Kira saß mir gegenüber, ihr helles Haar hing ordentlich über ihre Schultern, obwohl sie genauso wie ich einen langen Schultag hinter sich hatte. Nachdem die letzte Unterrichts Stunde beendet war stand die junge Dame in der Küche und verlangte ein Rührei. Als die Blondine am Vortag meinte sie würde ihren Bruder nun häufiger besuchen hatte ich nicht damit gerechnet einen Dauergast beim Essen zu haben. „Sehen diese Fingernägel so aus, als könnte man damit kochen?", hatte sie mich gefragt und dabei ihre langen Finger mit den spitz zu laufenden, schwarzen Nägeln in meine Seite gepickt. Vollkommen überfordert von der Nähe und der Frage war nicht mehr als ein „Ehm... sicherlich?" über meine Lippen gekommen, bevor Kira aufgebracht rief. „Natürlich geht das, aber muss es das? Lieber nicht da gibt es nur Bratfinger." Die Vorstellung von gebratenen Fingern hatte ich darauf aus meinem Kopf hauen müssen, indem ich der anderen mehr als einen Vogel zeigte. Warum waren alle hier so merkwürdig?
Nun saßen wir gemeinsam am Esstisch und stopften uns mit Rührei voll. Dabei erfuhr ich, dass sie in meinem Jahrgang war. Eine Information, welche mich sehr überraschte, hatte ich sie und ihren Bruder doch für älter, als mich gehalten. Dieser war, wie ich von Kira erfahren sollte, in Adrians Jahrgang und somit waren die beiden, nicht wie von mir Gedacht Zwillinge, sondern bloß Geschwister. Während die gleichaltrige mich über meinen ersten Schultag ausfragte, von dem es wenig spannendes zu berichten gab, leerte sich die Pfanne mit Rührei vollständig. Damit war mein Plan, die Reste am nächsten Morgen zu essen, geplatzt, aber Kira glücklich. „Kann ich nicht hier einziehen?" So gerne ich ihr dies erlaubt hätte mir waren die Regeln wohl bekannt, die Mädchen und Jungen trennen sollten.
So vergaß ich für kurze Zeit sogar Kaya, was sogleich ein schlechtes Gewissen durch meinen Körper schickte. Ich behalte sie hier ein wenig so, als wäre in tot. Ersetzte sie unterbewusst mit einer neuen besten Freundin und verdrängte immer mehr den Klos in meinem Hals, der sie vermisste.
„Was ist los?" Kira hatte meinem Stimmungsumschwung unweigerlich bemerken müssen, so stark sah man mir die Schmerzen an. Die Schultern sackten ab, den Blick wurde verloren, fern ab der Realität und meine Aufmerksamkeit wanderte aus dem Gespräch in meine Gedanken.
„Ich vermisse meine Heimat." Eine kurze Stille legte sich über uns. Ich hatte meine Augen geschlossen hörte nur, wie Kiras Gabel auf dem Tisch abgelegt wurde und sie vom Stuhl aufstand.
„Mike, kannst du mir von dort erzählen? Was gibt es in deiner Heimat? Und damit meine ich keine Wahrzeichen oder bekannte Gebäude."
Mein Kopf kreiste bei ihren Worten. Was könnte ich ihr erzählen? Wollte Kira es überhaupt wissen oder nervte ich sie mit meiner Melancholie bloß?„Wir -also meine Eltern, Max und ich- leben in einem gemütlichen Haus recht zentral, deswegen konnte man leicht auch schon als kleineres Kind Kleinigkeiten kaufen oder ohne ein Elternteils schwimmen gehen. Ich fand das immer toll. Einfach mit Freunden in den Park zu gehen nach der Schule und alles da zu haben. Meist war Kaya dabei. Ich kenne sie, seit wir ganz klein waren. Manchmal ist sie für mich mehr eine Schwester, als eine beste Freundin gewesen. Mit meinen Eltern war das Verhältnis irgendwann kaputt gegangen, als sich meine Einstellungen und Freunde änderten. Für sie war ich der Scheiße bauende Teenie und für mich waren sie die nervigen Eltern, die mir in alles hereinreden wollten und mich eh nicht verstanden vor allem nicht mit Kaya. Ganz anders war es da mit Max. Er war immer für mich da. Egal ob meine Eltern stritten oder ich mir das Knie aufgehauen hatte. Um so tiefer ich allerdings abrutschte um so stummer wurde seie Hilfe. Er hat es nie verstanden, glaube ich, aber er war immer für mich da. Max ist mein Vorbild, vielleicht auch mein unerreichbares Ziel für mich selbst. Und dann lässt er einfach zu, dass ich hier her komme. Ich verstehe es nicht? Was soll mich hier verändern?"
„Vermutlich glauben sie nicht, dass du dich von selbst ändern kannst. Es ist wie bei vielen von uns. In der Hoffnung das beste zu tun reizen unsere Eltern uns aus unserem alten Leben. Bei manchen funktioniert es, bei anderen nicht. Ich glaube du bist nicht das, was deine Freunde aus dir gemacht haben. Du hast Pläne, Zukunftsvisionen und Wünsche. Du stehst jetzt vor der Wahl. Willst du dich ändern oder das bleiben, was sie aus dir gemacht haben?" Mein Kopf brummte bei ihrer Ernsthaftigkeit. Während sie sprach war mein Kopf auf den Tisch gesunken. Ein fast von gewimmertes „Kaya" stellte meine Antwort auf ihre Frage da. Ohne das ich drüber nachdachte.
„Du liebst sie, oder?"
Ein ergebenes Nicken von mir lies sie seufzten. Was würde es helfen es abzustreiten, sagte mein Herz.
„Dann helfe ich dir zurück zu kommen." Das Mädchen mit den weißblonden Haaren wirkte traurig darüber, war aber gleichzeitig voller Tatendrang mir zu helfen. Auch in mir wuchs ein gewisses Unbehagen. Wir schmiedeten einen Plan, der uns trennte. Auch wenn ich sie kaum kannte und nichts lieben wollte, als zurück zukommen würde ich sie vermissen.
„Ich werde dein Rührei vermissen."
„Ich werde vermissen, dass mal jemand mein Rührei mochte."
„Ok, erstmal hasst du ja noch einen hungrigen Esser, bevor du Zuhause bist. Es gibt zwei Wege, wie du zurück kommen kannst. Entweder, weil deine Eltern dich zurück holen, oder weil zu fliegst."So wurde geplant und dabei penibel darauf geachtet, dass man nichts auf Kira zurück führen könnte. Während mein Zuhause mein Elternhaus war, da hatte Kira das Internat, was keiner von uns riskieren wollte.
„In einem Monat bist du hier weg."
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Schutz des Allays // Wichtiger FF
FanficManchmal, da ist die Welt nicht so rosig. Das müssen auch Mikes Eltern, sowie sein älterer Bruder Max bemerken. Die Lösung? Ein Internat in einem anderen Bundesland um alles zu zerschießen, was die ach so rosige Zukunft ihres jüngeren Sprösslings ge...