Kapitel 3

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Bemerkt, wie aus einem kurzen Nickerchen ein tiefer, Stunden Lager Schlaf wurde, hatte ich nicht. Eigentlich war ich nur ein wenig müde und plötzlich wachte ich vollkommen ausgelaugt am nächsten Morgen auf und fühlte mich wie überfahren. Meine Gliedmaßen, vor allem mein neuerdings mit einem Allay bedeckter Arm schien aus Beton zu sein und schmerzte nebenbei deutlich. Auf stehen oder gar aus dem Haus gehen war nicht zu denken, so kraftlos war mein Körper. Max war der erste, der zu mir kam, so wie es jede Morgen war, wenn ich verschlief. „Wie kann man auch so dumm sein und sich nicht nur von einem Amateur tätowieren lassen, sondern daraufhin die Wunde nicht einmal sauber halten.", motzte er und trotzdem war er es, der den Verband wechselte und mir eine Brühe kochte. Auch meine Eltern sahen nach mir, aber mein Bruder war es, der für mich da war, auch wenn er mir klarmachte, dass ich selbst verantwortlich war für den Zustand, in welchem ich mich wieder fand. Und nach einigen Tagen ging es mit mir Berg auf. Das Fieber senkte sich und die Schwellung gemeinsam mit der Rötung der Stelle klang ab. „Grippewelle.", hatte Max nur zu unseren Eltern gesagt, als sie fragten, warum ich nicht zur Schule ging und ich hatte daraufhin das selbe behauptet. Kein Wort über das Tattoo oder seine Bedeutung. Mehr als unglaublich dankbar sein konnte ich ihm nicht. Doch auch wenn ich zum Wochenende wieder gesund war, so kam der nächste Montag viel zu früh und auch wenn ich sicher nicht zur Schule gehen würde, so quälte ich mich doch zur gewohnten Zeit aus dem kuschlig, warmen Bett und schlüpfte in meinen typischen Hoody, der heute ausnahmsweise mal nicht einfarbig war, sondern aus dem dunkelgrünen Merch von Toni bestand und machte mich fertig. Meine Mutter war bereits aus dem Haus und Max tat es mit mir gemeinsam . „Viel Spaß in der Schule." , wünschte er mir noch, als er zu seinem Fahrzeug ging und in die entgegengesetzte Richtung davon fuhr. Ob er wusste, dass ich heute nie bei dem Schulgebäude an kommen würde, weil mein Weg nicht dahin führte? Vielleicht. Ich wollte ja immer noch darauf hoffen, dass er es nicht wusste oder ahnte, auch wenn wenn es für ihn naheliegend wäre bei seinem Wissensstand. Ich war nicht der kleine Engel aus meiner Kindheit, und das hatte mindestens mein älterer Bruder langsam verstanden. Die hellblonden Haare waren lange nicht mehr so strahlend wie noch vor 10 Jahren und mein Handeln war gemeinsam mit dem dünnen Horn dunkler geworden. Es war nicht Raben schwarz, aber auch nicht mehr das weißblond einen reinen Engels. Auf meinem Rücken drückte der schwarze Rucksack nervig gegen meine Schultern, doch ich war schlichtweg zu faul um das, mit etwas Dosenlimonade, meinem Handy und Haustürschlüssel, sowie Geld, gefüllte Stoffbehältnis größer zu stellen.
Vom Rand der Grünfläche sah ich bereits einige bekannte Gesichter. Lasse saß dort und Piet, doch Kaya fehlte leider. Sie in dem Haufen zu entdecken war normal nicht schwer. Man musste nur nach einem zierlichen Mädchen mit roten Strähnen in dem wunderschönen braunen Haar suchen. Ein auffälliges Bild zwischen lauter Jungen mit den typischen immer gleichen Kurzhaarfrisuren. Jayson kam mir entgegen und begrüßte mich brüderlich, bevor er sich nach mir erkundigte. „Man, wo warst du die letzte Woche. War real Talk langweilig ohne deine Streams." Ja, das streamen. Ich liebte es, aber meine Freunde sahen darin irgendwie eine anderen Sinn als ich. Waren nahezu eifersüchtig auf meinen Perspektive. Wo ich es einfach als meine Leidenschaft sah und als Ausgleich, da redeten Leute aus der Gruppe wie Jayson auf mich ein, wie gut es für meine Zukunft war. Ich hatte eine Einnahmequelle und brauchte mir keine Gedanken ums finanzielle machen. Vergessen taten sie dabei wohl oft die Unsicherheiten dieses Berufes und wie häufig es bei mir leider hinten an stand. Das Leben eines Teenagers war nicht einfach und es war nun einmal ein zeitaufwendiges Hobby, welches ich im Internet gefunden hatte. Ich mochte es nicht, wenn sie es meine Absicherung für die Zukunft nannten. So tat ich seine Worte nur kurz ab und begab mich dann schleunigst weg von ihm. In Momenten wie diesen verfluchte ich es, dass meine Kumpels mich aus Versehen vor der Gruppe verraten hatten. Keine Frage es war keine Absicht gewesen, aber halt trotzdem scheiße.
Um die Mittagszeit begann dann plötzlich mein Handy, so wie die der Leute um mich herum zu vibrieren. Eher ruhig zückte ich das Gerät und geriet direkt in Alarmbereitschaft, als ich den Namen meiner besten Freundin, als Teil der Nachricht lass. Kaya hat sich mit Kai und den anderen angelegt, kommt sofort zum Sportplatz. Schrieb Marko und ließ mich aufspringen und mit ein paar anderen, darunter unter anderem Lasse und auch Jayson. Bis zum Sportplatz war es glücklicherweise nicht weit und so dauerte es nicht lange, bis ich doch neben der Schule auf dem halbwegs grünen Rasen stand, wenn auch leicht außer Atem. Die zierliche Brünette stand der Gruppe aus sechs mehr oder weniger großen und breit gebauten Fußballjungen gegen über. Die Arme verschränk und nur mit dem lauchigen Marko neben sich, der weit mehr eingeschüchtert war als das zwei Köpfe kleinere Mädchen neben ihm, die furchtlos der Gruppe vor sich entgegen sah. Doch, statt das sie sich verzogen, kamen die Fußballer -natürlich Kai mal wieder ganz vorne, wie es sich für einen Möchtegern Playboy schickte- auf das Duo zu, welche nicht vorhatte zurück zu weichen. Meine beste Freundin fauchte irgendetwas, was ich aus der Entfernung leider nicht verstehen konnte, und dann holte Kais zweite Hand, aka. Malvin, aus und wollte der 16. Jährigen vor sich seine Faust in das zierliche Gesicht schlagen, allerdings war diese deutlich schneller, als der lahme Sack und fing die  Hand elegant ab, bevor sie auch nur irgendwie in Berührung mit ihrer makellosen Haut kommen konnte. Ich beschleunigte meine Schritte. War so innerhalb weniger Sekunden bei Kaya und unterstütze sie gegen die sechs gegen uns. Keine Frage ich wusste, dass man Kaya nicht unterschätzen sollte, den Fehler würde ich kein weites mal machen, aber gegen so viele kam sie allein dann doch nicht an. Auch wenn sie wohl besser war, als alle anwesenden, einschließlich mir selbst, zusammen. Nur manche Überlegenheiten konnte Skill leider nicht ausgleichen. Die meisten der Fußballer hatten keine Ahnung, was sie da taten. Sie konnten vielleicht einen komisch gemusterten Ball in ein Viereck aus Stall mit Netz kicken, aber eine Schlägerei war für sie fremdländisch. Eindeutiger Vorteil für uns, wobei sich die meisten sogar heraus hielten. Neben mir sah ich eigentlich nur Lasse und Kaya. Die anderen waren einfach gegangen. Da ich unter keinen Umständen wollte, dass meiner besten Freundin etwas geschah, stellte ich mich immer mehr vor sie. Hielt alles und jeden von ihr fern, bis ich es schaffte sie komplett hinter Lasse und mir vor den Angreifern abzuschotten. Das alles ging so schnell, ich merkte nicht mal, wie ich ein zwei gegen sechs erschuf. All diese sechs Fußballer gingen nun all einzig und allein auf mich, da sie merkten, wie sehr ich abgelenkt war durch den Drang Kaya zu beschützten. Während auch Lasse kaum etwas einsteckte prügelte die Gruppe mich Windel weich. Doch der Schmerz wurde überdeckt vom Adrenalin und erst, als meine Sicht verschwamm und ich einen Aufschrei, gefolgt von dem unscharfen Bild langer, brauner Haare mit rot Anteil sah, merkte ich, dass das hier ganz und gar nicht gut war. Die Sirenen und das Gewusel um mich herum bemerkte ich gar nicht mehr. Ich war bereits ohnmächtig geworden. Kai und die Fußballmannschaft machten sich aus dem Staub, die Feiglinge. Sie standen nicht dazu einen Jungen ohnmächtig geprügelt zu haben. Und auch von den meisten meiner Freude fehlte jede Spur. Nur Kaya war da, gemeinsam mit Lasse, der sie abhielt eine Menge Dumme Dinge mit sechs Fußballspielern zu tun.
Und wäre ihm dankbar gewesen, hätte ich es in der Situation noch mitbekommen. Hauptsache Kaya war nichts geschehen. Die Tatsache, dass sie Fußball Jungen meist nur leichte Blessuren hatten störte mich allerdings immens und so schwor ich innerlich Rache an ihnen, sobald es mir möglich war.

Schutz des Allays // Wichtiger FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt