Kapitel 4

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Es war ein großes Tara und ich wurde mit Krankenwagen und Ta tu ta ta ins örtliche Krankenhaus gefahren. Was das Ganze für Konsequenzen mit sich bringen würde wusste ich noch nicht, als ich im Untersuchungsraum saß und ein Arzt mit einem Ultraschallgerät meinen Bauch auf innere Blutungen untersuchte, der von den Schlägen bunt gefärbt war. Es war kalt und ekelig und am liebsten hätte ich es mit einem „alles gut mit mir ist alles ok.", abgetan, doch den Arzt gegen mich auf zu bringen würde mir keinen Vorteil erbringen und irgendwie hatte das Gel nach einiger Zeit gar nicht mehr so eine abscheuliche Konsistenz. Vermutlich versuchte ich mir die Langweile aber einfach nur mit gut reden der Situation zu versüßen. Auf die essenzielle Frage, Seit wann ich eigentlich wieder bei bewusst war konnte ich leider keine Antworten finden, was leichte Panik in mir hervor reif. Mit Gedächtnislücken auf zu wachen grenzte für mich an eine mittelgroße Katastrophe. Wirklich klar, wie prekär meine Lage war würde mir ist, als ich in einem clean weißen Krankenzimmer oberkörperfrei in einem Bett voller lustiger Technik saß -na gut eigentlich war es ein normales Krankenhausbett, mit komischem Fernseher- und Max in den Raum trat. „Warum navigierst du dich immer weiter in die Scheiße hinein." , meinte er aufgebracht und setze sich zu mir an das Bett. „Verdammt, Mike, Mum und Dad sind informiert worden. Die sind jeden Moment hier und wissen entweder, was passiert ist, oder werden es erfahren wollen." Ich wusste, das mein Bruder dies nicht sagte, weil er meine Machenschaften unterstützte, sondern nur um mich vor unseren Eltern bewahren zu wollte, aber er würde trotzdem für mich lügen, dessen war ich mir ebenso bewusst. „Sie dürfen es nicht erfahren. Unter keinen Umständen.", bettelte ich schon beinahe und sah flehend zu ihm hinauf. „Wenn sie es erfahren killen die mich." Ein Schweigen entstand. Keiner wusste so richtig weiter. Am liebsten wäre ich gegangen. Nur war ich in einem Krankenhaus und kam hier heute leider nicht mehr raus, da sie mich zur Beobachtung dabehalten wollten. Warum hatten die Muskelprotze mich auch so treffen müssen, dass ich ne leichte Gehirnerschütterung hatte? Dumme Idioten waren das. Sobald es mir möglich wäre würden sie die -meiner Meinung nach- gerechte Strafe für jeden Hieb einstecken. Und sollte Kaya auch nur ein Haar gekrümmt worden sein, so konnte die gesamte Gruppe bereits damit beginne ihre Gräber zu schaufeln. „Mike, kann ich dich allein lassen?" , fragte Norisk und kratzte sich verlegen am Kopf. „Ich hab eine Aufnahme mit Basti, Heiko und co und die ist schon so lange geplant, ich will sie nicht absagen, wenn das für die ok ist." Na super, jetzt war ich meinem Bruder schon so egal, dass er abhaute. Er war ein scheußlicher Lügner. Man musste nicht mit ihm auf gewachsen sein, um zusehen, wie unwichtig ihm die Aufnahme war und das es sich dabei bloß um eine ungute Ausrede handelte „Klar." , gab ich etwas sehr pampig von mir und schaute gekränkt hinaus um nicht zu ihm zu blicken. „Man, Mike, das meinte ich nicht so. Ich möchte nur nicht lügen müssen, wenn Mum und Dad da sind. Ich kann das nicht. Wirklich. Tut mir leid." Ich drehte mich beleidigt weg. „Geh nur.", murmelte ich vor mich hin und schon erhob sich der 18 jährige aus dem weißen Bett. „Ich komme Morgen vorbei und hole dich ab, versprochen.", wollte er sein schlechtes Gewissen bereinigen -zwecklos, wie ich fand. Und erneut wurde es ruhig in dem Zimmer und ich sah nun, was mein Bruder mir da gelassen hatte. Ein Buch. Ein fucking Buch. Warum hatte er nicht mein Handy oder meinen Laptop mitgebracht? Der Typ wollte mich doch auch zum Affen machen.
Nach einer Dreiviertelstunde, in der ich tatsächlich kurz davor war die dumme Lektüre anzufangen, ging die Tür erneut auf. Den leider schien der merkwürdige Fernseher nicht nur optisch aus dem letzten Jahrhundert zusammen, sondern funktionierte ganz nebenbei nicht einmal. Doch leider war es weder eine Schwester, noch ein Arzt, welcher in das Zimmer trat. Meine Eltern kamen in den Raum und meine Mutter lief sofort auf mich zu und umarmte mich, bevor sie sich tausendfach entschuldigte und fragte, was passiert sei. Dazu eine Lügengeschichte auf zu Tischen kam ich gar nicht erst. Vater trat neben seine Frau und musterte mich erst voller Sorge, bevor seine Hand nach meinem Arm griff. Und in dem Moment wo er Mum deutlich das, eben bereits gut sichtbar gewesene, Tattoo zeigte, wusste ich, dass ich am Arsch war. Scheiße, daran hatte ich gar nicht gedacht. Natürlich das Symbol war bekannt, seine Bedeutung auch. Auf das schluchzte „Nein" meiner Mutter folgten weniger positive Kommentare. Zuerst fluchten sie nur und dann begannen es, dass sie beide gemeinsam laut Hals eine Standpauke hielten. Gerne hätte ich sie angeschrien, ihnen entgegen gehalten, dass ich eine leichte Gehirnerschütterung hatte und es mir weh tat, wenn sie so laut waren, aber ich saß nur stumm da und spürte unsagbare Freude. So verrückt das auch klingen mochte. Meine Beiden Elternteile gemeinsam so handeln zu sehen fühlte sich gut an. Es sorgte für eine Hoffnung, die mir schon als Kind genommen wurde: wir könnten eine glückliche Familie sein. Ohne Eltern, die nur am streiten waren.
Doch die Illusion blieb so kurz, dass ich mir im Nachhinein nicht mal mehr sicher war, ob ich sie mir nur eingebildet hatte. Meine Eltern ließen mich ebenfalls alleine, als ihre Standpauke beendet war und ich traute mich ab diesem Moment auch nicht mehr sie nach meinem Handy zu fragen. Viel zu groß war die Angst, das die Idylle verpuffen würde, wenn ich auch nur einen Piep von mir gäbe. So lag ich da. Irgendwann kamen Leute vorbei. Redeten mit mir und wurden gekonnt ignoriert. Egal ob essen oder Arzt. Ich wartete nur darauf das Krankenhaus verlassen zu müssen. Morgen, da hoffte ich so unendlich sehr darauf, würde ich nach Hause kommen und alles wäre wieder so wie vorher, nur meine Eltern hätten endlich wieder zu einander gefunden. Ein Gedanke, der so töricht war, dass er nur auf die Gehirnerschütterung zurück zu führen sein konnte. Doch ich hoffte so sehr darauf, dass ich meinte mir sicher zu sein. Nur, dass es nicht so werden würde wie vorher, versuchte ich zu verdrängen. Meine Eltern wussten Bescheid und sicher würden sie es nicht ignorieren. Kein Handy zu haben tat mir nicht gut. Ich dachte viel zu viel nach. Und dies zu tun schmerzte nur noch mehr.

Schutz des Allays // Wichtiger FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt