Draußen war es Eis kalt und ich vermisste sofort die Kuscheldecke, die nun wieder in Kayas Rucksack darauf wartete erneut genutzt zu werden. Der Marktplatz war voller kleiner Stände und der vertraute Geruch von gebrannten Mandeln und Zimt lag in der Luft. Von einem kleinen Zug drang klares Kinderlachen zu uns herüber und überall standen Bastellein aus Holz oder Gestein. Meine Hand griff nach Kayas und wir schlenderten dicht aneinander durch die Wege des Marktes. An einem Stand, der Faseln und selbst gemachte Kartoffelchips verkaufte stoppten wir. „Als wir noch Kinder waren hat man Max und mich nicht von hier weg bekommen, so sehr haben wir die Chips geliebt.", schwelgte ich in Erinnerung und erinnerte mich an all die Winter, in denen wir auf dem Weihnachtsmarkt waren. „Ich habe sie tatsächlich noch nie gegessen, aber es sieht sehr lecker aus." , meinte die 16 Jährige plump und dirigierte mich zu dem vergleichsweise großen Stand. Die Schlange war zum Glück nicht als zu lang und so dauerte es gerade einmal 10 Minuten, bis wir beide eine Tüte aus Zeitungspapier mit den goldenen Kartoffelscheiben in den Händen hielten. Gemeinsam schlenderten wir weiter und bogen ein paar Meter weiter nach rechts, wo ein kleinen Dorf aus Fellen und ähnlichem Aufgebaut war. Um ein Lagerfeuer saßen bereits einige Besucher , aber in einem der Tipis machte sich gerade eine Familie daran zu gehen, sodass Kaya und ich ihre Platze einnehmen konnten. So saßen wir da. Aßen die Chips, versuchten die Thermoskanne im Feuer auf zu wärmen und erreichten damit wohl nicht viel mehr, als dass diese kaputt gingen. Am liebsten hätte ich den Pauseknopf gedrückt und die Situation nie enden lassen, aber leider gab es diesen nicht. Kaya kuschelte sich an mich und gemeinsam konnten wir beobachten, wie die ersten Schneeflocken vom Himmel fielen. „Weiße Weihnachte, die hatten wir schon so lange nicht mehr." , murmelte ich und schaute ehrfürchtig in den Himmel. Die Glocke der Turmuhr spielte ihr Fanfaren Stück und die kleine Figur fuhr aus dem Dachfenster des alten Radhauses, in der Hand das golden scheinende Instrument. „Werden wir uns wieder sehen?", flüsterte meine beste Freundin traurig und sah mir aus verschleierten Augen entgegen. Ihr Haar zierte einzelne Schneestückchen, die sie funkeln ließen, als wären sie mit Pailletten besetzt. Auch auf mich fielen sie herab, immerhin hatte das Zelt ein Loch, damit der Rauch gefahrlos heraus schweben konnte, doch die Kälte schien fast schon angenehm, auch wenn meine Finge rund Füße taub waren. „Ich will hier nicht weg." Sie setzte sich gerader hin. „Das beantwortet nicht meine Frage." , beharrte sie auf einer Antwort. „Ich wünschte ich könnte dir sagen ich wäre morgen wieder an der selben Stelle, wie heute." Traurig blickten wir uns an. Es fühlte sich an wie ein Abschied für immer, denn auch wenn es das hoffentlich nicht war, so würde ich auf diese Schule gehe müssen, daran führte kein Weg vorbei. „Verspricht mir, dass du dir selbst treu bleibt und deinen Idealen." „Ich verspreche es dir, hoch und heilig." „Wirklich?" „Wirklich!" Eine Schneeflocke fiel auf ihre Oberlippe und schmolz sofort auf dieser. Meine Augen legte sich auf die Stelle, wo sie soeben verschmolzen waren. Schüchtern, ja fast schon liebreizend lächelten mich ihre perfekt roten Lippen an. „Weißt du eigentlich, wie wichtig du mir bist?", fragte Ich und nur Millisekunden später waren wir verbunden durch unsere Lippen, die federleicht auf einander lagen. Es war ein vorsichtiger Kuss. Mein erster noch dazu, also fehlte mir der vergleichstoff, aber ich dachte, es wäre das Gefühl der Wahren Liebe, was da durch meine Adern rauschte. Und in dem Moment, wo die Kirchenglocke leutete und den Heiligabend Gottesdienst verkündigte wurde ich weg gezogen. Meine Arme wollten sich nicht lösen. Hielten Kaya fest. Sie schrie auf. Bettelte darum, dass die Person mich los lies, doch sie war erbarmungslos. „Vergiss sie.", murmelte mein Bruder gefährlich leise zu mir. Und dann war es wie am Tag, als ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, nur dass es lange nicht so ruhig war. Und alle waren sie gegen mich. Drei Leute redeten laut auf mich ein. Und ich saß nur stumm dazwischen den Kopf gesenkt und dachte an Kayas Lippen auf meinen. Dieses berauschende Gefühl, während mir immer und immer wieder gesagt wurde, dass ich sie nie nie niemals wieder sehen würde. Da wirkte die Bescherung wie ein Schauspiel. Man spielte die Rolle der glücklichen Familie und das einmal nicht, weil unsere Eltern so taten, als würden sie sich nicht jede Minute streiten, sondern weil ich das Problem war. Ich war es, den sie alle anschreien wollten. So konnte ich mich weder über ein neues Handy, noch über Kopfhörer freuen. Viel zu sehr schmerzte die gesamte Situation. So verschwand ich schleunigst nach oben und schnitt an irgendeinem Video weiter, wobei ich so abgelenkt war, dass ich nicht einmal merkte, an welchem. Dem entsprechend gebrauchbar war dann auch, was ich fabrizierte, nämlich völlig unnutzbar. Und so lag ich einfach traurig in meinem Bett und schaue sehnsüchtig den Schneeflocken dabei zu, wie sie gegen das Fenster schlugen und die Nachbarschaft ganz langsam in eine hauchdünne Schicht aus Weiß hüllten. Und als ich am nächsten Morgen in die Küche kam saßen meine Eltern im Wohnzimmer und verrieten mir, ohne es zu wollen, ihren neuen Plan. „Sobald die Winterferien vorbei sind geht er auf die neue Schule." „Wir können nichts weiter riskieren." Also nahmen sie mir auch noch meine letzte Fluchtmöglichkeit, nämlich die Schule in der Zeit zwischen Ende der Winterferien und den Halbjahreszeugnissen. Es gab absolut keinen Ausweg mehr. Ich würde nicht mehr hier zu Schule gehen und das schon so bald nicht mehr. Vor allem würde man mich zu einem Zeitpunkt wechseln lassen, der außerhalb von allem war. Nicht zum Schuljahr und auch nicht zum Halbjahr, sondern irgendwo dazwischen. Ich sollte mich wohl ans Koffer packen gewöhnen. Hoffentlich verbot man dort keine PCs und ich hatte noch genügend Freizeit, sonst könnte ich das Streamen und Videos machen gleich vergessen. Weinte ich schon wieder? Nein. Ich weinte immer noch.
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Schutz des Allays // Wichtiger FF
FanfictionManchmal, da ist die Welt nicht so rosig. Das müssen auch Mikes Eltern, sowie sein älterer Bruder Max bemerken. Die Lösung? Ein Internat in einem anderen Bundesland um alles zu zerschießen, was die ach so rosige Zukunft ihres jüngeren Sprösslings ge...