Masche für Masche hacken sich Schlaufen zu einem Muster, bilden Blumen, Tiere und stricken sich zu einem Schall ähnlichen Gewebe, nur dass dieser nie endend zu seien schien. Helle Farben umringten fröhliche Motive, wie auch traurige -ein kleines Reh sprang über eine sanft bewachsene Lichtung verwuchert durch rosengestrüp, während darüber ein alter, beängstigender Wolf dem kleinen Kids auflauerte und es mit nur knapp einer klaffenden Wunde am hinter Leib davon schaffte-, doch sie alle umgab ein dunkler, kalter Rand, welcher die glücklichen wie auch unglücklichen Momente mit Dunkelheit überschattete.
In einem weiteren Teilabschnitt, an dem die urzeitlichen Finger den Faden sonst routiniert strickten gerieten die Nageln ins straucheln. Die Maschen lösten sich von den metallischen Nadeln -die darauf hin in einem grässlichen Klang auf einander prallten- Rutschten hinab und das dunkle Garn rollte davon in die unendlichen Weiten des nichts.
In tief schwarz endete das Muster in einem halb fertigen Totenkopf und begann langsam sich -durch den immer weiter fort rollenden Faden- auf zu ribbeln.
Niemand stoppte das Garn.
Niemand stickte weiter Maschen mit dem Faden des Lebens.
...Bereits vor Tagen hatte Kira gemeinsam mit mir die verbeulte Blech Dose mit einem Gemisch präpariert, welches explodieren würde, sobald mein Bunsenbrenner es berühren würde.
Das Fehlen der Chemikalien, welche jetzt neben Heftern und Mappen im Rucksack ruhten, schienen die Lehrer in der Sammlung gar nicht bemerkt zu haben.
Geschickt hatten wir uns eines Abends hinein gestohlen, als Professor Hedwig sich mit seinen liebsten Schülern an wilden Experimenten versuchte, bei denen es an ein Wunder grenzte, dass sie bisher niemanden das Leben oder ein paar Gliedmaßen gekostet hatten.
In dieser Zeit war die Sammlung nahezu unbeobachtet und dazu noch entriegelt, da jeder seiner Musterschüler sich frei bedienen durfte -die Schnösel wussten schon, was ihnen nicht die Frisur oder gleich das ganze Leben nahm.
Ideal für unser Vorhaben.So konnte ich am heutigen Tag im Chemie Unterricht sitzen und mich nur gedulden, bis das Warten endlich sein Ende finden würde. Bereits die vorangegangenen vier Stunden Mathe und Geographie waren die reinste Folterkammer gewesen, da zu viel von dem heutigen Tag abhin und schief gehen könnte.
Am Ende war es Wort wörtlich ein Spiel mit dem Feuer.
Mit den Nerven am Ende zitterte ich an allen Gliedmaßen, als unser Lehrer begann uns von einem Experiment zu berichten, welches er jährlich durchführte. Genauso, wie wir es vorher gesagt hatten. Der erste von vielen kleinen Sternchen und Steinen viel mir vom Herzen und ich musste ein erleichtertes Geräusch unterdrücken.
Ein wenig Magnesium anzünden war dabei zwar nicht das spannendste, allerdings war es ganz lustig, da Casper, mit welchem ich in diesem Kurs zusammen saß, es etwas mit der Menge übertrieb. Die Flammen hatten etwas faszinierendes an sich, fast als würde man an silverster den Himmel bestaunen und die Abertausend von Sternen dabei beobachten, wie sie von grellen, schreienden Feuerwerkskörper in den Schatten gestellt wurden. Ich filmte währenddessen eher Caspers spektakuläre Ergebnisse und konnte mich dabei nahe zu beruhigen. Trotzdem müssten die Videos unendlich verwackelt sein.Als mein Sitznachbar nach vorne ging, um sich neues Magnesium zu besorgen, ergriff ich die Chance endlich die Dose mit dem Gasgemisch hervor zu holen und -mit einem kleinen Seiten Blick, der mir versicherte, dass niemand in nächster Nähe stand- diese anzuzünden. Adrenalin raste durch meine Venen. Mein Atem ging schnell, fast zu schnell. Vor Aufregung tanzten Sterne vor meinen Augen, doch ich wusste sie würden gleich verschwinden. Wie hypnotisiert traten meine Füße von selbst zurück. Gerade noch so schaffte ich es mich einige Meter von der Konstruktion zu entfernen, als ein lauter Knall durch den Fachraum hallte. Hell wurde er erleuchtet. Alle Gesichter drehten sich zu dem Aufbau, welcher in einem Bogen hinauf flog und dabei eine brennende Spur hinter sich her zog.
Glücksgefühle keimten in mir auf. Fluteten meine eben noch mit Angst und Nervosität befahrenen Adern und zauberten mir ein strahlen in die Augen, welches so lange Versteck geblieben war. Mit diesem Knall hatte ein Großteil des Planes bereits funktioniert. Alles würde gut werden. Das hier war mein Happy End eingeleitet mit einer Blechbüchse und durch den hinterlistigen Verstand Kiras.
Über meiner Freude und die enorme Lautstärke, welche in dem kleinen Chemieraum ausgebrochen war, verschaffte sich eine Durchsage, welche dröhnend aus dem Lautsprecher in der Ecke des Raumes dran, Gehör in all dem All gebrochenen Lärm.
Alle Augen Paare im Raum legten sich auf mich.
Ich hatte nicht damit gerechnet, dass noch vorzeitig während meines ultimativen Plans mein Ziel erreichen würde.
In dieser kurzen Zeit -zwischen Explosion und Durchsage- hatte ich es nicht geschafft die Deo Dosen an ihren vorgesehenen Ort abzulegen. Doch der einfache Hand griff war mir nicht möglich, da mir die Worte der durchsage langsam klar wurde. „Mike Wichtiger, bitte in das Büro des Direktors kommen. Ich wiederhole! Mike Wichtiger, bitte auf der Stelle im Büro des Direktors einfinden!" , wiederholte die Sekretärin noch ein zweites Mal, als würde nicht ihre Wiederholung bereits Grund genug gewesen sein, dass selbst zu mir ihre Aussage durch gesickert wäre.Vollkommen aus dem Konzept gebracht wusste ich nicht, was ich nun tun sollte, allerdings blieb mir eh nichts anderes überig, als schleunigst den Klassenraum zu verlassen, wie es nun auch mein Lehrer mir aufdrängte, und zum Büro des Direktors zu eilen. Dabei durfte ich mir nicht anmerken lassen, wie gerne ich freudestrahlend durch die Flure springen würde.
Hatte ich es wirklich geschafft? Hatte nur die Explosion bereits gereicht um endlich nach Hause kommen zu dürfen. Um weg von hier zu sein. Wieder legte sich bei diesem Gedanken auch Traurigkeit, welche ich allerdings zu verdrängen versuchte, in mich . Ich hatte mein Ziel erreicht und doch war jegliche Freude daran von hier zu verschwinden innerhalb von Sekunden verpufft wie das Magnesium in der Flamme. Nur weit weniger hübsch und weit mehr schmerzhaft.
Irgendwie war trotz all meinen Zweifeln das Internat mein Zuhause geworden. Eines in dem ich mich wohl fühlte, Freunde gefunden hatte und mit niemandem zu streiten hatte, außer Lehrern, bei denen es bloß um Belustigung meiner Seits ging.
Mich hatte es nicht mal interessiert wie es meinen Eltern zuhause ging. Ab und an hatte ich mit meinem Bruder telefoniert, doch auch dort interessierte nur er mich, nicht meine Eltern. Mein anfängliches Unwohlsein war Vergangenheit -bloß eine Sache von einigen Tagen, vielleicht einer Woche.Ehrlich traurig klopfte ich zart an der Tür des Büros. Vermutlich kaum hörbar. Mein Herz pochte, sowie es nur wenige Minuten zuvor wild gehämmert hatte, als ich bereitwillig die Dose angezündet hatte, um genau hier zu landen. Und doch war ich in keiner -in absolut keiner- Welt darauf vorbereitet, was hinter der Tür auf mich wartete. Nichts hätte mich darauf vorbereiten können und nichts könnte mich mehr davor bewahren. Weder irgendein weiteres Handeln von mir, noch das beschissene Tattoo an meinem Arm. Der Allay sollte mich beschützen, doch brachte er mir nichts außer Schmerz. Nichts in mir wollte und konnte eintreten. Alles wie versteinert. Nichts weiter als ein Eiszapfen. Leblos und kalt.
...
Niemand hielt die große Schere davon ab eiskalt durch die Fasern zu schneiden.
Das Garn zu durchtrennen und ein unvollendetes Muster niemals zu beenden.
Niemand tat etwas gegen diese Ungerechtigkeit.
Gegen das Unrecht, während in diesem Moment geschah.
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Schutz des Allays // Wichtiger FF
FanfictionManchmal, da ist die Welt nicht so rosig. Das müssen auch Mikes Eltern, sowie sein älterer Bruder Max bemerken. Die Lösung? Ein Internat in einem anderen Bundesland um alles zu zerschießen, was die ach so rosige Zukunft ihres jüngeren Sprösslings ge...