Kapitel 27

181 23 3
                                    

Ich scheine sie aus dem Konzept gebracht zu haben, alles ist ruhig, nur Leno wiehert mir begeistert zu.
Meine Schritten führen in seine Richtung. Zuerst langsam, dann gezielt.
Wolfgang Landwolf scheint auch aus seiner Starre aufgewacht zu sein und packt mich am Arm.
„Was tust du hier!" keift er mich an.
„Das sollte ich wohl eher Sie fragen! Und jetzt geben Sie mir mein Pferd!" ich weiß nicht woher der Mut kam, doch in dieser Sekunde verschwand er auch schon wieder. Er geht einen Schritt auf mich zu, und ich kann seinen Atem auf meinem Gesicht spüren. Dann verschwindet er wieder. Ein Déjà-vu. Ben schubst ihn von mir weg und prügelt auf ihn ein. Ich bekomme kein Wort raus. Vorerst blockt Wolfang nur ab, doch dann geht er zum Angriff über. Ein gezielter Schlag und Ben liegt auf dem Boden. Ein dumpfer Schrei entweicht meiner Kehle. Dann kann ich nur noch auf das schauen was direkt vor mir ist. Etwas, das mir mein Blut in den Adern gefrieren lässt.
„Seid ihr nur zu zweit ?!"
Ich schweige, zu gebannt von dem Anblick, bringe ich kein Wort heraus.
„ANTWORTE!" schrie er mittlerweile und kam mit dem Ding näher.
„Ja.. ja sind wir" bringe ich zerknirscht aus meinem Mund. Mit einer Pistole vor dem Gesicht lässt es sich schlecht lügen.
„Gut. Du hörst jetzt genau zu. Du nimmst diesen scheiß Gaul, bringst ihn in den Anhänger und hälst deine Klappe."
Mit jedem Wort kam er näher und platzierte das tödliche Ding an meiner Schläfe.
„Los" flüstert er mir nun fast zärtlich ins Ohr.
Ich nicke nur. Drehe mich um und gehe auf Leno zu.
„Hallo Großer", er blubbert mich an, „wir bekommen das hin ja?"
Ich nehme den Strick und brav folgt er mir Richtung Hänger. Im Hintergrund höre ich Geflüster.
„Was machen wir mit ihnen ?"
„Weiß ich noch nicht"
Ich schüttle den Kopf und gehe weiter. Nicht über reagieren. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und meine Knie sind weich wie Butter, als ich die letzten Schritte in den Hänger rein gehe. Das Gefühl, nun vollkommen in der Falle zu sitzen, verstärkt sich. Die Klappe wird hochgeklappt und eine Dunkelheit erfüllt den Raum. Für ein paar Sekunden denke ich, sie würden mich einfach mitnehmen. Transportiert wie ein Tier, doch dann öffnet sich die kleine Tür vorne und ein Mann steht davor, mit der Waffe.
„Rauskommen."
Ich gehorche. Als ich wieder ins freie trete sehe ich Ben vor wieder auf den Beinen stehend. In den Händen von Wolfgang Landwolf. Blut läuft von seiner Schläfe abwärts. Der Schlag muss ihn hart getroffen haben.
Aus den Ställen tritt ein weiterer Mann, groß und breit gebaut.
„Das waren alle Boss" raunt er mit tiefer Stimme.
„Geh in den Wagen Ivan! Wir kümmern uns nur schnell um diese zwei Möchtegern-Helden"
Damit schaut er Ben an, mit einem Blick der nichts gutes Vermag. Doch Ben würdigt ihm keines Blickes. Seiner hängt an mir und verrückter Weise beruhigt es mich.
„L-A-U-F" formen seine Lippen wortlos.
Ich verstehe erst ein paar Sekunden später.
Ben dreht sich in einer Geschwindigkeit um, die Herr Landwolf nicht hat kommen sehen. Mit einem gezieltem Schubs liegt nun er am Boden. Ich folge seinem Beispiel und trete wild hinter mich. Der zweite tritt saß. Mit gequältem Gesicht sinkt mein Peiniger zu Boden, die Hände zwischen seinen Beinen. Keine Sekunde verschwende ich und renne los.
„Schlampe!" höre ich es hinter mir und ein letzter Blick über die Schulter lässt meinen Atem stocken. Statt meiner Annahme befand sich Ben nicht hinter mir, sonder immer noch in den Armen der drei Männer. Ivan scheint den Lärm aus dem Auto gehört zu haben und kümmert sich nun um Ben.
„Liv! LAUF!" schreit er noch in meine Richtung, schon liegt er wieder auf dem Boden. Ich tue wie mir geheißen und renne. Renne so schnell mich meine Beine tragen können. Mein Herzschlag ist so laut, das ich ihn in meinen Ohren zu spüren scheine. Wo sind die scheiß Pferde??! Meine Beine zittern schon und meine Lunge droht zu platzen. Ständig drehe ich mich panisch um, ständig das Gefühl verfolgt zu werden. Wo sind sie ? Ich kämpfe mich durch Sträucher und Bäume ohne einen Anhaltspunkt oder Orientierung. Warum sieht hier auch alles gleich aus ? Fuck!
Dann läuft es mir wieder kalt den Rücken runter. Ein Schuss hallt durch den Wald. Und aus demnächst höre ich Pferde wiehern. Das Wiehern kenne ich! Epona! Ich renne in die Richtung, aus der das Wiehern kam. Und ein riesiger Stein fällt mir vom Herzen, als ich unsere beiden Mäuse da stehen sehen. Gott sei dank! Mit zitternden Finger versuche ich die Knoten zu lösen. Dann stellt sich mir die Frage, was ist mit Lucy?

Der Weg ins NichtsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt