26. _Will_

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Endlich mal ein gutes Thema! Dad zappte eine weitere Couch her, sodass wir auch sitzen konnten und dann begann ich aufgeregt zu erzählen: "Dad hat mir eine Lehre bei Dr. Asklepios persönlich geschenkt! Er ist ebenfalls ein Sohn des Apollo und außerdem der Gott der Medizin! Und das ist deshalb so eine riesige Sache, weil Asklepios erstens ein Gott ist, zweitens weil er mein Halbbruder ist, und drittens weil Zeus ihn eigentlich eingesperrt hatte!" 

"Warum den eingesperrt, hat er was verbrochen?", fragte Clara verwundert. 

Ich zuckte mit den Schultern. "Naja, er hat jemanden, der schon tot war, wieder zum Leben erweckt. Das hat Hades, dem Herrscher der Unterwelt und Vater unseres lieben Nicos hier, nicht gepasst, er hat sich bei Zeus beschwert und der hat Asklepios in Griechenland eingesperrt damit er nicht mehr durch die Weltgeschichte laufen und Tote aufwecken kann. Deshalb hat er auch auf den Styx geschworen mir nicht beizubringen wie man dieses Mittel mixt. Ist mir auch recht so, immerhin bin ich mit Nico di Angelo zusammen." Ich lächelte zu meinem Freund der zustimmend nickte und sagte: "Absolut richtig so. Tote sollten tot bleiben! Bester Beweis, diese verfluchten Gespenster! Einzige Ausnahme, Leo Valdez!" 

"Okay und wann geht die Lehre los?", wollte Mom wissen. Es war Apollo der für mich antwortete: "Gleich morgen. Wir wollen Zeus Geduld schließlich nicht auf die Probe stellen." Besonders weil er davon nicht viel hat, Dad sprach es nicht aus aber wir alle dachten es.

Trotzdem schoss ich in die Luft. "Was morgen schon? Bei allen Göttern, ich muss mir alles zusammensuchen, was ich brauchen könnte! Komm schon, Nico!" Ich packte Neeks am Handgelenk und zog ihn mit hinauf in mein Zimmer. Morgen kam Asklepios schon an? Warum erfuhr ich das erst jetzt? Ich brauchte Vorbereitungszeit, eine Möglichkeit noch einmal alles durchzugehen, was ich schon wusste! Oder vielleicht würde Dr. Asklepios entscheiden, dass ich trotzdem en völliger Anfänger war? Konnte es etwas geben, was ich all die Jahre falsch gemacht hatte?

Fahrig suchte ich alle meine Utensilien zusammen. Dabei rannte ich in meinem Zimmer herum und murmelte vor mich hin: "Nein, der Verband ist schon alt. Wo ist mein Skalpell? Himmel, wann hab ich das letzte Mal den Ambrosia ausgetauscht? Ich brauche unbedingt frischen Ambrosia! Schere, Nadel, Desinfektionsmittel, eine kleine Spritze. Bei den Götter, den Verbandkasten hätte ich schon vor Ewigkeiten neu sortieren müssen! Wo ist meine neue Weste? Ich brauche meine neue Weste!" 

In diesem Moment schaffte Nico es mich einzufangen und drehte mich zu sich um. "Will! Jetzt komm mal wieder runter! Es ist immerhin nicht so, als müsstest du sofort eine Prüfung schreiben, nicht wahr? Wenn ich mich richtig erinnere, hat Piper mal erzählt, dass sie diesem Doc begegnet ist und er richtig entspannt war. Also tu nicht so als würde gleich die Welt untergehen, sonst sorg ich dafür, dass sie es wirklich tut!" 

Ich schaute Nico einige Sekunden lang verwirrt an, bevor mir die Bedeutung seiner Worte bewusst wurde. Naja, ich war auch abgelenkt davon, dass er mich sauer anstarrte und dabei unfassbar niedlich aussah.

Schließlich nickte ich und er ließ mich wieder los. Etwas ruhiger sagte er: "Übrigens, ich muss wieder zu Thanatos und Alekto, sie warten sicher schon. Hab dich lieb, Sunshine!" Er drückte mir sanft einen Kuss auf die Lippen, den ich nur zu gerne erwiderte, dann trat er in meinen Schatten und löste sich auf.

Ich ließ noch einen Moment den Kuss nachklingen, bevor ich mich wieder an die Arbeit machte. Nach einiger Zeit klopfte es an meiner Tür und meine Großeltern kamen zusammen mit Tante Lissa und Onkel Luis herein um sich zu verabschieden. Ich umarmte sie alle fest und begleitete sie noch zur Tür. Auch Fill, Paul, Viktoria und Clara gingen bald. Alan und Valleri würden über Nacht bleiben und erst morgen heimfahren, wie geplant. Aber da Großtante Svenja ja jetzt nicht mehr da war, würden die beiden das Gästezimmer bekommen und Mom und ich konnten in unseren eigenen Zimmern bleiben.

Während dem Abendessen erzählten Valleri und ich abwechselnd über Camp Half-Blood und Valleris Leben als Wolkennymphe. Alan spekulierte darüber ob ihr Kind wohl eher eine Gewitterwolke oder eine Nebelschwade werden würde. Valleri blickte kurz zu Apollo, der eine Augenbraue hochzog und fragte: "Ja, ich kann euch sagen, was eure Tochter genau wird, aber wollt ihr das wirklich jetzt schon wissen?" Alan schüttelte lächelnd den Kopf. Ich unterhielt mich weiter mit ihm und Valleri, während sich Mom und Dad über die neusten Hits auszutauschen begannen. Aber irgendwann musste sogar Dad gehen. Mit einen leicht selbstgefälligen Lächeln zu Mom hob er beide Arme und löste sich in ein sanftes goldenes Licht auf. Als letztes Abschiedsgeschenk von ihm begann sich unser schmutziges Geschirr von selbst zu waschen und zu trocknen. Mom verdrehte lachend die Augen. 

In dieser Nacht schlief ich wirklich schnell ein und wachte, wie immer, pünktlich mit der Sonne auf.  

Beim Frühstück fragte Alan: "Sag mal Will, wie kommt es eigentlich, dass du deinen Geburtstag feierst, von ein paar Deppen angeschossen wirst, miterlebst wie dein fester Freund einen Haufen Gespenster im Boden versinken lässt, dir Großtante Svenjas dumme Predigten anhörst und den Rest zähl ich nicht mehr auf, aber trotzdem nicht ausschläfst solang es geht?" Ich grinste ihn an und antwortete: "Also erst mal, ein Apollokind wacht immer mit der Sonne auf! Und, naja, täglicher Tumult ist im Camp nichts neues, daran gewöhnt man sich, besonders wenn man die Aufsicht über die Krankenstation hat. Außerdem ist es praktisch bewiesen, dass man ein Halbblut extrem weit treiben kann bevor er oder sie anfängt sich zu beschweren." Valleri nickte zustimmend. "Stimmt schon. Halbblute sind ziemlich belastungsfähig." Alan schnaubte amüsiert. "Müsstet ihr euch nicht mit Monstern und Kriegen rumschlagen, wäre ich fast neidisch." Er und Valleri fuhren recht früh nach dem Frühstück ab.

Gegen Mittag war es dann soweit! Als es an der Tür klingelte und ich aufmachte stand Dr. Asklepios höchst selbst! Ich musste mich arg zusammenreißen um nicht wie ein fünfjähriges Mädchen zu quietschen, dass ein Einhorn geschenkt bekam. Asklepios begrüßte mich mit einem lächeln und sagte sanft: "Ah, du musst Will sein, mein neuer Lehrling. Schön dich kennenzulernen." "Ebenso, Dr. Asklepios. Kommen Sie doch rein!" 

Ich führte meinen neuen Mentor in die Küche, wo Mom ihn begrüßte und ihm einen Tee anbot. Asklepios setzte sich an den Tisch und betrachtete erst mich und dann meine Mom durch seine Brille. Nachdenklich sagte er: "Sie sind Musikerin, Miss Solace, nicht wahr? Starke Stimmbänder und Finger, sie spielen Gitarre, oder?" Ich war baff. Wie hatte er das von dort aus erkennen können? Neugierig wartete ich darauf was der Gott der Medizin wohl über mich sagen würde. 

"Will Solace... Du scheinst echtes Talent zu haben, wirklich schade, dass du bis jetzt nicht richtig ausgebildet wurdest. Ruhige Finger, sanfte Hände. Nicht stark und hart um einen Bogen zu spannen, dafür aber empfindsam. Du weißt wie man jemanden wieder zusammenflicken kann, ohne dass diese Person einen bleibenden Schaden davonträgt.", Asklepios nickte zufrieden, "Vater hatte recht. Es wäre Verschwendung dich in eine normale Medizinschule zu schicken. Die Ausbilder wären vollkommen überfordert." 

Ich hatte ungefähr zweitausend Fragen also fing ich einfach mal an: " Wow, können Sie mir beibringen wie man sowas erkennt? Oh und natürlich die Sache mit, naja Sie wissen schon. Haben Sie eine Vermutung was das sein könnte?" Als mein Mentor nicht gleich antwortete schlug ich vor: "Ich glaube ehrlich gesagt nicht an eine Vergiftung als Attentat, aber vielleicht hat sie sich zufällig etwas giftiges eingefangen? Es könnte zum Beispiel irgendetwas unangenehmes aus dem Tartarus entkommen sein." Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken als ich an die vielen dunklen Kinder der Urgöttin Nyx dachte. 

Asklepios nickte langsam. "Ja, das könnte durchaus sein. Ich habe in New York bereits eine Praxis eingerichtet. Von dort aus sollten wir zu unseren Problemfällen gelangen können. Und natürlich werde ich dir beibringen wie du Erkrankungen auf einen Blick erkennen kannst. Tatsächlich bist du die erste Person die mir je begegnet ist, die das wirklich lernen kann. Dafür braucht es, wie soll ich sagen, mehr Herz als Verstand." Ich konnte ein stolzes Lächeln nicht unterdrücken.  Asklepios trank seinen Tee aus, bedankte sich bei meiner Mom und zappte uns dann in seine neue Praxis.

Solangelo 1 - Wills GeburtstagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt