Kapitel 6

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Noch beflügelt von dem Ritt reiten wir die Einfahrt runter. Sofort hören wir zwei Stimmen streiten, die eine erkenne ich direkt als Vicki.
"Du bist unmöglich! Ich weiß alles!"

"Quatsch das ist eine totale Lüge. Wer glaubt denn Bitteschön einer, die sich vor kurzen noch nicht mal getraut hat auf einen scheiß Gaul zu steigen ?!"

Ich reite um die Ecke und sehe Vicki und Noah in der Stallgasse stehen. Ich wollte eigentlich den beiden noch ein bisschen zuhören, doch die Hufeisen auf dem Asphalt verraten mich. Noah dreht auf dem Absatz um ,als er mich erblickt.
"Was ist los?" frage ich ganz unschuldig.
"Er hat mich eingeladen" Vicki sagt es mit einer Abscheu, die mich erschreckt.
"Ich habe ihm alles vorgeworfen und gemeint er braucht es gar nicht abzustreiten, dann hat er angefangen dich als Lügnerin zu bezeichnen."
Vicki schüttelt den Kopf. Währenddessen bin ich abgestiegen.
"Wer braucht die schon? Wir enden einfach mit 97 Katzen und drei Hunden. Natürlich damit wir nicht als Katzenladys abgestempelt werden."
Da musste sie lachen. Während wir den Schwarzen fertig machen, malen wir uns aus wie wir leben werden. Mit unseren ewig vielen Katzen.
"Warum war Ben eigentlich nicht bei dir?" fragte ich sie nach einer kurzen stille.
"Ben? Der ist doch gar nicht da."
"Klar. Wir haben doch vorhin noch geschrieben. Er hat uns doch gesehen, als wir über die Straße sind. Er meinte er ist auf dem Weg hier hin.
"Nein ich hab ihn nicht gesehen."
Mhh... warum sollte er mich anlügen? Vor allem wusste er ja dass ich mit Alex unterwegs war. Ich verstehe das nicht. Ich schaue überall nach. Selbst Lucky steht noch auf der Koppel und wartet. Er ist nicht hier. Die Wut die zuerst eingestellt hat, wandelt sich langsam in Sorge um. Wo ist er? Ich rufe ihn an, doch nach kurzem melde dich sofort Mailbox. Ich kann nicht mehr warten. Ich kontrolliere ob ich alles erledigt habe und schreibe Vicky schnell dass ich zu ihm laufe. Immer schneller tragen mich meine Beine zu seinem Haus. Als ich über die große Schnellstraße laufe, warte ich lieber länger als nötig, denn genau hier ist  eine Kurve ,wo man nicht sieht wer kommt und genau hier fahren die meisten viel zu schnell. Auf der Mittelstraße steigt mir ein scharfer Chlorgeruch in die Nase. Nach ein paar hundert Metern komme ich bei ihm zu Hause an. Seine  Mutter kommt gerade aus dem Haus gestürmt. Als sie mich sieht bleibt ihr geschockt stehen.
"Liv? Was machst du hier?" fragt sie erstaunt.
"Ben...Er ist nicht im Stall. Er wollte eigentlich da sein...ich kann ihn nicht erreichen."
So langsam bekomme ich das Gefühl, dass hier irgendwas nicht stimmt.
"Liv..Es ist so..Er ist im Krankenhaus. Er hatte einen Unfall."
Was? Wie kann das sein? Er war doch auf dem Weg zum Stall, zu mir. Leise und langsam schleichen sich Tränen in meine Augen.
"Was ist passiert?"
" auf der Schnellstraße sein Auto in Rhein gefahren. Sie fahren an der Ecke einfach viel zu schnell, ich kann es nicht fassen."
Mit den letzten Sätzen wird sie immer leiser. Steigt ins Auto und ich setze mich neben sie. Schnell tippe ich eine Nachricht an meine Mutter.

-Komme später.Ben liegt im Krankenhaus. Mach dir keine Sorgen.-

Dann schildere ich noch schnell weg hier die Situation. Währenddessen fett Benz Mutter auf dem Parkplatz des Krankenhauses. Ich hasse den Geruch von Krankenhäusern. Jedes Mal wenn ich hier wach bin, ist etwas Schlimmes passiert. Die nette Dame am Schalter schickt uns ins Zimmer 583. Mit schweren Schritten laufen wir den hell erleuchteten Flur entlang. Dann stehen wir vor dieser Tür.
"Kann ich alleine mit ihm reden?" fragt seine Mutter zögerlich.
Ich nicke mit dem Kopf und setzte mich auf den Stuhl gegenüber. Es dauert gefühlte Stunden bis seine  Mutter den Kopf aus der Tür streckt und mich her winkt. Mit schwitzigen  Händen umfasse ich den silbernen runden Türknopf. Bei den ersten Schritten sehe ich ihn noch nicht ,doch dann erkenne ich eine Bettkante, darauf liegt er. Seinen Armen in einem Gips und um seinen Kopf ein Verband gewickelt. Seine Augen sind geschlossen. Mit weichen Beinen bewege ich mich auf das Krankenbett zu. So verletzlich habe ich ihn noch nie gesehen. Ich setzte mich auf den Stuhl neben seinem Bett und streichel mit der Hand am Gips  entlang, bis ich zu seinen Fingern komme. Ich umschließe diese vorsichtig und meinen Händen. Das alles bemerkt er nicht, er schläft tief und fest.
"Was ist genau passiert." flüstere ich seiner Mutter zu.
"Er war auf dem Weg zum Stall, als er auf der Straße eine Katze mit einem Vogel hat spielen sehen. Die Katze ist geflüchtet als sie ihn sah und der Vogel blieb verletzt auf der Straße zurück. Er konnte nicht mehr weg sein Flügel hängt taub über dem Boden. Er wollte ihm helfen und genau in dem Moment kommt ein Raser um die Ecke und versucht noch zu bremsen. Ben hat wohl versucht noch weg zu springen, aber das Auto hat ihn erwischt... zum Glück nicht so stark. Sein Arm ist  gebrochen und ein paar Rippen  geprellt. Auch sein Kopf hat  einiges abbekommen, ob da  irgendwelche größeren Schäden sind,weiß man erst, wenn  er aufgewacht ist."
Wie kann man nur so blöd sein. Aber dann stelle ich mir die Frage, was hätte ich getan und ich muss zugeben, vermutlich dasselbe. Eine kleine Träne kullert mit über die Wange. Das hätte so dermaßen schied gehen können.
"Woher weißt du das alles ?" frage ich sie.
" er konnte es noch immer die Tätern im Krankenwagen erzählen, bevor in Ohnmacht fiel. Zum Glück hat der Fahrer gleich angerufen."
Eine Zeitlang sitzen wir schweigend im Krankenzimmer, bis sie mich bittet hierbleiben, dass ich einen Kaffee holen will. Also ihr bestätigt habe, sofort jemanden zu rufen wenn er aufgewacht oder sonst was ist, verlässt du den Raum. Eine Zeit lang starre ihn einfach nur an. In den letzten Monaten ist er mir so extrem wichtig geworden. Ich will ihn nicht verlieren. Niemals. Ich seufzte. Auf dem Tisch gegenüber liegen Zeitschriften. Auf leisen Sohlen hole ich mir eine die am vielversprechendsten aussieht. Die ersten Seiten sind unwichtig. Dann schlägt mir wieder ein Artikel in die Augen.

Pferdediebe schlagen wieder zu! In Frankfurt wohnen demletzt zwei wertvolle Turnierpferde, mit wie viel versprechenden Papieren, über Nacht aus ihren Boxen geholt und mit einem Transport war, weiter weg vom Hof, zu einem unbekannten Ort gebracht die diese verbinden die Hufen mit einem Stoff damit sie keinen Lärm machen. Also aufgepasst liebe Pferdefreunde, lieber zweimal klären ob der Stall abgeschlossen ist.

Die Pferdediebe wüten schon eine ganze Zeit lang. Wenn wir wirklich auf dem Turnier starten, werde ich aufpassen dass Lenno nichts passiert. Als ich die Zeitung runternehme lächelt mich jemand an. Sofort falle ich ihm um den Hals.

"Nicht so stürmisch, Süße."
Peinlich berührt schaue ich auf seinen Arm.
"Ich bin froh das es dir gut geht."
Er lächelt mich an und nickt mir zu. Dann rufe ich seine Mutter.

Der Weg ins NichtsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt