Abschied

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Abschied

Ihr war warm. Etwas Schweres umfing sie. Eine ganze Weile ließ sie sich in der Wärme treiben, bevor sie ihre Umgebung stärker wahrnahm. Als Erstes erfasste Lucy das stetige Pochen unter ihrem Ohr. Danach merkte sie, wie ihre Unterlage sich leicht auf und ab bewegte. Probeweise rieb sie ihre Nase daran. Es dauerte peinlich lange, bis sie darauf kam, dass sie auf jemanden lag. Die Augen aufreißend wollte sie hochschießen, als der Schmerz im Kopf explodierte und sie sich wieder auf den Oberkörper sinken ließ. Stöhnend hielt sie sich den Kopf. „Oh fuck. Nie wieder Alkohol." Jammernd hielt Lucy sich den schmerzenden Kopf. Ein leises Lachen drang ihr ans Ohr und jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Vorsichtig lugte sie durch die Finger nach oben. „Oh Gott sei Dank. Du bist es Pinkie", stieß sie erleichtert aus und ließ sich wieder auf seine Brust sinken. Bequem ruckelte sie sich zurecht und genoss die Wärme des Körpers unter ihr. Seine Arme lagen um ihren Körper und hielten sie fest an ihn gedrückt. „Sollte ich jetzt beleidigt sein?", kam es belustigt von dem Mann unter ihr. „Im Gegenteil. Ich bin erleichtert, dass du es bist und nicht irgendjemand ... anderes. Aber sag mal, wo sind wir? Das ist nicht mein Haus." Ihre Augen wanderten über die Wände, die sie aus ihrem Blickwinkel sehen konnte. Ihr Kopf pochte unangenehm und ihr war leicht übel. „Wir sind auf meinem Schiff. Als du auf meinem Schoß eingeschlafen bist, natürlich nicht, ohne meine Brust als bestes Kissen überhaupt zu erklären, habe ich dich mit zu mir genommen." Wieder lachte Doflamingo unter ihr leise los. Stöhnend massierte sie sich den Kopf. „Ich hätte nicht so viel trinken sollen", jammerte sie an seiner Brust. Sanft wurde ihre Hand beiseitegeschoben, als seine langen Finger mit leichtem Druck anfingen, über ihren schmerzenden Kopf zu massieren. Lucy stöhnte leicht auf und streckte sich auf ihm aus. „Das tut gut. Ich hätte wirklich nicht so viel trinken sollen", stellte sie fest. „Aber dann wäre es nicht so lustig gewesen. Ich fand es sehr unterhaltsam, wie du mich als dein Kissen behandelt hast." „Klappe Pinkie", zischte sie ihn an. Da entfernte sich seine Hand von ihrem Kopf. Panisch griff sie danach und legte sie wieder auf ihren Kopf. Sie jammerte und entschuldigte sich. „Es tut mir leid. Du bist das größte und beste und Bestriechende Kissen auf der Welt. Bitte mach weiter." Leise lachte er los, kam ihrer Bitte aber nach. Seine Finger fingen wieder an, ihren Kopf zu massieren. Genüsslich stöhnte sie wieder und ließ sich treiben. Sie genoss seine Finger auf ihrem schmerzenden Kopf. „Du machst das so gut. Kann ich dich behalten?" Wieder lachte er belustigt los. „Wir sollten so langsam aufstehen. Frühstück ist bestimmt schon fertig."„Nein", jammerte Lucy und klammerte sich an ihm fest. „Es ist gerade so gemütlich. Und du bist so schön warm." Pinkie lachte noch stärker unter ihr und versuchte, sie vorsichtig wegzuschieben. Sie klammerte sich fester an ihn und meckerte protestierend. „Na gut, dann eben anders", kam es von ihrer Unterlage belustigt. Auf einmal drückte sich sein Oberkörper hoch, so dass sie auf seinem Schoß saß. Sie versuchte, ihre Beine hinter seinem Rücken zu verhaken und hielt sich an seinem Nacken fest. Plötzlich stellte Doflamingo sich mit ihr hin, als ob sie nichts wiegen würde. Lucy rutschte an seinem Nacken ab und glitt seinen Oberkörper langsam hinunter Richtung Boden. Sie glitt an seiner Brust, über seinem Sixpack hinunter. Untenrum trug er nur seine Boxershorts. Seine Mitte zu seinen Beinen glitt sie genauso weiter runter und konnte unter der Boxershorts alles fühlen, was ihn aber nicht zu stören schien. Als sie endlich auf den Boden saß, trat er aus ihrer Umklammerung heraus und grinste auf sie hinunter. Seine Sonnenbrille versteckte weiter seine Augen. Murrend beobachtete Lucy ihn, wie er in seine Hose stieg und ein Hemd anzog. Allerdings ließ er es wieder offen, sodass weiterhin sein trainierter Oberkörper zu sehen war. Mit einem Ächzen erhob Lucy sich und taumelte auf ihren Beinen. Als sie den ersten Schritt ging, prallte sie schmerzhaft mit ihrer Schulter an die Wand der Kajüte. „Aua!" Zischend rieb sie sich ihre geprellte Schulter. Sie war immer noch nicht richtig wach. Wieder lachte Pinkie sie aus. Leise meckernd beschwerte sie sich bei ihm. „Du du... du gemeiner Mensch. Wie kannst du nur über meine Schmerzen lachen. Du du... Du ... Verdammt, mir fällt nicht mal eine Beleidigung ein. Ich bin zu müde, ich will Kaffee", beschwerte sie sich weiter. Sein Lachen wurde lauter. Plötzlich verlor sie die Beine unter den Füßen und fand sich auf den Armen von Pinkie wieder. Verschlafen blinzelte sie zu ihm hoch, um in sein breit grinsendes Gesicht zu sehen. „Dann werde ich dich wohl tragen müssen", kam es nur amüsiert von dem Riesen. Hochnäsig antwortete sie ihm. „Tu das, vielleicht verzeihe ich dir dann, mich aus deinem Bett von meinem neuen Lieblingskissen geworfen zu haben." Alles, was sie für ihre Aussage erntete, war ein erneutes Lachen von dem großen Mann. Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie ihn beim Lachen beobachtete. Sie legte ihre Arme um ihn und ließ sich zum Frühstück tragen. Der Tisch war so, wie alles um sie herum, riesig. Die beiden Offiziere aus der Bar waren auch da und hingen auf ihren Sitzen mehr, als das sie darauf saßen. Doflamingo nahm auf einen großen Stuhl an der Kopfseite Platz, ließ sie aber nicht runter, sondern drehte sie nur zum Tisch und legte ihr eine Hand auf den Bauch. Lucy störte sich nicht daran und rutschte nach hinten auf seinem Schoß und lehnte sich an seinen breiten Oberkörper. „Guten Morgen", begrüßte sie die beiden an dem Tisch. Ein unverständliches Brummen erscholl, was wohl eine Erwiderung sein sollte. Suchend sah sie über den Tisch, ehe sie ihr Lebenselixier entdeckte. Frech kniete sie sich auf Pinkies Beine und beugte sich nach vorne über den Tisch. Die Kanne greifend, schenkte sie in seine große Tasse Kaffee und schnappte sich die vom nächsten Platz und füllte diese auch. Dann nahm sie die Tasse in die Hände und ließ sich wieder langsam nach hinten auf seinen Schoß gleiten. Als sie sich wieder mit dem Rücken an ihn lehnen konnte, zog sie die Beine bequem an und nahm den ersten Schluck. Lucy schloss die Augen und genoss den Geschmack des Kaffees. Gleich noch einen Schluck nehmend, fiel ihr Blick zum ersten Mal auf ihr Oberteil? Was hatte sie da an? Bei genauer Betrachtung war es ein riesiges Shirt, das anscheinend Doflamingo gehörte und ihr bis zu den Knien ging. Am Hals war es so groß, dass es ihr gerade über eine Schulter rutschte und diese freilegte. Prüfend fasste sie sich an die Brüste. Auf einmal raunte Pinkies Stimme an ihr Ohr. „Keine Angst, kleines Vögelchen. Die Unterwäsche habe ich dir gelassen." Ein prüfender Blick zu ihm nach oben zeigte ihr, wie er dreckig zu ihr herunter grinste. Schnippisch antwortete sie ihm. „Du bist zu gütig. Pass auf, sonst wirst du noch als nett und freundlich bezeichnet." Pinkie kicherte hinter ihr und machte sich ein paar Brötchen fertig. Frech klaute sie ihm eine Hälfte mit Käse und aß es langsam auf. Seine Hand legte sich wieder um ihren Bauch und hielt sie fest, während er sein eigenes Frühstück aß. Zum Schluss trank sie langsam den Kaffee aus und klaute Pinkie seine halbvolle Tasse aus der Hand und leerte diese auch noch. „Du weißt schon, dass das mein Kaffee war?", kam es auch schon von dem Mann. „Natürlich weiß ich das, Pinkie. Und die Betonung liegt auf dem Wörtchen war." Frech grinste sie diesmal zu ihm hinauf und zwinkerte ihm zu. Ein leichtes Grinsen lag auf seinen Lippen, was ihr zeigte, dass er es ihr nicht übel mnahm. Er rückte vom Tisch weg und Lucy hüpfte von seinem Schoß. Als er sich erhob und zur Tür ging, schnappte er nach ihr und schon trug er sie wieder auf seinen Armen. Diesmal saß sie aber auf einem Unterarm und schlang die Arme und Beine um ihn. Entspannt legte Lucy den Kopf an die Kuhle zwischen Hals und Schulter und zog seinen ganz eigenen Duft in ihre Lungen. Er roch nach Moschus, männlich und herb. Aber auf eine angenehme Weise, dazu noch die Note die so ganz seine war. Zurück in der Kajüte ließ er sie wieder hinunter. „Pinkie, darf ich dein Bad benutzen?" Nickend zeigte er auf eine Tür, ehe er sich an seinen Schreibtisch setzte. Schnell ging sie hinein. Das Bad war riesig. Der Spiegel hing weit über ihr, aber ans Waschbecken kam sie heran. Alles in diesem Raum war größer und auf die Bedürfnisse des Kapitäns angepasst. Als sie aus dem Bad herauskam, suchte sie ihre Klamotten. Diese fand sie zusammengefaltet auf einem Stuhl. Schnell zog sie sich das riesige Shirt über den Kopf und zwängte sich in ihre eigene Kleidung. Dass Pinkie sie dabei beobachtete, dessen war sich Lucy genau bewusst. Aber er hatte sie eh schon die Nacht davor ausgezogen, also sah er nichts Neues. Kein Grund, auf einmal falschen Scham zu entwickeln. Der Geruch ihrer eigenen Kleidung stieg ihr in die Nase. Es roch nach Alkohol und Rauch. „Ich muss dringend duschen und brauche neue Klamotten", stellte sie angeekelt fest. Sie drehte sich zu Pinkie und sah ihm in sein Gesicht. Leider waren seine Augen immer noch von der Brille verdeckt. „Ich würde dann losmachen." Nickend stand der Mann auf und führte sie aufs Deck. Nach den ganzen Gängen zu urteilen, war das Schiff riesig. Irgendwann kamen sie auf dem Deck raus und gingen auf die Rampe zu. Lucy stieg auf die Rampe und drehte sich zu Pinkie um. Kurz rang sie mit sich, bevor sie ihn doch fragte. „Wann wollt ihr weitersegeln?" Er stand vor ihr und schaute auf sie herab. Obwohl sie auf der Rampe stand, überragte er sie immer noch. Seine ruhige Stimme erreichte sie. „Wir werden heute Abend auslaufen."Traurig sah sie auf den Holzboden, ehe sie aus einem Impuls heraus die Arme um ihn schlang und ihn kräftig umarmte. Ruhig formulierte sie ihre Gedanken. „Danke für den schönen Tag gestern. Und danke, dass du meinen Zustand nicht ausgenutzt und auf mich aufgepasst hast, Pinkie. Das bedeutet mir viel." Einen Moment standen sie so, ehe sich seine Arme um sie legten und er sie an seinen Körper drückte. Als sie sich von ihm löste und in sein Gesicht hinaufschaute, konnte sie eine gewisse Trauer nicht mehr leugnen. „Pass bitte auf dich auf." Damit löste sie sich und ging von dem Schiff runter. Der Weg nach Hause kam ihr noch nie so lang vor.

Der Weg ist das Ziel (Überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt