Es ist gar nicht so einfach, von zu Hause aus zu arbeiten, wenn man Handwerker im Haus hat, die sich endlich um das riesige Loch in unserem Schlafzimmer kümmern und eine neue Wand samt Fenster einbauen.
Und dann gibt es da noch die Kinder, die jetzt Ferien haben und nicht immer unbedingt wissen, was sie tun sollen.
Wobei Chester mit seinen Jobs beschäftigt ist und sich auch richtig anstrengt, weil er nicht die gesamten Ferien damit verbringen will und so schnell wie möglich das Geld zusammen bekommen möchte.
Quinn ist eigentlich auch sehr einfach, weil sie ansich sehr genügsam ist. Sie hat keine Probleme damit, sich mit sich selbst zu beschäftigen und etwas zu malen, auf ihrem Keyboard zu spielen, oder ihrer Geige. Sie kann auch ohne Probleme für eine längere Zeit auf meinem Schoß oder neben mir sitzen und mir bei der Arbeit zusehen.
Nur Riley ist anstrengend, weil sie sich langweilt und nicht so recht weiß, wohin mit ihrer Energie. Sämtliche Vorschläge werden abgelehnt. Und wenn Riley nicht weiß, was sie tun soll, ist sie frustriert und wenn sie frustriert ist, kann sie wirklich ungenießbar werden.
Erst nachdem sie den halben Tag damit verbracht hat, wegen ihrer Langeweile pausenlos herumzunörgeln, schnappt sie sich ihr Skateboard und verlässt das Haus. Endlich kehrt Ruhe ein.
Danach verschwindet auch Quinn nach oben. Vermutlich nutzt sie jetzt die Chance, sich mit dem Kaninchen zu beschäftigen, weil Riley ihr das nicht so ohne weiteres erlaubt. Das einzige, was Quinn in deren Beisein darf, ist den Käfig zu reinigen und dem Tier frisches Futter und Wasser zu geben. In der Zeit kuschelt Riley mit Bob. Nur wenn sie nicht da ist, hat Quinn die Möglichkeit, auch mit Bob zu kuscheln.Mit dem Headset auf dem Ohr gehe ich in die Küche. Im Vorbeigehen greife ich mir vier Orangen aus dem Obstkorb, der auf der Kücheninsel steht und gehe zu der Anrichte, auf der unsere Saftpresse steht. Ich befinde mich gerade mit Naddy, Izzy, Sharleen und Sasha in einer Besprechung, um über die Verteilung der kommenden Aufträge zu sprechen. Nicht nur BNS mit der Marketingabteilung in unserem Haus ist ein großer Kunde mit vielen Aufträgen, auch externe Firmen nehmen unsere Dienste in Anspruch. Naddy und ich können wirklich nicht darüber klagen, wir sind stets gut ausgelastet. Aber aktuell kommen wir wieder an einen Punkt, an dem wir mit unseren Ressourcen jonglieren müssen, und wir müssen uns jetzt überlegen, ob wir neue Aufträge abblocken, oder wieder Geld für neues Personal in die Hand nehmen. Neues Personal bedeutet aber auch eine personelle Umstrukturierung im gesamten Unternehmen.
Nie hätten Naddy und ich je gedacht, dass CaddySign so wachsen würde und wir uns regelmäßig mit Personalengpässen konfrontiert sehen müssen. Jolene ist daran nicht ganz unschuldig, denn wegen BNS mit über dreißig Sub- und Tochterunternehmen, sowie einer Marketingabteilung, die dank meiner Mutter sehr gutes Marketing betreibt, können wir uns vor Aufträgen kaum retten.
Jolene wollte ja sogar, dass wir unser Angebot auch außerhalb der Staaten nach Europa ausweiten. Ich glaube ihr, wenn sie sagt, CaddySign würde das spielend einfach schaffen, aber ich möchte nicht durch die Weltgeschichte reisen und sämtliche Standorte koordinieren. Vor allem, weil ich nicht ständig von meiner Frau und meinen Kindern getrennt sein möchte. Es reicht schon, dass Jolene ständig irgendwo herum reist, da müssen unsere Kinder nicht auf uns beide verzichten sollen.
Erst am Wochenende war Jolene wieder für zwei Tage für BNS in Kalifornien unterwegs und hat deshalb ein Baseballspiel von Chester verpasst. Sie war nicht mal dort, um sich um eines ihrer Unternehmen zu kümmern, sondern um ein weiteres unter ihren Schirm zu ziehen.Bevor ich mich aber wieder in meinen Gedanken verheddere und mich aufrege, atme ich tief durch und konzentriere mich auf das Gespräch mit den Mädels.
»Vielleicht wäre es auch mal Zeit für einen Mann in der Führungsebene«, sagt Naddy.
»Für die Quote?«, fragt Sharleen amüsiert und erhält von Naddy ein freches Gackern als Antwort.
»An wen denkst du da? Honey? Nick?«, frage ich nachdenklich. Beide wären lange genug bei CaddySign, beide kennen die Projekte und auch unsere Philosophie.
»Ich rede von Männern, Cait. Menschen mit Testosteron und Bartwuchs«, antwortet Naddy. »Honey hat noch nie dazugehört und Nicole gehört jetzt auch nicht mehr dazu.« Naddy betont den Namen, um mich darauf aufmerksam zu machen. Ich muss mich immer noch daran gewöhnen, dass Nick kein Nick mehr ist, sondern jetzt Nicole genannt werden möchte. Und mir fällt es auch nur schwer, weil er ja immer noch ein Mann ist. Er hatte keine Geschlechtsanpassung, nimmt keine Hormone und seine Stimme ist nach wie vor dunkel. Außerdem kleidet und schminkt er sich nicht so extrem, wenn er im Büro ist und man erkennt deutlich seine männlichen Züge; aber ich weiß, abends macht er als Drag Queen die Bars unsicher. Geschminkt und gestylt erkennt man nicht mal im Ansatz, dass er eigentlich ein Mann ist.
Honey hingegen ist einfach vom Typ her sehr feminim. Klein, zierlich und mit verhältnismäßig heller Stimme. Einen Bart trägt er keinen, weil dieser nicht wirklich bei ihm wächst. Wenn er sich mal nicht rechtzeitig rasiert, kann man erkennen, dass ihm maximal nur ein unregelmäßiger Flaum wächst und deshalb eher wie ein gerupftes Huhn aussieht.
»Dann bleibt nur noch Travis.« Denn mehr Männer haben wir nicht, die schon länger bei uns angestellt sind und denen ich eine Führungsposition zutrauen würde oder gar möchte.
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Jolene (+ Love)
Romance{Teil 4 von 'Jolene'} Nicht immer meint es das Schicksal gut und spielt einem übel mit. Dies müssen auch Jolene und Cait erfahren, deren Beziehung nach fünfzehn Jahren ins Wanken gerät. Der Liebe wegen entscheiden sie sich für einen Schritt, mit dem...