7. _Will_

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[Zeitschleife]

Ich wachte davon auf, dass Nico sich neben mir unruhig im Bett wälzte. Sein Pyjama-Shirt klebte ihm nass am Körper und er keuchte immer wieder, als würde er keine Luft bekommen. Aber dann wimmerte mein Deathboy leise und murmelte einen Namen. Bianca. Immer wieder rief er nach seiner Schwester: "Bianca? Nein, nein, bleib... bleib da... du wirst... nein!" Ich schüttelte Nico sanft an der Schulter, aber er fuhr unter meiner Hand zusammen und rollte sich weg, immer noch mitten im Albtraum. Zitternd versuchte ich ihm das Schweißnasse T-Shirt auszuziehen und flüsterte dabei immer wieder: "Alles ist gut Nico. Komm schon, wach auf! Du bist in Sicherheit!" Dann schaffte ich es ihm das Shirt über den Kopf zu ziehen und es in eine Ecke zu pfeffern. Ich hatte Nico noch nie ohne ein T-Shirt oder Jacke gesehen und mein erster Gedanke war Götter, der besteht nur aus Haut und Knochen!, aber dann drehte Nico sich unter mir wieder um und gab mir damit einen Blick auf seinen durchaus muskulösen Bauch. Ich korrigierte mich in Gedanken Götter, der besteht nur aus Knochen, Haut und Muskeln! Aber mein Deathboy stöhnte noch einmal und rief nach seiner Schwester. Sanft legte ich ihm eine Hand auf den Arm und schüttelte ihn. "Deathboy! Wach auf, Nico! Es ist nur ein Albtraum. Neeks. Komm schon." Ich schnalzte mit der Zunge um ihn aufzuwecken und überlegte schon ob ich ihn lieber Watschen oder Küssen sollte als Nico einen anderen Namen nannte der mich zögern ließ. "Percy? Percy. Du ... hast es versprochen." Versprochen? Was hatte Percy versprochen? Auf einmal wurde ich wütend. Nico war mein fester Freund. Percy hatte seine eigene Liebe. Plötzlich wollte ich nicht mehr, dass sich Nicos alte Flamme in seiner Nähe herumtrieb. 

Als mir klar wurde worüber ich gerade nachdachte schimpfte ich in Gedanken mit mir selbst. Ich wollte Nico nicht im Weg stehen, auch wenn ich der einzige Mann in seinem Leben seien wollte. Ich konzentrierte mich wieder auf das aktuelle Problem. Weil ich meinen Freund anscheinend nicht aufwecken konnte legte ich mich dicht neben ihn und begann ihn übers Haar zu streichen und beruhigend vor mich hin zu murmeln. "Hey Neeks, alles gut. Ich bin da, es wird alles gut. Schhh." Irgendwann wurde Nico tatsächlich ruhiger und drehte sich mit dem Bauch zu mir um. Er kuschelte sich an mich und presste sein Gesicht gegen meine Brust, was mein Herz bestimmt so heftig schlagen ließ, dass ich Angst bekam, Nico könnte davon aufwachen. Dann nuschelte er auf einmal noch etwas das sich fast so anhörte wie: "Solace... du nervst." Es hörte sich allerdings nicht genervt an.

[Zeitschleife ende]

Ich hätte jubeln können! Nico wollte tatsächlich mit mir auf ein offizielles Date gehen. Nicht, dass man unseren geplanten Kinobesuch nicht als Date bezeichnen konnte, aber der war eigentlich nur als Geburtstagsunternehmung gedacht. Das war nicht das Selbe. "Wir sind wirklich schnell genug zum Mittagessen in New York, gehen dort in dieses Restaurant und kommen dann wieder her?", hackte ich nach und Nico nickte stolz. Ich grinste und sagte: "Okay, so machen wir's. Aber Nico?" "Nein, Will, du bist eingeladen!", beantwortete Nico trocken meine Frage noch bevor ich sie stellen konnte. Verdammt, Nico kannte mich zu gut! 

Wir machen den Tisch sauber, wuschen ab und gingen dann wieder nach oben in mein Zimmer. Mein Blick fiel auf den Bogen den Nico mir geschenkt hatte und ich nahm ihn in die Hand. "Hey, Deathboy. Bevor wir fahren, gehen wir raus und trainieren eine Runde?", fragte ich Neeks und der grinste mich an. Aus seinem Koffer zog er sein Schwert aus stygischem Eisen und fragte mich: "Sicher, dass du im Schwertkampf gegen mich kämpfen willst?" Ich dachte an die Muskeln, die ich letzte Nacht an ihm gesehen hatte. "Nein,", gab ich zu, "aber ich tu's, wenn du im Bogenschießen gegen mich anritzt!" Wir gingen in den Garten und ich zeigte ihm ein Versteck unter den Fließen der Verander in dem ich Zielscheiben, zwei Bögen, mehrere Schachteln mit verschiedenen Pfeilen und auch ein Schwert aus himmlischer Bronze aufbewahrte. "Nicht schlecht!", bemerkte Nico, "Aber warum versteckst du es?"

 "Wie gesagt, meine Mom weiß nichts von den olympischen Göttern und davon, dass Apollo mein Dad ist. Sie kannte ihn nur als einen Sänger namens Jimmy." 

 "Ja schon, aber wäre es nicht einfacher, wenn Apollo deiner Mom gesagt hätte wer er war?"      Ich zuckte mit den Schultern und erwiderte: "Wenn Dad jedem Sterblichen in den er sich verliebt sagt, wer er wirklich ist, würde es bald jeder wissen und der Olymp wäre kein Geheimnis mehr." Nico hielt sich eine Hand über die Augen und späte zur Sonne hinauf. "Ich wette das hört dein Dad gar nicht gerne!" Ich lachte leise und zog einen Köcher mit normalen Pfeilen aus dem Versteck. Mit normal meinte ich natürlich, dass sie nur eine Spitze aus himmlischer Bronze hatten, aber keinen Explosionen auslösen konnten oder so. Außerdem holte ich noch eine Zielscheibe in Form eines Minotaurus aus dem Versteck und hängte sie an einem Baum auf. "Erst Bogenschießen oder erst Schwertkampf?", fragte ich Nico und der hob sein Schwert. "Ganz klar Schwertkampf. Bei Bogenschießen braucht man nicht rumzulaufen, da kann man ruhig schon ein bisschen erschöpft sein." "Darüber lässt sich streiten!", stichelte ich. Trotzdem holte ich mein Übungsschwert aus dem Versteck. 


Solangelo 1 - Wills GeburtstagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt