Kapitel 18

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Leise pochte es im Hintergrund. Es war ein regelmäßiger beruhigender Klang. Rosegoldenes, stumpfes Haar kitzelte mir im Gesicht und ließ mich unterdrückt niesen. Bereits in diesem Moment wusste ich, dass ich träumte, konnte mich aber nicht daran erinnern wann ich eingeschlafen war, oder warum ich überhaupt wusste, dass es ein Traum war.
Das Mädchen, zu welchem die spröde, filzige Frisur gehörte hätte ich, auch wenn ich sie unendlich liebte und dachte unter allen Menschen wieder zu erkennen, niemals erkannt wäre sie mir außerhalb dieser Welt begegnet.
Sie sah gebrochen aus.
Die Haare nicht mehr lang und in seidigen Wellen über ihre Schultern fallend, sondern ein kurzer, unordentlicher Bob. Die wunderschönen Augen waren leer und glasig, gleichzeitig Blut unterlaufen. Eingefallen saßen sie tief in den Augenhöhlen, hatten etwas erschreckendes und totes an sich.

Das beruhigende Pochen wurde zu einem wilden Rhythmus, der keinerlei Gleichmäßigkeit mehr hatte. Teilweise wurde er schnell und klag als würde jemand hyperventilieren und manchmal war einfach gar kein Ton zu hören und diese Stille empfand ich als noch beängstigender.

Allgemein erschrak ich vor dem Mädchen, welches ich liebte, bei diesem Schatten ihrer selbst. Sie war dünner geworden, noch dünner, als ich dachte, dass es ihr jemals möglich wäre. Die Haut schien nahezu durchsichtig lies in sie hinein gucken und doch zeigte sie nicht wie es ihr ging. Zu leer war alles an ihr.
Blut tropfte von ihren Armen und ich war mir nicht sicher, ob der Schnitt an ihrem Handgelenk tiefer ging. Ich war mir nicht einmal sicher, ob sie noch lebte. Vielleicht war das hier der Moment, wo Angehörige ein Gefühl bekommen, dass es etwas ganz und gar nicht stimmt. Womöglich wache ich morgen auf, erlebe einen komplett normalen Tag, der von Trauer bestimmt ist, obwohl doch alles wie immer ist, und dann klingelt irgendwann das Telefon und man denkt nur: Wäre ich doch anders gewesen und weiß schon lange bevor man es hört, was geschehen ist.

Bitte lass Kaja nicht tot sein.

Ich wollte aufwachen. Wollte den leeren Augen meiner ersten und für immer und ewig einzigen Liebe entgehen, die sie so leblos wirken ließen. Doch es ging nicht. Eigentlich wollte ich sie nur in die Arme schließen, aber das Mädchen vor mir hatte nichts mehr mit dem Mädchen zu tun, dem mein Herz gehörte. Es war nur noch eine leere Hülle. Nur noch ein Körper ohne Herz. 

Kajas Körper strauchelte und sank dann wie in Zeitlupe auf den Boden zu. Ich wollte zu ihr sprinten und sie fangen, doch es war, als würde der Boden mich nicht gehen lasse. Ich musste dabei zusehen, wie ihre Augen sich mit der Bewegung schlossen. Musste Hilflos mit ansehen, wie ihr Kopf auf schlug und ein ekelhaftes knacken durch meine Ohren hallte. Eine rote Lache bildete sich um ihren Kopf. Noch immer war ich wie angewurzelt, dabei wollte ich zu ihr, doch alles half nichts und meine Beine blieben wo sie waren. 

Ich wollte aufwachen. Weg von dem schrecklichen Bild. Doch ich spürte nur Schmerz. 

Das Pochen war endgültig verschwunden und ich war mir sicher, dass es Kayas Herzschlag gewesen war. 

Auch wenn es bloß ein Traum war begann ich bitterlich zu weinen und wusste dabei nicht ob ich erwacht war oder noch immer im Land der Träume verweilte. Ich hoffte so sehr noch zu Schlafen und mich morgen nicht mehr an den Traum und die Bilder, welche er mir zeigte zu erinnern.

Kaya ich liebe dich und ich werde alles tuen, damit ich so schnell wie möglich bei dir sein kann. Bitte halte ein wenig durch ich gebe mein Bestes. Nichts macht mir mehr Angst, als zu scheitern oder der Gedanke, dass mein Bestes nicht reichen könnte.

Und damit spürte ich erneut das Pochen, doch war es dieses mal Bedient durch Kopfschmerzen, welche die schmerzsenden Blitze durch meinen Schädel schickten. Es fühlte sich an als wäre es mein Kopf gewesen, der mit einem knacken zu Boden gegangen war. Vorsichtig schlug ich die Augen auf und blickte in das sich langsam erhellende Zimmer. Mit einen Menge Konzentration war es mir möglich die Zahlen auf meinem Handy abzulesen, welches viel zu hell meine Augen verbrannte. 

Schutz des Allays // Wichtiger FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt