrem Sohn verbringe. Immerhin hast du keinen Mann, der sich um dich kümmert! Obwohl Will auch mal zum Arbeiten anfangen könnte um Geld nach Hause zu bringen.", entgegnete meine Tante. Bestimmt dachte sie, das zu sagen wäre nett, aber für mich klang es ziemlich beleidigend.
Sie drängte sich an mir vorbei ins Haus wobei sie einen gigantischen Koffer nach sich zog. Ich rannte ihr hinterher und überlegte fieberhaft, wie ich die Situation noch retten konnte, aber in dem Moment kamen Will und Nico die Treppe herunter. Offenbar waren die beiden in Rekordzeit hinaufgegangen und Nico hatte gepackt. Er schaute Tante Svenja wachsam an. Ich konnte ihn verstehen. Bestimmt hatte Will ihm erzählt, wie seine Großtante tickte.
"Und wer bist du?", fragte meine Tante ihn harsch.
Nicos Miene erstarrte, dann wurden seine Augen eiskalt. Als er sprach klang seine Stimme ruhig und gefährlich. Mir wurde klar, dass, egal wie nett er bis jetzt gewesen war, ich mich niemals mit ihm anlegen wollte.
"Ich bin Nico di Angelo.", sagte er nur und bevor Svenja antworten konnte, war er zur Tür hinausgeschlüpft. Wir rannte ihm nach.
Vor dem Haus kam gerade die schwarze Limousine zum Stehen, die ich bei meiner Wegfahrt schon gesehen hatte. Tante Svenja schnappte überrascht nach Luft. Der Fahrer stieg aus, nahm Nico seinen Koffer ab und öffnete ihm die Hintertür. Sobald Nico im Auto war, brachte er den Koffer in den Kofferraum, stieg wieder ein und fuhr los.
Dabei drehte er uns immer den Rücken zu und ich konnte nicht erkennen wie genau der Mann aussah.Tante Svenja schnaubte: "Also umgibst du dich mit reichen Freunden, Will? Gut gemacht, Junge." Sie drehte sich um und stapfte ins Haus, als währe es ihres.
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Solangelo 1 - Wills Geburtstag
FanfictionWill Solace hat Geburtstag doch genau an dem Tag muss seine Mutter für ein Casting wegfahren. Als kleine Wiedergutmachung erlaubt sie ihm ein paar Freunde einzuladen und zu feiern während sie weg ist. Doch Will hat nur vor seinen Freund Nico einzula...