Verkopft (Felix Lobrecht)

Kapitel 1 - Berlin Alexanderplatz

"Geschafft." Mit einem Seufzen lehnte ich mich zurück und atmete erleichtert auf. Ich schaute auf mein Handy. 14:12 Uhr. Ich hatte es gerade noch rechtzeitig in den Zug geschafft, bevor die Türen sich geschlossen hatten. Ich fuhr mir durch die Haare, stellte meine Tasche auf den Sitz neben mir und kramte darin herum. Hastig holte ich meine Wasserflasche und meine Airpods heraus.
Jetzt konnte es endlich losgehen, unser Mädels-Wochenende in Berlin. Es war Freitagnachmittag und ich freute mich auf ein paar freie Tage mit meinen Freundinnen.
Ich steckte mir die AirPods in die Ohren und drückte auf Play.

"Nächster Halt, Berlin Hauptbahnhof." Ich begann, meine Sachen zusammenzupacken und schaute auf die nächste Anzeigetafel: 16:42 Uhr. Mit ein bisschen Verspätung war ich nun endlich in Berlin angekommen.
Zusammen mit den anderen Fahrgästen stieg ich aus. Nachdem ich mir eine kleine Fanta und eine Brezel gekauft hatte, verließ ich den Bahnhof. Draußen holte ich meine Sonnenbrille raus und band meine Haare zu einem Zopf zusammen. Die Sonne strahlte vom Himmel und ich konnte nicht anders, als zu lächeln. Das schöne Wetter trug enorm dazu bei, meine ohnehin schon gute Laune zu heben.
Ich zückte mein Handy, öffnete die Telefon-App und klickte auf den Namen meiner besten Freundin, der in meiner Anrufliste ganz oben erschien. Leonie wird angerufen.
Es dauerte nicht lange, bis sie dranging. "Hey, Mila!", hörte ich ihre fröhliche Begrüßung durchs Telefon und sofort wurde mein Grinsen breiter. Wenn ich schon so begrüßt wurde, konnte der Abend nur gut werden!
"Na, hast du's geschafft?", fragte sie mich. Ich gab einen erleichtertes Seufzen von mir.
"Ja, endlich. Ich bin noch am Bahnhof und nehme gleich die S-Bahn in die Stadt."
"Perfekt." Ich konnte ihr Grinsen förmlich durchs Telefon hören. "Ich bin gleich am Alex, wir treffen uns da. Bis gleich!"

Am Alexanderplatz stieg ich aus und schaute mich um. Vorhin hatte Leonie mir ihren Standort geschickt, aber noch konnte ich sie nirgendwo entdecken. Meine Augen waren gerade noch auf mein Smartphone gerichtet gewesen, als ich aus dem Augenwinkel plötzlich eine große Gestalt mit geblümtem Sommerkleid wahrnahm. Sie blieb direkt vor mir stehen.
"Da ist sie ja, die Touri-Maus." Ich schaute von meinem Handy auf und geradewegs in das Gesicht meiner Freundin und erwiderte ihre Begrüßung mit einem Schmunzeln. "Das sagt gerade die richtige! Hi."
Wir umarmten uns und ich verstaute mein Handy in meiner Tasche.  Leonie sah mich fragend an. "Na, wie war die Fahrt?" Ich grinste. "Wie immer halt. Ein bisschen Verspätung, ein paar Schülerinnen, hier und da ein Betrunkener - man kennt's." Leonie lachte auf und ich fiel in ihr Lachen mit ein. Wir gingen ein paar Schritte, dann begann meine Freundin, über alles Mögliche zu reden. Sie erzählte mir von ihrer Arbeit, ihrem nervigen Chef,  welcher der Meinung war, alles unter einer 50-Stunden-Woche sei Urlaub und von ihrem kleinen Bruder, der gerade mitten in der Pubertät steckte und große Pläne hatte, Rapper zu werden, was mir ein helles Auflachen entlockte. "Der kleine Marco möchte also rappen? Gott, ich kenne ihn noch als Baby." Ich grinste. "Aber meinen Support hat er. Vielleicht lässt sich Juju ja auf ein Feature ein."
Das brachte meine Freundin ebenfalls zum Lachen. "Ja, ganz bestimmt. Vermutlich hat er ihr sogar schon geschrieben."
Ich kicherte, dann sah ich sie fragend an. "Wo gehen wir heute Abend eigentlich hin?" Leonie schien kurz zu überlegen, dann zückte sie ihr Smartphone. "Moment, lass mich kurz etwas schauen." Ein paar Sekunden scrollte sie, dann schien sie die Nachricht gefunden zu haben, die sie gesucht hatte. "Da. Das ist das Steakhouse, von dem Julia erzählt hat. Auf den Bildern sieht es schon Mal nicht schlecht aus." Sie drehte ihr Handy um und zeigte mir das Display, damit ich mich selbst davon überzeugen konnte. "Ich hätte Lust, was meinst du?" Für einen kurzen Moment überlegte ich, dann bejahte ich den Vorschlag mit einem Nicken.
"Klar, warum nicht?"