Brudertreff

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Brudertreff

„Aufwachen, Liebes!"

Lucy brummte und kuschelte sich noch tiefer in die Wärme. Sie rieb ihr Gesicht an der weichen Unterlage unter ihr. Ein stetiges Ruckeln ließ sie irritiert innehalten, als sie das leisen Kichern bewusst wahrnahm. Verpeilt hob sie den Kopf und blinzelte. Nur langsam checkte Lucy, das Pinkie sie geweckt hatte und seine Finger über ihre Haut streichelten. Brummend legte sie den Kopf wieder auf seine Brust ab und genoss seine Aufmerksamkeit.

„Liebes, du musst aufstehen. Schließlich kommt dich dein Bruder abholen."

Müde stützte sie sich mit ihrem Kinn auf seiner Brust ab und schaute ihn an. Er hatte ein liebevolles Lächeln im Gesicht. Langsam ließ sie den Blick über sein Gesicht wandern, bevor sie an seiner Brust hochrobbte, bis sie ihre Stirn an seinen Hals vergraben konnte.

„Wieso bist du schon wach?" gähnend vergrub sie ihre Hände in seine Haare und fuhr mit den Fingerspitzen sanft über seine Kopfhaut. Er kicherte wieder, als er seine Wange an ihren Kopf legte. Seine Finger fuhren weiter über ihren Körper und lösten einen Schauer nach dem anderen in ihr aus.

„Mit dir bei mir ist mein Schlaf tief und erholsam."

Lucy schmolz bei seinen Worten dahin. Müde hob sie den Kopf und schaute ihn an, bevor sie ihm einen sanften Kuss auf die Lippen gab. Sie wurde an seinen Körper gezogen und beendeten den Kuss. Liebevoll streichelte sie ihm über die Stirn über die Wange hinunter. Den Bügel seiner Sonnenbrille folgte sie mit ihren Fingerspitzen bis zu seinem Ohr. Sie war versucht, die Sonnenbrille abzunehmen. Bei dem liebevollen Lächeln auf Pinkies Lippen entschied sie sich spontan anders. Lucy beugte sich noch mal vor und legte ein weiteres Mal ihre Lippen sanft auf seine, bevor sie sich erhob.

Seit einer Weile saß sie schon mit ihrem Bruder auf der Wiese und knüpfte neue Blumenkränze. Mit dem fertigen Kranz in ihrer Hand stand sie auf und stellte sich hinter ihrem Bruder. Vorsichtig setzte sie ihm die Blumenkranz auf den Kopf und zupfte seine Haare zurecht.

„Du hast dich wirklich nicht verändert, Schwesterherz."

Sie hörte das Lächeln in seiner Stimme und umarmte ihn von hinten.

„Ich bin so froh, dass du lebst." flüsterte sie an seine Schulter. Vorsichtig drehte Colirama sich zu ihr um und zog sie auf seinen Schoß.

Eine Weile saßen sie da und schwiegen.

„Als ich dich in Flammen aufgehen sah, das war der schlimmste Moment in meinem Leben. An dem Tag bist nicht nur du gestorben, sondern auch ein Teil in mir." Sie versank in Gedanken an ihre Flucht, ihre Augen wurden feucht und die erste Träne rann ihr die Wange hinunter. Fest legten sich seine Arme um sie, langsam wurde sie hin und her geschaukelt.

Nach einer Weile hatte sie sich wieder beruhigt.

„Stör ich?"

Gleichzeitig mit ihrem Bruder sah sie zu dem Mann, der sich zu ihnen gesellte.

„Ah, Tiji. Na endlich." gab Lucys Bruder von sich. Sie löste sich von ihm und krabbelte von seinem Schoß. Kurz nickte sie Tiji zu, der sich ihr gegenüber immer noch abweisend verhielt.

Der reichte ihrem Bruder ein Paket, dass dieser gleich an Lucy weitergab.

„Hier, das ist für dich."

Fragend runzelte sie die Stirn und nahm es entgegen. „Du weißt schon, dass du mir nichts schenken brauchst, oder? Ich hab auch nichts für dich."

Ihr Bruder lachte und nickte. „Aber ich wollte es gerne, Schwesterherz. Und jetzt pack es schon aus, sonst bin ich beleidigt." Mit einem übertriebenen Schmollmund sah er sie an.

Der Weg ist das Ziel (Überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt