Kapitel 18 - Unter Frauen

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Am nächsten Morgen wachte ich in seinen Armen auf und streckte mich. Felix wurde von meiner Bewegung ebenfalls wach und blinzelte mich verschlafen an. „Guten Morgen, Baby." Er grinste und küsste mich auf die Wange. Überrascht lachte ich auf. „Seit wann geben wir uns eigentlich Kosenamen?" Er zuckte grinsend die Schultern. „Seit jetzt." Er streckte sich ebenfalls und sah auf sein Handy. 07:14 Uhr. „Wann musst du ins Büro?", fragte er und ich seufzte. Die Arbeit war gerade das letzte, an das ich denken wollte. Die letzten paar Stunden mit Felix hatten sich angefühlt wie ein Paralleluniversum, in dem nichts existierte außer uns beiden.
„Um 8 muss ich da sein", antwortete ich. „Aber ich hab gar keine Lust". Mit einem Hauch Frustration in der Stimme lachte ich auf. Dann schmiegte ich mich an seine Brust und fuhr ihm mit der rechten Hand durch die Haare. Er schlang seine Arme um meine Hüften und drückte mich fest an sich.
„Meinst du, du kannst heute nochmal den Nachmittag freimachen?", murmelte er. „Dann könnten wir uns früher an der Halle treffen und ich könnte dich noch meiner Crew vorstellen."
Sofort hellte meine Miene sich auf und ich lächelte ihn glücklich an. „Ich versuche es."

Um 15 Uhr verließ ich das Büro und machte mich auf den Weg zur Barclays Arena. Meine Laune war dank der Arbeit - oder eher meinem Chef - etwas gedämpft, aber daran wollte ich jetzt nicht mehr denken. Jetzt hatte ich Feierabend und konnte Felix endlich bei seiner Show besuchen.
Als ich vor der Halle angekommen war, zückte ich mein Handy und öffnete WhatsApp.

Emilia: Bin jetzt da.

Felix 🔥: Perfekt, ich schick dir Becci raus. 😘

Wenige Minuten später stand eine hochgewachsene Frau mit dunklen Haaren vor mir und streckte mir freundlich die Hand zur Begrüßung entgegen. „Hi, ich bin Becci, Felix' Agentin. Du musst Emilia sein, richtig?" Ich nickte und schüttelte ihre Hand. „Ja, die bin ich."
„Super." Sie lächelte mich an. „Dann komm mal mit, ich bring dich zu seiner Garderobe."
Wir passierten den Haupteingang und sie schleuste mich durch ein paar verzwickte Gänge, bis wir schließlich vor einer Tür mit der Aufschrift „Felix Lobrecht, Künstlergarderobe" stehenblieben.
Sie hob die Hand, klopfte dreimal und rief: „Felix? Dein Besuch ist da." Dabei warf sie mir ein freundliches Lächeln zu. Es dauerte nicht lange, bis die Türklinke vor uns untergedrückt wurde und Felix vor uns stand. Er begrüßte mich mit einem Strahlen im Gesicht und warf Becci ein dankbares Lächeln zu. „Danke, Chefin." Sie hob zwei Finger ihrer linken Hand an die Stirn und salutierte. „Stets zu Diensten." Wir lachten, dann verabschiedete sich Becci mit einem Winken von uns. "Bis gleich", sagte sie, dann war sie verschwunden.
Felix zog mich in seine Garderobe und schloss die Tür hinter uns. Sein Strahlen wurde breiter. "Hey", flüsterte er, dann küsste er mich und zog mich in eine Umarmung. Ich schmiegte mich an ihn und schloss für einen Moment die Augen. Von diesem Gefühl würde ich einfach nie genug bekommen. Zwar war es erst 7 Stunden her, seit wir uns das letzte Mal gesehen hatten, aber ich hatte ihn trotzdem schmerzlich vermisst. Er legte seine Arme um meine Taille und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Na, hast du gut hergefunden?"
Ich öffnete meine Augen wieder und nickte. Dann ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Seine Garderobe war relativ minimalistisch eingerichtet. Eigentlich gab es hier nicht viel außer einem Sofa, einem kleinen Tisch und einer Kleiderstange.
Ich ging darauf zu und betrachtete sie genauer. Auf Kleiderbügeln hingen ein paar bunte Hemden und verschiedene dazu passende Hosen. Darunter standen mindestens 12 Paar Schuhe. Amüsiert lachte ich auf. „Wofür brauchst du für einen Abend so viele Klamotten?"
Grinsend hob er die Schultern. „Ich brauch eben Auswahl." Dann deutete er zu der Tür, durch die ich eben gekommen war und machte eine ausladende Geste. „Komm mit. Ich stell dich meiner Crew vor."
Gemeinsam gingen wir zurück in den Flur. Wir liefen ein paar Schritte und blieben vor einer Tür stehen, die so ähnlich wie die zu Felix' Garderobe aussah. „Backstagebereich - Crew" stand auf dem Schild neben der Tür geschrieben.
Felix drückte die Türklinke runter, dann legte er seine Hände an meine Schultern und schob mich sanft hindurch.
Er lief hinter mir in den Raum, dann ließ er von mir ab und stellte sich neben mich. Kurz hob er seine Hand als Zeichen, dass die anderen ihm ihre Aufmerksamkeit schenken sollten und es funktionierte. Unauffällig beobachtete ich die Gruppe vor uns, die sich bisher angeregt unterhalten hatte und uns jetzt gespannte Blicke zuwarf.
„Hey Leute, hört mal kurz zu. Das ist Emilia, eine... Freundin von mir." Schnell warf er mir einen kurzen Blick von der Seite zu und ich merkte, wie sich ein Kloß in meinem Hals formte.
Zwar war ich mir sicher, mit Felix die Friendzone-Ebene längst verlassen zu haben, aber genau genommen hatten wir bisher noch nicht darüber gesprochen, was wir waren, deshalb war es eigentlich okay, dass er mich so vorstellte.
Felix räusperte sich und fuhr fort. „Wir haben uns in Berlin beim Feiern kennengelernt. Sie wohnt in Hamburg, deshalb hab ich sie heute zur Show eingeladen." Er warf mir ein ermutigendes Lächeln zu und deutete mit der Hand in den Raum.
„Mila, das sind meine Openerin Filiz, mein Bruder Julian und meine Merchverkäuferin Nadja." Verlegen hob ich die Hand zum Gruß und warf den dreien ein vorsichtiges Lächeln zu. „Hey, freut mich, euch kennenzulernen." Sie erwiderten mein Lächeln und standen von dem Sofa, auf dem sie bis jetzt gesessen hatten, auf, um mir der Reihe nach die Hand zu schütteln.
Anschließend ließen wir uns alle zusammen auf der Couch nieder. Felix setzte sich neben mich und drückte in einem unbeobachteten Moment meine Hand. Allmählich begann ich, mich zu entspannen. Die ausgelassene Stimmung hier zauberte mir ein Strahlen ins Gesicht. Es war schön zu sehen, wie vertraut alle miteinander waren.
Gerade war Julian dabei gewesen, zu erzählen, wie er und Felix vor ein paar Jahren nach einer Aftershowparty abgestürzt waren, da klopfte es hinter uns an der Tür. Becci streckte ihren Kopf in den Raum und sah Felix und Filiz auffordernd an. "Kommt ihr zum Soundcheck?"
Die beiden nickten und standen auf. Auch Julian erhob sich von seinem Platz. Er musste meinen verwirrten Blick aufgefangen haben, denn er zwinkerte mir zu und erklärte: „Als Tourmanager muss ich schauen, dass alles seine Richtigkeit hat und die beiden das auch ordentlich machen." Ich lachte und nickte. "Klar, das versteh ich."
Felix war schon fast aus der Tür verschwunden, als er mir und Nadja über die Schulter einen Blick zuwarf. "Nadja, kümmerst du dich in der Zwischenzeit um Emilia?" Sie nickte und grinste ihn an. "Klar." Er lächelte dankbar, dann verabschiedete er sich und verließ hinter den anderen den Raum. Die Tür fiel hinter ihm zu und plötzlich waren Nadja und ich alleine.

Ich drehte mich zu ihr um und lächelte sie vorsichtig an, unsicher, worüber ich mit ihr reden sollte, doch sie kam mir zuvor. Sie beugte sich ein Stück vor und grinste mich verschmitzt an.
„Okay, und jetzt mal unter uns. Ihr beiden seid nie im Leben nur befreundet." Ertappt lachte ich auf und zog die Augenbrauen hoch. "Wie hast du das so schnell herausgefunden?"
Sie grinste, zufrieden darüber, ins Schwarze getroffen zu haben und lehnte sich in die Rückenlehne des Sofas zurück.
"Ganz einfach. Wie er dich anschaut, das ist komplett eindeutig. Der ist von Kopf bis Fuß in dich verschossen."
Ich lachte überrascht auf und senkte meinen Blick. Schlagartig merkte ich, wie mir die Hitze in die Wangen schoss. Wenn das so ist, beruht das absolut auf Gegenseitigkeit.
Nervös knetete ich meine Finger, dann sah ich Nadja wieder an. "Hat er... denn schon öfter Frauen mit hier her gebracht?" Sie schüttelte den Kopf und grinste. "Noch nie. Deshalb sind wir auch direkt hellhörig geworden, als er angekündigt hat, dass er heute Besuch dabei hat. Aber natürlich haben wir nichts gesagt." Erleichtert atmete ich auf. Ich wusste zwar nicht, wieso, aber irgendwie hatte ich unterschwellig Angst gehabt, dass er ständig Frauen zu seinen Shows einlud und das nichts besonderes mehr war, aber offensichtlich doch.
Nadja schien zu spüren, dass gerade meine Gedanken mit mir durchgingen, denn sie ergriff wieder das Wort. "Felix und ich kennen uns schon echt lange. Seit ein paar Jahren arbeite ich für ihn, und er hat mir bis jetzt noch nie eine Frau vorgestellt. Ab und zu hatte er wohl mal welche am Start, aber ich kannte weder deren Namen, noch wusste ich, wie die aussehen." Sie warf mir ein ermutigendes Lächeln zu. "Also scheint das mit euch wirklich was ernstes zu sein." Ich lächelte sie dankbar an und nickte.
„Das ist es auch. Also, zumindest von meiner Seite aus. Wir... wir haben genau genommen noch gar nicht drüber geredet, was das mit uns eigentlich ist, aber im Moment fühlt es sich einfach sehr, sehr gut an."
Sie grinste und nickte. "Das ist das Wichtigste." Für ein paar Sekunden schwiegen wir, dann sah ich sie unsicher an.
"Kannst du mir versprechen, dass das unter uns bleibt?", bat ich sie. "Ich will nicht, dass hinterher irgendwas rumerzählt wird oder so."
Nadja nickte und drückte meine Hand. "Natürlich. Euer schmutziges Geheimnis ist bei mir sicher." Sie grinste mich an und wir brachen zusammen in Gelächter aus.

Verkopft (Felix Lobrecht)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt