[Vier] - Im Wandel

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Bereits um sechs in der Früh sitze ich am Schreibtisch in meinem Büro bei CaddySign und gehe all die E-Mails durch, die seit Freitagnachmittag in mein Postfach geflogen sind, gehe aktuelle Aufträge durch und bereite anschließend alles für das heutige Meeting vor, das wir jeden Montag führen, um über die Wochenplanung zu reden. Würde ich später anfangen, würde ich die ganzen Aufgaben, die montags anstehen, gar nicht bewältigt bekommen, weil ich bereits um 15 Uhr wieder los muss, um die Kinder von der Schule abzuholen.

Nach dem ereignisreichen Wochenende war mein Schlaf deutlich zu kurz und entsprechend müde bin ich jetzt.
Zuerst Ians Geburtstag am Samstag, den er selbst als 'kleinen Umtrunk' bezeichnet hatte. Von wegen klein. Erst spät in der Nacht - beziehungsweise früh am Morgen - habe ich die Bar verlassen, weil es einfach viel zu schön gewesen ist, um früher zu gehen. Ich wusste, ich würde es am nächsten Morgen bereuen, aber die Stimmung war so wunderbar ausgelassen, ich wollte diese Energie, die mich durchströmte, mitnehmen, weil es mir gut tat.
Und weil es Ians Geburtstag war, kam auch eine Jolene nicht drum herum, ein paar Lieder zum Besten zu geben, weshalb ich ohnehin gefesselt war. Egal wie die Umstände unserer Beziehung sind, aber ihre Stimme hält mich nach wie vor gefangen.
Dann war da noch Riley, die sich nicht scheute, den musikalischen Auftritt ihrer Mutter mit einer super süßen Tanzeinlage zu begleiten. Niemand hätte in diesem Moment einfach gehen können, während unsere Neunjährige eine so wunderbare Choreographie hinlegte. Sie hörte auch dann nicht auf, als die Musik nur noch aus den Boxen drang.
Ein weiterer Grund, warum ich nicht frühzeitig gehen konnte und wollte, war Jolene selbst. Mit Sicherheit hat uns der Alkohol lockerer und entspannter gemacht, und doch war an diesem Abend plötzlich wieder diese Magie da, die ich im letzten Jahr so sehr bei ihr vermisst habe.
Zuerst habe ich mich geweigert und wollte nicht mit ihr tanzen, aber als ich dieses gewisse Funkeln und den verloren geglaubten frechen Blick sah, konnte ich ihr nicht länger widerstehen.
Sie legte ihre Hände auf meine Hüften, zog mich dicht an sich und führte mich passend zum Takt; ihr feuriger Blick unaufhörlich in meine Augen gerichtet. So intensiv, dass ich weder merkte, wie wir uns näher kamen, noch dass ich die Innigkeit zwischen uns hätte verhindern können, oder gar wollen.
Diese Leidenschaft in unseren Küssen ist so selten geworden, da möchte ich jeden dieser Momente genießen und in mir aufsaugen, als müsste ich mir ein Polster für schlechte Zeiten anlegen.
Den ganzen Abend war sie an meiner Seite und es tat so unglaublich gut, ihren Arm um mich zu haben und ihren Körper an meinem zu spüren, während wir uns fröhlich und angeregt mit den anderen kreuz und quer über den Tisch unterhielten. Momente wie diese lässt niemanden erahnen, durch welch' eine schwere Zeit wir gerade gehen.
Nicht nur mir hat dieser Abend gefallen; auch Jolene und den Kindern. So war es naheliegend, wo ich die Nacht verbringe. Nämlich bei meiner Familie. In unserem Haus. Genau genommen im Bett mit meiner Frau.

Die Verabredung mit Tristan war vollkommen aus meinem Gedächtnis verschwunden und kehrte erst dann zurück, als mich mein vibrierendes Handy aus dem tiefen Schlaf riss.
Zu seinem Leidwesen habe ich diese Verabredung wieder verschoben, weil ich mich einfach noch nicht in der Lage dazu fühlte, Auto zu fahren. Abgesehen davon lag Jolene immer noch neben mir; ihre weiche und warme Haut an meiner. Diese Momente würde ich dann auch nicht mal gegen die wunderschönen Korallenriffe tauschen wollen.
Auch den Abend mit Naddy konnte ich erfolgreich absagen. Und das auch nur, weil Jolene der einzige Grund ist, den Naddy als Absage akzeptiert.
Da Chester mit seinen Schwestern das Haus verlassen hatte, um Jolene und mir Zeit alleine zu geben, haben wir diese Zeit auch ausgiebig genutzt.
Anschließend haben wir den restlichen Tag mit unseren Kindern verbracht.
Als jene dann im Bett waren, machten wir uns einen schönen Abend mit Cocktails, die Jolene für uns zubereitete.
Ich wusste, auch das würde ich am nächsten Morgen bereuen, aber das würde es mir wert sein, weil ich solch ausgelassene Momente mit ihr niemals bereuen werde.

Jolene (+ Love)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt