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Was vor mir lag war ein Friedhof, ~ der Hof des Friedens. ~

Grabsteine verschiedener Größe, Form und Farbe. Sonnenstrahlen, die durch das grüne Blätterdach fielen und ein verträumtes Lichtspiel auf ihnen erschufen. Alte Bäume, von Efeu umschlungen. Still blickte ich nach vorne. Die Gedanken des Alltags traten für den Moment in den Hintergrund. Voll und ganz war ich jetzt hier.

Dieser Ort hatte etwas, was ich unmöglich mit Worten fassen konnte. Und wenn ich es trotzdem hätte beschreiben müssen, dann hätte ich es mit den Worten »friedvoll« und »heilig« getan.

          Friedvoll, friedlich, Friede.

          Heilig, heilsam, heil.

Mit geschlossenen Augen atmete ich all diese Eindrücke ein. In mir breitete sich eine Ruhe aus, wie ich sie bisher nur hier gespürt habe. Eine vollkommene Ruhe.

Ich ging langsam zwischen den Gräbern hindurch.

All die Menschen, denen man hier zu gedenken einen Raum geschaffen hatte. All die Menschen, die hinter ihnen standen, ihre Erinnerung bewahrten. Sie vermissten.

          Unvergessen.

          In Liebe und Dankbarkeit.

Kalte Steine, blühende Blumen, leuchtende Kerzen.

Namen, Lebensdaten, ein letzter Gruß. Wird das alles sein, was bleibt? Ein Name unter Millionen?

Meine Augen blieben an einer Innschrift hängen.

»Deine Schritte sind verstummt. Doch die Spuren deines Lebens bleiben.«

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Unmittelbar stand ich vor dem Grab meiner Mutter. Der Grabstein, den man ihr gewidmet hatte, hatte die Farbe eines sanften verträumten Abendrots mit einer Maserung, die Orange und Beige auf leichten Wellen dahintrug. Ein frischer Strauß mit Wildblumen schmückte ihr Grab.

          In gewisser Weise ist dies hier nun dein irdisches Zuhause, Mama.

Vielleicht war es gefährlich, so zu denken. Doch an dem Ort, den ich vor ein paar Wochen noch unser Zuhause genannt hatte, fehlte sie mir nur. Hier jedoch, hier konnte ich ihr näher sein. Hier konnte ich ungestört meine Gedanken mit ihr teilen. Hier konnte ich meine Gefühle freien Lauf lassen. Hier konnte ich bei ihr sein. Hier, auf dem Hof des Friedens.

Andächtig fuhr ich mit dem Finger die Konturen ihres Namens nach.

          R. I. P., Mama. Ruhe in Frieden.

Ich merkte, wie die Welt um mich herum verschwand. Die klaren Konturen lösten sich auf. Farben vermischten sich, während eine Träne auf ihr Grab fiel.

Ein leichter Windzug fuhr über meine Haut, leicht, wie eine Feder. Ein Gruß des Himmels. Ich hob den Kopf und betrachtete den Himmel über mir. Blau und grün und weiß gingen ineinander über. Die Sonnenstrahlen wärmten mein Gesicht, als wollten sie meine Tränen trocknen. Es war, als flüstere mir jemand zu:

»Das Schönste, was ein Mensch hinterlassen kann, ist ein Lächeln im Gesicht derjenigen, die an ihn denken.«

𝐻𝑜𝒻 𝒹𝑒𝓈 𝐹𝓇𝒾𝑒𝒹𝑒𝓃𝓈Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt