Der Weg ins Nichts

Kapitel 7

Tag für Tag besuche ich Ben im Krankenhaus, doch jetzt fangen die Klausurtage an und das Training für den Wettbewerb wird immer intensiver. Da bleibt nicht viel Zeit für Freunde und Familie, aber die Fortschritte mit Leno sind langsam sichtbar. Er pumpt nicht mehr so nach unseren Rennen und achtet viel mehr auf seine Beine beim Springen, trotzdem kommen bei mir immer mehr Zweifel auf, ob wir das wirklich können.
" Mach den letzten Schritt kleiner bei der Kurve das schafft er, dann könnt ihr nämlich mit zwei Galoppsprüngen über den Oxer."
Alex gibt mir Tipps, um mit möglichst wenig Zeit durch den Parcours zu kommen. Beim Oxer haben wir immer die oberste Stange mitgerissen,doch diesmal klappt es. Ich klopfe dem Schwarzen den Hals und er streckt sich.
" Gut gemacht. Wir werden das noch ein bisschen üben, aber sobald der Brief mit der Dressuraufgabe da ist, wird gepaukt."
Davor kraust es mir am meisten. Bahnfiguren und Gangarten sauber zu reiten ist nicht mein Problem, aber dadrauf achten und gleichzeitig auch noch eine Koriografie auswendig zu reiten ist eine andere Sache.
Wir stellen uns nochmal an den Start um den Parcours, der aus zwei Oxern, drei Steilsprüngen, einer Tribble und einem In-Out. Eine Runde Galopp um ihn an den Zügel zu holen, dann geht es los.
Zuerst der erste Steilsprung, linksrum und einen Oxer. Ich setzte mich tiefer ein,um seinen Galoppsprung zu verkleinern. Passend springen wir ab und fliegen über das Hindernis. Leno spitzt seine Ohren und wir kommen wieder auf. Die ersten paar Male als wir gesprungen sind hätte ich jedesmal Herzklopfen als wir aufgekommen sind. Doch jetzt vertraue ich ihm, wir sind eins geworden, wenn ich auf ihm reite, ist es so als hätte ich vier Beine.
Bis zum In-Out sind es genau 5 Galoppsprünge. Ich spüre den Schwung unter mir und weiß das es perfekt passen wird. Er springt ab, mit dem Hinterfuß berührt er die obere Stange,doch sie bleibt liegen. Er kommt auf und springt sofort wieder ab. Bei dieser Combo ,darf zwischen den beiden Hindernissen kein Galoppsprung sein, man geht rein und wieder raus. Die letzen Hindernisse klappen gut. Das alles fühlt sich immer an wie ein paar Wimpernschläge.
" Deine Zeit ist in Ordnung. 59,4 sec. Geht besser ist aber nicht schlimm. Beider Ecke zwischen dem Oxer und dem In-Out kannst du es mal mit 4 Sprüngen versuchen,er schafft das."
Gesagt, getan. Auch dieses Mal schaffen wir den Sprung leicht und berühren diesmal noch nichtmal die Stange. Alex ist sehr zufrieden mit uns, beim Abreiten gehen wir nochmal den Parcours durch, wo kann man Zeit einsparen kann und wo man lieber auf Nummer sicher gehen sollte.
" Der Zettel mit dem genauen Parcours wird auch demnächst ankommen, dann geht es richtig los. "
Ja auf den Brief wo meine Dressur- und Springaufgaben aufgeführt sind, lässt ziemlich auf sich warten. Ich steige ab und führe den Schwarzen in den Stall. Schon von weitem höre Chantal schimpfen.
" Daddy! Das geht so nicht weiter, Sternchen macht nie was ich ihr sage,dieses mistvieh ist komplett verzogen. Und jetzt wo selbst Noah geht, will sie gar nicht mehr! Ich will ein eigenes !!"
Sie steht mit ihrem Vater vor Sternchens Box. Diese steht einfach nur da und knabbert an Heu.
" Aber Alex meinte das es für dich besser wäre wenn du erstmal auf einem Schulpferd lernen würdest." Versucht ihr Vater sie zu beruhigen.
" Phh.. Der hat doch keine Ahnung. Wenn ich mein eigenes Pferd habe stelle ich das eh woanders hin." Damit verlässt sie die stallgasse, im Schlepptau ihren Vater. Der arme. Ich mache mich dran Leno abzusatteln und putze sein seidig schwarzes Fell. Ich stecke mir meine Kopfhörer in die Ohren und schließe die Welt komplett aus. Alles weg Ben der im Krankenhaus liegt,die Drohung den Hof zu verlieren und den Druck diesen Wettbewerb zu gewinnen. Nichts kommt nicht mehr von außen an mich ran. Durch meine Kopfhörer strömt die Melodie von 'Blank Space' durch. Das Lied ist zwar alt trotzdem finde ich den Text so schön. Ich bin komplett vertieft in das Lied, als mir jemand auf die Schulter klopft.