Kapitel 9

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Nachdem Adrian mich mit einer Fertigsuppe von seinen Kochkünsten überzeugen wollte und ich diese auch etwas abschätzend gegessen hatte -sie schmeckte wie jede andere Tütensuppe, nur hatte sie durch sein nachwürzen etwas sehr viel Pfeffer Geschmack, da ihm die Mühle aus der Hand gefallen war- brachte er mich zum einem Gruppenraum. „Ich muss kurz Pissen", hieß es noch und schon stand ich allein in einem fremden Schloss -als hätte ich eines, welches mir nicht fremd war- von einer riesigen Tür, die so alt und verschnörkelt aussah, dass ich Angst hatte sie würde vor mir in tausende Einzelteile verfallen, sollte ich sie auch nur zu stark anblinzeln. So ein Spast, warum lies Adrian mich JETZT alleine? Von drinnen hörte ich ein wildes Stimmengewirr, weshalb es definitiv eine Ansammlung mehrerer Schüler sein musste, auf die ich mich eingelassen hatte. Schüchtern drückte ich die schweren Flügel auf. Die gewünschte Unauffälligkeit verfehlte ich allerdings, da das Dumme Ding knarzte und knirschte wie meine Mutter, wenn sie ihre Zahnschiene vergessen hatte. Jedes einzelne Augen Paar legte sich auf mich und ich stand nur da und schaute unsicher in die Runde. Der kleine Mike möchte bitte aus dem smallland abgeholt werden , dachte ich mir, wie ich verunsichert in der Tür stand und einen Ausweg suchte. Warum tat sich der Boden nicht auf? Scheiße war das unangenehm. „Ehm hi?" , piepste ich leise und bewegte mich weiterhin unsicher auf die Gruppe zu, die sich langsam wieder abwandte. Es waren um die 12 Jugendliche, wobei es deutlich mehr Jungen als Mädchen waren, die es sich auf Sofas und Sesseln gemütlich gemacht hatten. Zu meinem Glück knatzte die Tür in diesen Moment erneut und Adrian packte mich an der Schulter und zog mich auf ein freies Sofa. Das Sitzmöbel neben uns war frei und so hatten es sich neben mir und Adrian nur ein Mädchen und ein Junge bequem gemacht. Die beiden schienen ähnlich groß zu sein, wobei das sehr zierliche Mädchen außergewöhnlich lange Beine hatte. Der Junge neben ihr war kräftig gebaut und hatte etwas von einem möchte gern Bad Boy. Die selben weißblonden Haare, wie sie auch seiner Sitznachberin lang über die Schulter fielen, waren bei ihm eine typische kurz Haarfriseur, wie sie jeder andere Junge ihm Raum Nähe zu genauso hatte. Warum mein Blick gerade an den beiden ähnlich aussehenden hängenblieb wusste ich selbst nicht. Ihre Haarfarbe machte sie auffällig, dass war klar, aber mein Blick schien wie fest geklebt. "Mike, der Film, nicht die Black Geschwister." Oh stimmt, die anderen schauten ja auf dem großen Bildschirm im Raum gemeinsam Harry Potter. Keine Ahnung welcher Teil, denn ich hatte bisher kein bisschen davon mitbekommen. Geschwister also, hätte man sich fast denken können. Auch die Ironie mit ihrem Nachname konnte ich nicht leugnen, dass ich sie amüsant fand. Da ich ehrlich kein Interesse daran hatte einen Film zu sehen, von dem ich bereits einen Großteil verpasst hatte, beobachtete ich die anderen, welche hier mit mir saßen. Außer der Black Schwester waren es noch zwei weitere Mädchen. Eines mit einem dunkle braunen Zopf, welches so gebannt auf den Bildschirm starrte, dass ich tatsächlich kurz überlegte, ob die die Filmreihe das erste Mal sah. Und dann war da noch ein Mädchen, welches genauso wie ich wenig begeistert von der Bewegtaufnahme mit Ton auf dem Fernseher schien. Der Blick ihrer blau, grünen Augen wanderte scheinbar willkürlich durch den Raum und schien etwas zu suchen, was interessant war. Zumindest solange, bis ihr Blick den meinen traf. Sie warf die Pechschwarzen Haare, die bis zu den Schultern ihr filigranes Gesicht umrahmten, nach hinten und erhob sich. Die hohen Bots waren laut auf dem Paket. Brannten sich in einer einzigen Millisekunde in mein Gedächtnis ein. Sie war eine Schönheit. Die schwarze, halb durchsichtige Strumpfhosen harmonierte perfekt mit dem ebenso schwarzen Rock, der Knielang, bei genauerem Hinsehen ein Blumenmuster darstelltet, ihre zierliche Figur betonte. Das Top war bauchfrei und hatte an der unteren Narrt keinen Graden Abschluss, sondern verlief in Wellenform, wobei es nach vorne hin länger wurde. Das schwarz war bedruckt mit Zeitungsartikeln und einzelnen blauen Schmetterlingen. Rundum sie könnte genauso auf einer Beerdigung stehen, aber es sah umwerfend schön aus. Und dies Mädchen griff mich erneut und zog mich in die hintere Ecke des riesigen Raumes. Adrian kommentiere das ganze erst gar nicht, sondern schaute lieber weiter den Film, den auch er sicher schon mehrfach gesehen hatte. In diesem Teil standen einige Regale gefühlt mit CDs, aber gleichzeitig auch ein Billard- und zwei Kickertische. Das Ziel des schwarzen Mädchens, dessen Haut schneeweiß hervor stach, war allerdings ein anderes und so zog sie mich noch weiter, bis dass wir vor einem Aquarium standen, dass sie ganze riesige Wand bedeckte. "Hilfst du mir?" , Fragte sie, als ich nur verdattert zwischen ihr und dem Fischbehälter hin und her schaute. Irgendwie hatte ich bei ihr vieles erwartete, aber sich nicht, dass sie mich zu einem Aquarium schleifte um ihr zu helfen die Fische zu füttern und die Glasscheibe zu putzen. Sie schien es allerdings zu erfreuen die Fische zu pflegen und so folgte ich ihren präzisen Anweisungen und hörte bei ein Paar Fakten über aller Hand Fische, Amphibien und Insekten an. Es war interessant, aber ich kam nicht umher zu schmunzeln über die Kindliche Freude in den Augen des ungefähr gleich alten Mädchens, welches mir immer noch nicht einmal seinen Namen verraten hatte. Hinter uns wurde die Musik lauter und erste Gespräche setzen ein, bis ich meinen Namen hörte. „Mike, spielst du eine Runde Wahrheit oder Pflicht mit? Hier wollen dich Leute kennenlernen." , rief Adrian zu uns hinüber und ich wunderte mich gar nicht erst darüber, dass mich alle hier zu sich riefen und herum zogen. Scheinbar war es für alle ja normal so mit einander umzugehen, da wollte ich mich nicht einmischen. Ein Seiten Blick und ich setze mich erneut neben Adrian, wobei sich neben mir die Schwarzhaarige niederließ. „Mike, Wahrheit oder Pflicht." Ich saß noch nicht einmal richtig, da fragte mich einer der Jungen dies. „Ehm Wahrheit?" Ich war niemand, der gerne Pflicht nahm, vor allem wenn ich die anderen nicht einschätzen konnte, außerdem wollten sie mich doch kennenlernen, also war Wahrheit doch das schlauste. Es ging kein genervtes Stöhnen von den anderen aus, wie es kannte, wenn man in meiner alten Freundesgruppe Wahrheit nahm, stattdessen stellte mir der andere seine Frage. „Ok, fangen wir leicht an: wo kommst du her." Das war wirklich eine nette Frage. Daher fischte ich mir eine Schüssel mit den Resten vom Knabberkram vom Tisch. „Eine Kleinstadt in Hessen.", meinte ich locker und fragte dann in die ganze Runde: „Wie heißt ihr eigentlich alle?" Man hörte einige lachen, bevor sich jeder kurz mit Alter und Namen vorstellte. Allesamt waren sie älter als ich, bis auf Luis, der mit seinen 14 Jahren mit Abstand der jüngste war. „Meine Schwester, Maggi, hat irgendeine ansteckende Krankheit und deswegen wollten meine Eltern kein Risiko eingehen.", erklärte der Junge und zuckte traurig mit den Schultern. Da fühlte sich sicher nicht toll an, wenn man in einem Alter, wo Weihnachten noch etwa ganz besonderes war, diese Zeit nicht mit seiner Familie verbringen konnte, weil die kleine Schwester sich eine Grippe aus dem Kindergarten eingefangen hatte. Von allen anderen waren die Namen aus meinem Kopf, da hatten sie diese noch nicht einmal zu Ende gesprochen. Mein Namensgedächnis war unterirdisch. Auffällig war nur, dass keiner der Black Geschwister sich vorstellte. Da sie allerdings mit den anderen älteren befreundet waren schätze ich einfach mal, dass sie ebenfalls zwischen 17 und 20 Jahren alt sein mussten. Allgemein waren sie sehr ruhig, aber gerade dies machte sie so interessant. Alles, was ihre Lippen formten schien gut überdacht und das änderte sich auch nicht, als sie in weiteren Runden andere Fragen bekamen. Das meiste beantworteten sie nicht, oder nur knapp und überlegt. Ganz anders war Naira. Das Mädchen in schwarz, welches wie ich erfahren hatte 19 Jahre alt und in der Abschlussklasse war. Sie plapperte so vor sich hin, dass ich sie irgendwann einfach reden lies und manchmal ein *mhh* oder andere zustimmende Laute von mir gab. Es musste wohl um die Mitternacht sein, als ich in dem neuen Bett lag. Auf eine merkwürdige weise unendlich traurig rollte ich mich zusammen und roch an der Bettwäsche. Irgendwas in mir hoffte darauf einen fremden Geruch war zu nehmen, damit ich mir selbst sagen konnte, dass es mir fremd war in diesem Zimmer. Doch es ging nur ein angenehm Blumiger Duft davon aus, welcher vom Waschmittel stammen musste. Im Hintergrund brummte leise ein Kühlschrank und sonst war es einfach still. Kein Max, der noch länger vor dem PC saß und keine streitenden Eltern irgendwie vermisste ich in diesem Moment sogar das. Lange lag ich einfach nur da und lauerte auf ein Geräusch. Diese Stille schien schlimmer als es jeder fremde Klang hätte sein können. Mein Handy vibrierte neben dem Bett und ich griff nach dem viel zu hell leuchtenden Gerät. „Schlaf gut, Mike.", schrieb mir Max und dies schienen die Worte gewesen zu sein, welche ich gebraucht hatte. Meine müden Augen schlossen sich und der Atmen wurde flacher.
Gute Nacht Max

Schutz des Allays // Wichtiger FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt