Kapitel 25 - all I wanna be is somebody to you

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Am nächsten Morgen saß ich mit Julia an ihrem Frühstückstisch. Sie hatte extra beim Bäcker Brötchen für uns geholt. Ich war so dankbar dafür, eine Freundin zu haben, die mich nach diesem Tag aufgefangen hatte, mich bei sich übernachten ließ und am nächsten Morgen noch Frühstück für mich machte. Sie warf mir ein Lächeln zu. „Und, geht es dir wieder ein bisschen besser?"
Ich nickte und schluckte den Bissen runter, den ich gerade noch im Mund gehabt hatte. "Ja, schon viel besser." Erleichtert lächelte ich sie an. "Felix und ich haben gestern Abend noch telefoniert." Ihre Augen weiteten sich. "Wirklich? Was hat er gesagt?"
"Dass es ihm leid tut. Aber ich hab mich auch entschuldigt." Schuldbewusst sah ich sie an. "Schließlich hab ich mich auch nicht korrekt verhalten." Sie nickte und lächelte mich aufmunternd an. "Das ist auch wichtig. Also, dass man nach so einer Situation darüber spricht und nicht einfach mit Wut und Ärger im Bauch schlafen geht." Jetzt musste auch ich lächeln und dachte nach. Hätte ich ihn auch angerufen, wenn er nicht vorher 39 Mal versucht hätte, mich zu erreichen? Irgendwann vielleicht schon, wenn meine Sehnsucht so groß geworden wäre, dass ich nicht hätte einschlafen können.
Ich seufzte auf und legte mein Besteck zur Seite. "Ja, schon, aber ich werd heute trotzdem nach Hamburg fahren." Sie sah mich überrascht an. "Warum?"
"Na, weil wir komplett überstürzt zusammengezogen sind und ich in dem Moment nicht rational überlegt, sondern einfach gehandelt habe. Was daraus geworden ist, hat man ja jetzt gesehen." Schwach lächelte ich und sie nickte. "Das klingt vernünftig. Soll ich dich nachher zum Bahnhof bringen?"
Ich schüttelte den Kopf. "Nee lass mal, ich kann auch die S-Bahn nehmen."

Nachdem wir zusammen Julias Küche aufgeräumt und ich das Gästebett abgezogen hatte, hatte ich mich mit einer langen Umarmung von ihr verabschiedet. "Danke", hatte ich ihr beim Abschied ins Ohr geflüstert und sie hatte genickt.
"Gern geschehen. Und Mila? Ihr kriegt das wieder hin. Ich glaube ganz fest dran." Dankbar hatte ich sie angelächelt und genickt.
Das hoffte ich auch.

2,5 Stunden später war ich am Hamburger Hauptbahnhof angekommen und fuhr von dort zu den Landungsbrücken. Dort stieg ich aus und machte als erstes einen Spaziergang an der Elbpromenade entlang.
Ich blickte aufs Wasser und atmete tief durch. Ich konnte nicht verhindern, dass ein zufriedenes Lächeln sich auf meine Lippen stahl. Auch, wenn ich das Gefühl in den letzten Wochen unterdrückt hatte, aber ich hatte meine Heimat irgendwie vermisst.
Während ich zu meiner Wohnung lief, machte ich eine Sprachnachricht an Leonie, um sie auf den neusten Stand zu bringen. Sie antwortete mit einem Herz-Emoji und eine Sprachnachricht, in der sie mir viel Kraft und ein "gutes Wiedereinleben" wünschte.

Es dauerte eine ganze Weile, bis ich mich wieder daran gewöhnt hatte, alleine zu wohnen. In den letzten Wochen war Felix immer um mich herum gewesen und ich konnte ihn zu jeder Tages- und Nachtzeit in meine Arme schließen und küssen, und jetzt war ich... alleine.
Am Anfang wusste ich gar nicht, wohin mit mir und wäre am liebsten sofort wieder abgereist und zurück nach Berlin gefahren. Aber ich wusste auch, dass es uns gut tun würde, für eine Weile wieder voneinander getrennt zu wohnen.
Wir telefonierten jeden Abend und erzählten uns, was wir am Tag so gemacht hatten und jedes Telefonat endete damit, dass wir einander sagten, wie sehr wir uns vermissten. Ich war heilfroh, dass zwischen uns keine Funkstille herrschte und wir noch immer miteinander reden konnten. Kommunikation war das wichtigste in einer Beziehung, dafür musste ich keine Beziehungsexpertin sein. Es war einfach so. Und wir gaben unser bestes, um den kleinen Eklat so gut es ging hinter uns zu lassen und füreinander da zu sein.

Nach 2 Wochen, an einem Samstag, bekam ich mitten am Tag einen Anruf von Felix. Ich schaute auf mein Handy und stutzte. Es war ungewöhnlich, dass er mich zu dieser Uhrzeit anrief. Normalerweise hatten wir tagsüber nur geschrieben und ganz selten auch mal eine Sprachnachricht geschickt, aber telefoniert hatten wir in den letzten Tagen immer nur am Abend.
Ich schob den Balken zur Seite und hielt mir das Handy ans Ohr. "Hallo?"
"Hi Mila." Ich konnte hören, wie er am anderen Ende grinste. "Wo bist du gerade?"
Ich schaute mich um. "Auf der Mönckebergstraße am Shoppen, wieso?"
"Dann hoffe ich, dass du dir ein hübsches Outfit für heute Abend ausgesucht hast."
Perplex runzelte ich die Stirn. „Wieso, was ist heute Abend?"
„Meine Show in der Lanxess-Arena."
Verwirrt runzelte ich die Stirn. „In Köln?"
„Nee, Barcelona." Er lachte auf. „Natürlich in Köln. Und du kommst auch."
Ich blieb stehen und starrte mein Handy noch verwirrter an. "Wie bitte?"
"Du hast mich schon richtig verstanden. Fahr nach Hause und pack deine Sachen. Dein Zug fährt um 14 Uhr."
Schnell sah ich auf die Uhr an meinem Handgelenk und erschrak. "Das ist in einer Stunde!"
Er lachte auf. "Dann würde ich mich an deiner Stelle besser beeilen."

Verkopft (Felix Lobrecht)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt