21. _Will_

234 11 0
                                    

"Gegen die Göttliche Ordnung? Was soll das den für ein Spruch sein?", rief eine männliche Stimme vom Gartentor her. Ein junger Mann trat ein und kam auf uns zu geschlendert. Er hatte genauso sonnengelbe Locken wie ich und strahlend blaue Augen. Sein Körper war muskulös und sonnengebrannt und er war vielleicht ein paar Zentimeter größer als meine Mom. Er trug ein paar Shorts, Flip Flops und ein buntes T-Shirt. Mir ging auf, dass er wie eine ältere Version von mir aussah. Bis auf die Sommersprossen. Die hatte ich von Mom. Ich erkannte den Mann auf anhieb und auch Mom schien sofort zu wissen wer er war. 

Sie sprang auf, stieß dabei ihren Sessel um und die Teller am Tisch klapperten. "Jimmy?", kreischte sie und ihre Stimmer klang einige Oktaven zu hoch. Dad lächelte sie ein wenig unsicher an und sagte sanft: "Hallo Naomi. Hör mal, ich weiß du wirst mir jetzt einen ewig langen Vortrag halten das es unverantwortlich war dich mit Will alleine zu lassen, auch wenn er deine Vernunft geerbt hat,", Dad lächelte zu mir herüber, "aber ich hatte meine Gründe und ich weiß, Will hat sie dir schon erzählt." Mom's Mund stand offen und Dad fasste das als Möglichkeit auf noch hinzuzufügen: "Übrigens, herzlichen Glückwunsch, zum neuen Job beim New Yorker Radio. Ich hoffe du bringst ein paar deiner Songs, die sind schließlich nicht ohne. Besonders die, wo unser Sohn mitspielt."

Jetzt musste ich Lachen. Ich ging auf meinen Vater zu und sagte: "Sei ehrlich Dad, du hast spioniert!" Apollo machte ein eingeschnapptes Gesicht. "Wirklich, ist das so schlimm?" 

Wir lachten beide. Mom schien ihre Stimme wiederzufinden, leise sagte sie: "Ja, Will hat mir erzählt was dich angetrieben hat, Jimmy." Sie betonte den falschen Namen meines Dads um klarzumachen, dass sie jetzt seinen richtigen kannte. Wieder huschte ein schuldbewusster Ausdruck über Dads Gesicht. "Also, warum bist du hier?", verlangte Mom zu wissen. 

Aber jetzt erholte sich auch der Rest der Familie von dem anfänglichen Schock. Leider auch Großtante Svenja. Schon war sie zu uns herübergestapft und brüllte meinen Dad an: "Du Schwein wagst es hier aufzukreuzen? Nachdem du der armen Frau hier ein Kind gemacht hast noch dazu ein uneheliches? Schämen solltest du dich!" Großtante Svenja brüllte noch eine Menge Beleidigungen, aber Dad schaute ihr nur milde interessiert ins Gesicht. Dabei musste er den Kopf sogar ein wenig heben, denn Svenja war keine kleine Frau. Dass sie während dem Brüllen mit den Fäusten herumwedelte ließ sie sogar bedrohlich wirken. 

Der Rest der Familie schwieg betroffen, doch als sie einmal eine Pause machen musste um Luft zu holen sagte Apollo ruhig: "Und Sie müssen Svenja Solace sein. Schade, dass Sie nicht annähernd die vernünftigen Charakterzüge Ihrer Nichte haben. Was mich zu dem Punkt bringt, das letzte Mal als ich Naomi gesehen habe war sie eine starke, junge, freundliche, witzige und liebenswerte Frau und ich kann mir also nicht vorstellen, warum Sie sie eine arme Frau nennen sollten, noch dazu weil sich daran anscheinend nichts geändert hat. Und ich kann es übrigens gar nicht ausstehen, als Tyrann beschimpft zu werden, damit habe ich wirklich schlechte Erfahrungen. Will weiß wovon ich rede." 

Er drehte sich wieder zu Mom um und fragte: "Wie geht es dir, Naomi? Ich hoffe du kannst mir wenigstens genug verzeihen um mich nicht davonzujagen." Mom nicke leicht und Dad wirkte sichtlich erleichtert. "Warum bist du hier?", wiederholte Mom ihre Frage. 

"Aus verschiedenen Gründen, hauptsächlich, weil ich ein Geburtstagsgeschenk für Will habe. Natürlich hätte ich es ihm auch zu jeder anderen Zeit geben können, aber.. naja, wenn ich ehrlich bin... ich wollte auch dich wiedersehen." Mom schwieg einen Moment dann sagte sie: "Tut mir leid, dass ich dir nichts mehr zu essen anbieten kann, aber es wäre schön, wenn du noch den Rest des Tages bleiben könntest." 

Großtante Svenja schnappte empört nach Luft, aber ich konnte die Hoffnung aus Mom's Stimme heraushören. Dad lächelte sanft: "Das wäre wirklich schön." 

Er drehte sich zu mir um und sagte: "Und jetzt zu deinem Geschenk, Will." Er zog einen Umschlag aus der Tasche und reichte ihn mir. "Nur ein Brief?", meckerte Svenja, "Von einem Vater kann man mehr erwarten!" 

Aber ich riss den Umschlag auf und zog ein sehr formell wirkendes Blatt heraus. Ich begann zu lesen und meine Augen wurden immer größer. 

Ich las das Formular einmal, zweimal, dreimal, aber der Text blieb der Gleiche. Vorsichtig hielt ich das Blatt gegen die Sonne, aber die drei Unterschriften auf dem Papier waren echte Tinte. Wieder las ich den Zettel durch.


Auf Wunsch und Bitte von 

Apollo (Gott der Heilkunst, Musik, Sonne, Weissagungen und Schutzpatron des Orakels von Delphi) 

beantrage ich, 

Dr. Asklepios (Gott der Medizin),

von 

Zeus (Gott des Donners, der Blitze, des Himmels und dem Herrscher des Olymp)

die Erlaubnis Griechenland zu verlassen und nach Amerika zu kommen um dort 

William Andrew Solace (Sohn des Apollo, Halbgott, Sanitäter von Camp Half-Blood, Überlebender des Tartarus und zweier Kriege und Hüttenältester von Hütte 7)

als meinen Lehrling anzunehmen und ihn zum Arzt und Heiler auszubilden.

Ich schwöre auf den Fluss Styx niemanden bereits Toten zum Leben zu erwecken und diese Methode auch nicht an meinen Lehrling oder irgendwen sonst weiterzugeben. Sobald die Ausbildung beendet ist werde ich, sollte dies der Wunsch des Zeus sein, in mein Krankenhaus/Gefängnis zurückkehren. 

Aus meinem Krankenhaus/Gefängnis bringe ich meinen Stab mit Spike der Äskulapnatter mit  und einige nicht magische Gegenstände mit:


Es folgten noch ein paar Aufzählungen was genau Asklepios mitbringen würde, ich las mir die Liste sorgfältig durch. Aber besonders die drei Unterschriften am Ende des Blattes interessierten mich. Eine von Apollo, eine von Asklepios und eine von Zeus persönlich.

"Götter.", hauchte ich und meine Stimme brach alleine bei diesem Wort. Langsam blickte ich zu Dad auf und blinzelte mir die Tränen aus den Augen. "Was ist es?", fragte Mom sanft. Ich brauchte einen Moment bevor ich antworten konnte. 

"Eine Lehrstelle. Eine Lehrstelle beim berühmtesten Arzt aller Zeiten!", flüsterte ich fassungslos. Mein Blick glitt zu Dad, der mich stolz und zufrieden anlächelte. "Zeig her.", verlangte Mom und schaute mir über die Schulter. Am Rande bemerkte ich, wie mich meine ganze Familie anstarrte. Mom las sich den Zettel ebenfalls durch und flüsterte mir dann ins Ohr: "Reden wir hier wirklich vom Gott Asklepios? Diesem Kerl mit der Äskulapnatter?" Ich nickte. "Wow.", murmelte meine Mom.

"Will, auf ein Wort bitte.", sagte mein Dad und winkte mich von den anderen weg. Mit zittrigen Schritten folgte ich ihm. Apollo sagte: "Ich bin wirklich froh, dass es dir gefällt, mein Sohn, aber eines solltest du wissen. Ich hab tatsächlich nach einer Arztausbildung für Fortgeschrittene für dich gesucht, aber das mit meinem anderen Sohn hat noch andere Gründe." Plötzlich fiel mir wieder ein, was mir Nico über die Probleme in der Unterwelt erzählt hatte. Auf einmal wurde mir klar, dass das Dad's Idee gewesen sein musste. Er holte Asklepios ins Land unter dem Vorwand eine Lehrstelle für mich zu besorgen! Ausnahmsweise fand ich es nicht schlimm von Dad als Lösung für ein Problem benutzt worden zu sein, besonders weil es eine Win-Win-Situation war. Bestimmt würde das für mich bedeuten, dass ich ein paar Unternehmungen des Gottes decken musste, aber ich wagte es nicht, das laut auszusprechen. 

Nicht wenn ich ein Papier mit der Unterschrift eines Gottes in der Hand hielt, der von alledem nichts erfahren sollte. Also sagte ich leise: "Danke Dad! Nico... hat mir ein paar Dinge erzählt, was im Camp und so los ist, aber das kam wirklich als Überraschung." Ich schaute zu meinem Vater auf und umarmte ihn fest. Dann gingen wir zurück zu den anderen und ich erzählte allen begeistert, was Dad mir geschenkt hatte.

Solangelo 1 - Wills GeburtstagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt